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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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gibt.«
    Ich stand schwankend auf. Schwarzauge half mir auf, bückte sich dann und hob etwas auf, das neben mir gelegen hatte. Mein Schwert, noch immer in seiner Scheide, allerdings fehlte ein Teil des silbernen Wehrgehänges.
    » Damit habe ich dich an Land gezogen«, sagte sie mit ihrer dünnen Kinderstimme. » Ich musste es abmachen, denn es hatte sich um deinen Hals geschlungen und hätte dich erwürgt.«
    Ich befühlte die brennenden Striemen an meinem Hals und fragte mich, woher sie diese Kraft gehabt hatte. Ich nahm das Schwert in die Hand– Jarl Brands Schwert. Wenigstens das hatte ich noch, wie ich erleichtert zu Ospak sagte.
    » Ja, das ist wirklich gut, denn ich habe nur noch mein Tischmesser«, antwortete er, dann machte er eine Kopfbewegung. » Und die dort drüben machen mir Sorgen.«
    Ich folgte seinem Blick und entdeckte sechs Reiter, die knapp in Schussweite standen und uns beobachteten, die Bogen in der Hand, die Pfeile auf der Sehne.
    Ich sah Ospak an, dann Schwarzauge, deren Gesicht völlig ausdruckslos war.
    » Magyaren«, sagte sie.
    Ein schwacher Trost.
    Gleich darauf passierten zwei Dinge, und es ist manchmal wirklich merkwürdig, an was für einem dünnen Faden das eigene Leben hängen kann. An unbedeutenden Dingen wie einem richtig verstandenen Tonfall oder einem Kratzen am Ohr.
    Schwarzauge trat zwei Schritte auf sie zu und rief sie auf Masurisch an, was sie offenbar verstanden. Gleichzeitig kam ein Hund angetrabt, ein langbeiniges Tier, dessen glattes Fell die Farbe von trockenem Farnkraut hatte, er kam direkt auf mich zu. Obwohl sein Fell glatt war, erinnerte er mich an die großen, drahthaarigen Wolfshunde, die wir vor noch nicht allzu langer Zeit bei uns hatten; wir hatten sie in der großen Schneewüste gegessen und nicht viel mehr übrig gelassen als die Pfoten, was mir später leidtat.
    Der Hund kam näher und setzte sich. Ich ging auf ihn zu, es waren nur ein paar Schritte. Er ließ sich hinterm Ohr kraulen.
    Die Reiter gerieten in Bewegung. Der Anführer ritt vor, die leeren Hände ausgestreckt, er blieb ein Stück vor uns stehen und wartete, dass ich zu ihm kam. Der Hund folgte mir.
    Der Mann war bleich und hatte einen schwarzen Schnurrbart, sein Kinn war sauber rasiert. Die Augen über den hohen Backenknochen waren dunkel, sein Haar hing unter der spitzen, pelzbesetzten Kappe hervor und war in zahllose kleine Zöpfe geflochten. Er trug einen bestickten Mantel über einer weiten Hose, deren Beine in hohen Stiefeln steckten, die zu beiden Seiten mit Silbermünzen besetzt zu sein schienen.
    Wir radebrechten und suchten nach einer gemeinsamen Sprache, schließlich verständigten wir uns auf Griechisch. Er grinste mich an und legte seine Hand auf die Brust.
    » Bökény fia Jutos«, erklärte er, und ich verstand, dass dies sein Name war. Später sollte ich lernen, dass es bedeutete, dass er Jutos sei, Sohn des Bökeny.
    » Orm«, erwiderte ich und klopfte auf meine Brust. » Ruriksson.«
    » Du bist ein Ascomanni, aus Wolin«, sagte er, und ich klärte ihn auf. Er runzelte die Stirn.
    » Sipos sagt, man kann dir vertrauen«, erklärte er, und es klang, als wundere er sich. Ich brauchte einen Moment, ehe ich verstand, dass er den Hund meinte.
    » Sipos«, sagte Schwarzauge und trat neben mich; der Hund leckte ihre Hand und grinste mit hängender Zunge. » Das heißt Pfeifer. Die Magyaren nennen diese Hunde viszla, das heißt Hirschhund, es sind begehrte Jagdhunde.«
    » Du bist Masurin«, sagte Jutos und sah sie an. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Dann nickte er und wendete das Pferd.
    » Kommt«, sagte er. Ospak sah mich an und zuckte die Schultern. Wir hatten ja in dieser Angelegenheit nicht viel zu sagen, denn die Reiter scharten sich um uns wie Hirten um eine Herde. Wir gingen ein Stück nach Osten, vom Flussufer fort, was mir nicht gefiel, weil es weiter von den anderen wegführte.
    » Wenn es die anderen noch gibt«, erwiderte Ospak leise auf meine Bedenken. » Es war ein sehr großer Baum.«
    Wir ließen das Überschwemmungsgebiet hinter uns und gingen auf die Hügel zu, bis wir zu einem Bach kamen, der zwischen hohen Felsen dahinplätscherte und weiter unten einen dunklen Teich bildete. Hier hatten sie ihr Lager aufgeschlagen, eine Ansammlung von zwei- und vierrädrigen Wagen, manche mit einer Plane überdeckt. Pferde wieherten, dichter Rauch stieg auf, und beim Bach hockte eine freundlich lächelnde Frau, die ihre Röcke sittsam ausgebreitet hielt und

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