'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
finden. Nachforschungen sollten später ergeben, dass es sich dabei um die drei Opfer aus der parallelen Mordserie in Berlin handelte. Weller war also nicht nur der jetzige Täter in Göttingen, sondern auch der damalige Mörder in Berlin gewesen. Die Fotos hatte er vermutlich geschossen, um Andenken an seine widerwärtigen Taten zu haben.
Epilog
Berlin, 9. September 2011
Das 18-jährige Mädchen lächelte unsicher. Es winkte seinen Eltern zum Abschied zu, als diese in einem Mercedes die Auffahrt neben dem Haus verließen und die Straße hinabfuhren.
Als der Wagen außer Sichtweite war, tippelte das Mädchen über einen Kiesweg zurück zur geöffneten Haustür, huschte in das Einfamilienhaus am Stadtrand Berlins und schloss die Tür hinter sich. Dann begab es sich in die Küche, um sich eine Flasche Apfelsaft zu holen. Dabei überkam die 18-Jährige plötzlich ein merkwürdiges Gefühl der Unsicherheit. Sie sah sich nervös in der Küche um und schluckte. Obgleich sie genau wusste, dass es vollkommen sicher in diesem Haus war, traute sie der trügerischen Atmosphäre nicht über den Weg.
Du bist hier sicher, verdammt! Es kann dir nichts passieren. Alles wird funktionieren. Ganz bestimmt. Kein Grund zur Panik!
Noch während sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer machte, dachte sie an den seltsamen Anruf zurück, den ihre Eltern vor einigen Tagen erhalten hatten. Ein Anruf, der ihr zukünftiges Leben bestimmen sollte. Ein Anruf vom BKA.
Die 18-Jährige schloss die Wohnzimmertür hinter sich und setzte sich auf die Couch. Den Apfelsaft stellte sie neben sich auf einen Beistelltisch. Kurz darauf griff sie zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Allerdings nicht aus Interesse. Vielmehr diente dieses Unterfangen als Beschäftigungstherapie.
Doch schon im nächsten Moment zuckte sie in sich zusammen. Sie hörte ein lautes Geräusch. Ein merkwürdiges Klirren. Im Haus.
Sie zögerte. Ihr Herz klopfte spürbar schneller. Unbewusst öffnete sie ihren Mund und atmete hektisch ein und aus. Dann hörte sie Schritte. Männliche Schritte. Im Flur.
Mit bebenden Händen wischte sie sich über die Stirn.
Plötzlich stockte ihr der Atem: Die Türklinke wurde hinabgedrückt. Wie in Zeitlupe. Die 18-Jährige stieß einen unkontrollierten Laut aus. Noch immer saß sie wie angewurzelt auf der Couch und konnte sich nicht rühren.
Oder wollte sie es nicht?
Als die Wohnzimmertür aufgestoßen wurde, schrie sie panisch auf, federte endlich in die Höhe und wich hinter die Couch zurück.
„Guten Abend, Kleine“, ertönte eine Männerstimme. „Ich freue mich ungemein, dich wiederzusehen.“
Eine große Gestalt betrat das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und lachte. „Du ahnst gar nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe! Du weißt nicht, welche Mühe ich mir gemacht habe, um dich wiederzusehen!“
Das Mädchen stand noch immer hinter der Couch und schrie.
„Du kannst so laut schreien wie du willst. Deine Eltern sind eben weggefahren. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Und die Nachbarn werden dich nicht hören. Nur wir beide wissen, was hier passiert. Nur wir beide.“
Als die Gestalt einen Schritt auf die 18-Jährige zumachte, sah diese die glänzende Klinge eines Messers aufblitzen. Der Mann hielt es mit der rechten Hand umklammert, während er absurd lächelnd vortrat.
„Du hättest lieber die Rollladen im Badezimmer herunterlassen sollen, Kleine. Es ist schließlich schon kurz nach 21 Uhr. Da sollte man immer auf Nummer sicher gehen. Besonders in dieser Stadt.“
Das Mädchen krallte sich mit beiden Händen an der Couch fest. Es wirkte völlig panisch und verschüchtert. Doch es schrie nicht mehr. Dieser Umstand irritierte den Mörder. Und noch viel mehr verwunderte ihn, dass die 18-Jährige keinen Versuch unternahm, zur Terrassentür zu stürmen, obwohl diese kaum zwei Meter von ihr entfernt lag. Wieso wollte sie nicht fliehen? Warum lieferte sie sich ihm so einfach aus?
„Möchtest du mir etwa beweisen, wie mutig und stark du bist? Oder warum bleibst du wie eine Statue vor mir stehen?“
Das Mädchen erwiderte nichts.
„Du musst mir nicht antworten. Aber es wird auf jeden Fall eine unglaubliche Genugtuung für mich sein, dich endlich zu bestrafen! Drei deiner widerlichen Freundinnen habe ich damals erwischt. Du konntest mir entkommen. Aber ich habe dich wiedergefunden. Jetzt wirst du für mich sterben. Für mich und für Lena. Das bist du uns schuldig.“
Das Mädchen begann zu
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