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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Unterhaltung gar nicht, denn er war Ire und hing mit ganzem Herzen an Thor.
    » Dieser Christus hat doch keine Macht«, widersprach er. Wenn du einen Beweis dafür brauchst, dann sieh sie dir doch bloß mal nebeneinander an, meinen Gott und ihn. Der Christengott ist an ein Stück Holz genagelt, mein Gott hat einen Hammer.«
    Er spuckte sich in die Hände und schlug sie zusammen, wie bei einem Thing, wenn man ein unwiderlegbares Argument vorbringt, und selbst Jutos musste lachen.
    Trotzdem brauchte ich nicht lange zu warten, ehe ich mehr über die Sieben erfuhr, denn Jutos’ Vater gesellte sich bald darauf zu uns. Im Abendrot erschien er zunächst nur als großer, schlanker Schatten, der langsam und leicht gebeugt näher kam, flankiert von zwei untersetzten Gestalten in Kettenhemd und hohem Helm, wie die Magyaren und die Chasaren sie liebten. Dann, beim Nähertreten, konnte ich sein Gesicht erkennen, und was ich zunächst für einen kahlen Kopf gehalten hatte, war weißes Haar, grau gesträhnt und fest zurückgebunden.
    Als er noch näher kam, hielt Ospak die Luft an, und Schwarzauge wurde ganz still und nahm einen sonderbaren Gesichtsausdruck an, so wie sie immer reagierte, wenn sie etwas Schreckliches sah.
    Dieser Bökény hatte ein Gesicht wie ein Totenkopf. Er hatte keine Nase und keine Ohren, und seine Wangen waren vom Alter so eingefallen, dass die Haut auf den Jochbögen unter seinen Augen zu reißen drohte. Sein Gesicht war stark gefurcht, und zu beiden Seiten des Mundes zogen sich fast fingertiefe Narben nach unten. Das eine Auge war milchig-weiß, doch das andere war schwarz und lebhaft wie das einer Krähe. Sein Haar war im Nacken zusammengebunden, doch es reichte ihm fast bis zum Gürtel.
    Das fiel mir sofort auf. Finn hatte vor langer Zeit ein Ohr verloren und band deshalb sein Haar nie zurück. Doch diesem Mann, diesem magyarischen horca, machte es nichts aus; nein, mehr noch, er zeigte der Welt sein Gesicht wie ein trotziges, triumphierendes Siegeszeichen.
    Mit steifen Knien hockte er sich hin, und ich betrachtete seinen Mantel, der an den Schultern von Scheiben zusammengehalten wurde, auf denen ein Vogel mit einem Schwert abgebildet war. Der Anblick versetzte mir einen Schock, denn das Schwert war ein Säbel, und ich hatte gehört, dass diese Magyaren Attilas Schwert verehrten, denn im Grunde genommen waren sie ursprünglich Hunnen. Ich wurde auch an etwas erinnert, das in meiner Seekiste schlummerte – falls ich überhaupt noch eine Seekiste besaß.
    Der alte Mann zog seinen Mantel enger und sprach zu uns, Jutos übersetzte. Es war die übliche Begrüßung, höflich und unverbindlich, und ich bedankte mich und sagte ebenfalls etwas Freundliches.
    Dann sagte er etwas zu Jutos, und der antwortete ihm, dann zuckte er die Schultern und wandte sich an mich.
    » Er möchte wissen, womit ihr handelt. Bisher haben wir euch aus Gastfreundschaft hier behalten, aber wenn die, die wir ausfindig gemacht haben, deine Leute sind, dann werden sie wahrscheinlich Essen und noch andere Dinge brauchen. Hast du etwas zum Handeln?«
    Ospak knurrte; ihm gefiel dieses Gerede vom Handeln überhaupt nicht, denn wie alle Eingeschworenen entschied er lieber mit dem Schwert, was er haben wollte. Aber nicht jetzt, wie ich ihm deutlich zu verstehen gab, wenn wir zahlenmäßig so deutlich unterlegen waren, was er wohl oder übel akzeptieren musste.
    Ich wusste nicht, was uns zum Handeln noch übrig geblieben war, hielt es aber für das Beste, dem Magyarenfürsten möglichst erträgliche Geschäfte in Aussicht zu stellen. Also sagte ich, dass wir viele Wertsachen an Bord hatten, ehe unser Schiff zerbrach, und dass ich sicher sei, es sei nicht alles verloren gegangen.
    Jutos übersetzte es für seinen Vater, der eine Weile nachdachte, wobei sein Gesicht in der roten Abendsonne so zum Fürchten aussah, dass Kinder davor unter die Röcke ihrer Mütter geflüchtet wären. Dann sprach er wieder, und Jutos sah mich etwas ratlos an.
    » Er möchte wissen, ob du ihm das Masurenmädchen überlassen würdest, und was du dafür haben willst«, sagte er. Ich sah ihn an, und mein Blick verriet ihm die Antwort, ohne dass ich etwas sagen musste. Mit einem kurzen, fast erleichterten Nicken teilte er es seinem Vater mit, der etwas murmelte.
    » Er sagt«, übersetzte Jutos, » dass es schwer ist, mit euch Nordmännern zu handeln. Es scheint sein Schicksal zu sein, außergewöhnliche Sklaven zu treffen, die er nicht bekommen kann. Er möchte auf

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