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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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dieser Reise nicht noch mehr von euch kennenlernen.«
    Ospak lachte leise. » Na, dann sind wir ja quitt«, sagte er, doch er grinste, was es etwas abmilderte, » denn zumindest dieser Nordmann hier möchte ein solches Gesicht ebenfalls nicht mehr sehen. Wie ist es bloß dazu gekommen?«
    Ich schloss die Augen und machte mich auf den Sturm gefasst, der jetzt losbrechen würde, aber ich hatte mich geirrt. Es war keine Beleidigung, wenn man sich über dieses Gesicht äußerte.
    » Er gehörte zur Horde des Großfürsten Bulcsú«, erwiderte Jutos, und der alte Mann hob den Kopf, als er diesen Namen hörte. » Er ist der letzte der Sieben.«
    » Bulcsú«, wiederholte der Alte, dann fing er an zu erzählen, in seiner eigenen Sprache. Es war eine lange Erzählung, fast wie eine unserer Sagen und wie ein Epos der Griechen, und obwohl keiner von uns dreien sie verstand, waren wir allein von der Darbietung tief beeindruckt.
    Er war genauso gut wie ein Skalde, der vom Eisriesen Ymir erzählt, dessen Schädeldecke den Dom der Welt bildet, oder von Muspell, wo es gleichzeitig Eis und Feuer gab, oder von Odin und den Göttern Asgards. Nur dass diese Erzählung des alten Mannes keine Sage aus grauer Vorzeit war, sondern sich erst vor kurzer Zeit und in seinem eigenen Leben ereignet hatte. Jutos übersetzte uns das Wichtigste.
    Der Alte erzählte vom Lechfeld vor zwanzig Jahren, als die Magyaren, in deren Adern noch immer das feurige Blut aus Attilas Zeiten floss, Otto den Großen herausforderten, den Vater des jetzigen Otto. Der alte Mann sprach mit Begeisterung von all den Sippen, die aufmarschiert waren und stolz die Banner ihrer Anführer Léhel, Súr und Bulcsú im Wind flattern ließen.
    Er klatschte in die Hände und imitierte die Hörner, Trommeln und Messingbecken, mit denen sie sich anfeuerten, er stieß die alten Schlachtrufe aus und deutete an, wie sehr sie darauf versessen waren, zu kämpfen. Er stand auf und wirkte jetzt nicht mehr so steifbeinig wie vorhin, er saß mit gespreizten Beinen auf einem unsichtbaren Pferd und feuerte nach hinten, während er die Flucht zusammen mit den anderen andeutete– mehr als zwanzigtausend Mann an diesem Tag.
    Ich hatte von dieser Schlacht gehört. Doch schließlich waren die Bogenschützen auf ihren leichten, schnellen Pferden von den geschlossenen Reihen der Sachsen überwältigt worden. Heldenhaft hatten sie sich ihnen entgegengeworfen und waren grausam niedergemacht worden, bis nur noch eine Handvoll übrig war, darunter die Anführer.
    Mit grimmigem Gesicht und Tränen in den Augen sah Jutos, wie der alte Mann zusammenbrach; das Getränk, das ihm jemand brachte, lief in den tiefen Furchen neben seinem Mund herunter.
    » Die Sachsen schnitten den Überlebenden Nase und Ohren ab und schickten sieben von ihnen zurück zum Fürsten Taksony, der damals regierte«, berichtete Jutos. » Léhel und Bulcsú hängten sie in Regensburg an einem Turm auf. Súr war einer der Sieben, die zurückkamen, und man brachte ihn um, weil er diese Tragödie angezettelt hatte, denn er stammte nicht von Árpád ab. Trotzdem wurden die letzten Überlebenden für ihre Tapferkeit gelobt und belohnt, und mein Vater ist der einzige, der von ihnen noch übrig ist. Seit der Zeit bleiben die Magyaren in ihrer Heimat, aber die Sachsen hassen sie bis heute.«
    » Heya«, sagte Ospak, dessen irische Seele von dieser Geschichte überaus beeindruckt war, und der Alte hob den Kopf und nickte dankend für diese Anerkennung.
    » Seitdem reisen wir als Händler auf der Bernsteinstraße«, fuhr Jutos fort. » Es gibt schon wieder mehr von uns. Damals sind alle Mitglieder unsere Sippe, die mit meinem Vater geritten sind, in der Schlacht umgekommen, aber langsam werden wir wieder zahlreicher. Und eines Tages werden wir mächtig genug sein, um es den Sachsen heimzuzahlen.«
    Ich sah den alten Mann an, der dort so bleich im Dunkel hockte, vorgebeugt und müde, und um ihn herum etwa vierzig Wagen mit Pferden, Männern, Frauen und Kindern. Ich dachte an Hestreng, und wie mir schien, hatten wir doch viele Gemeinsamkeiten, der alte Magyar und der Nordmann.
    Man brachte uns Pferde, aber ich sagte Ospak, er solle bei dem Mädchen bleiben. Mit unbewegtem Gesicht saß Jutos auf seinem Pferd und sagte nichts, als ich auch aufsaß. Wir wurden begleitet von einem halben Dutzend Magyaren in ihren Spitzhelmen mit aufwendigen Nasenstücken, bewaffnet mit Lanzen und Bogen. Bökény stand schwerfällig auf und nickte seinem Sohn zu, der

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