'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

für die Buchstaben H, B und S, die bekanntermaßen mit den Initialen der Straße identisch sind, in der die Koses damals gewohnt haben. Bruns wollte sicherstellen, dass wir die Verbindungen zwischen seinen Tatserien erkannten. Zudem scheuchte er Laura Steffel gezielt über den Acker zu meinem Haus. Während ihrer Flucht trieb er sie sogar eigenmächtig weiter, da sie vor Schwäche eingeknickt war. Er wollte sie unbedingt zu mir hetzen und vor meinen Augen erschießen. Nur so erhoffte er sich unsere volle Aufmerksamkeit und Konzentration, die er für nötig erachtete, damit wir die Parallelen seiner Tatserien entdeckten.“
    „Anschließend griff er Jessica Leimen auf. Die Sporttasche im Wald sowie die Knallfrösche und Videoaufnahmen hatte er bewusst vorbereitet, um uns in dem Glauben zu bestärken, es mit einem absolut irren Mörder zu tun zu haben. Wir sollten nicht auf die Idee kommen, dass es in Wahrheit gar nicht um Jasmin, sondern um Berta ging. Schließlich traut man einem Irren keinen solchen Plan zu. Vielmehr lenkten wir unser Augenmerk voll und ganz auf dessen offensichtliches Hauptziel, um das Schlimmste zu verhindern.“
    „Kurz darauf ermordete er Gabriella Zank“, sagte Nora. „Nachdem er Jasmin und Julia bei deren Klassenfeier abgesetzt hatte, fuhr er zunächst zurück zu Anna und schüttete heimlich ein Schlafmittel in ihr Wasserglas. Sie wachte erst am nächsten Morgen wieder auf und fragte ihn, wann sie am vorherigen Abend schlafen gegangen sei, da sie sich daran nicht mehr erinnern könne. Bruns gab an, dass sie zusammen ferngesehen hätten und gegen elf Uhr zu Bett gegangen seien. In Wahrheit hatte er Anna aber schon um kurz vor halb zehn hinauf ins Schlafzimmer getragen. Da sie seiner Aussage jedoch glaubte, hat sie uns bei der ersten Befragung glaubhaft versichert, dass Bruns zur Tatzeit bei ihr gewesen sei. Doch kaum hatte sie oben im Bett gelegen, da war er zurück zum Göttinger Wald gefahren, um sich dort auf die Lauer zu legen. Nach einiger Zeit liefen ihm Gabriella und Stefan Peters in die Arme. Die beiden wollten im Wald ein wenig für sich sein. Doch plötzlich habe Stefan seine Freundin geschlagen. Dann wäre er wie der Blitz von ihr weggerannt und hätte sie alleine zurückgelassen. Weil er überaus wütend gewirkt habe, ist Bruns felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Peters nicht wiederkäme.“
    „Daraufhin ist er zu Gabriella gegangen und hat sie erschlagen“, schlussfolgerte Kortmann.
    „Ja, jedoch kam Peters unerwartet zurück“, fuhr Tommy fort. „Er wollte sich wohl bei Gabriella für sein Verhalten entschuldigen. Dabei erschien er so schnell, dass Bruns nicht mehr verschwinden konnte. Als Stefan Gabriellas Leichnam sah, rastete er vollkommen aus. Er habe sich einen Ast gegriffen und sei auf Bill losgestürmt. Doch Bruns war zu stark.“
    „Weil wir Stefan aber fortan als Hauptverdächtigen betrachteten, musste Bruns ihn uns als Opfer nachliefern. Er hatte ihn nämlich nach dem Mord im Göttinger Wald zunächst zu seinem Wagen getragen und anschließend außerhalb der Stadt verscharrt. Der Student wäre sicherlich niemals gefunden worden. Er sollte ein nebensächlicher Faktor sein. Wir sollten Weller jedoch als Täter ansehen. Also musste Bruns den Studenten wieder ausbuddeln und im Göttinger Wald als weiteres Opfer ablegen.“
    „Sonst hätten wir womöglich gedacht“, kombinierte Kortmann, „dass Peters der Täter ist und anschließend wie vom Erdboden verschwunden sei. Dann hätte es eine erfolglose Fahndung gegeben und irgendwann wäre der Fall zu den Akten gelegt worden. Folglich wäre auch die Verbindung zu Bruns’ damaligen Taten verpufft.“
    „Ganz genau. Und Bruns hat Peters nicht als Sündenbock benutzt, weil der Student mit Sicherheit einige Personen kannte, die uns früher oder später hätten bestätigen können, dass er vor zwei Jahren nicht in Berlin war. Somit hätten wir erkannt, dass Peters nicht der Täter von damals sein kann. Aber genau auf diesen Punkt kam es Bruns ja an. Albert Weller war hingegen seit mehreren Jahren Single und kannte niemanden, der täglich mit ihm zusammen war oder vor zwei Jahren mit ihm zusammen gewesen wäre. Folglich hätte er damals in Berlin der Mörder sein können. Zumal zur fraglichen Zeit Sommerferien waren. Es gibt keine Person, die diesen Punkt widerlegen könnte. Das hat Bruns nach einigen Recherchen schnell herausgefunden. Somit fand er in Weller den perfekten Sündenbock für seine