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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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wo Finn und Botolf mit dem lahmen Hengstfohlen standen. Der kleine Toki war bei ihnen und hielt den Kopf des Pferdes. Er konnte gut mit Pferden umgehen, und zu meiner Überraschung Abjörn und die fünf Männer von Jarl Brand ebenfalls, die alle in ihren Kettenhemden und gut bewaffnet bereitstanden. Abjörn hatte seinen Helm unter dem Arm; sein ernstes Gesicht wirkte wie versteinert.
    » Wir kommen mit euch«, sagte er und sah von einem Mann zum anderen, » aber erst müssen wir dich um etwas bitten.«
    Es gefiel mir nicht, dass sie noch alle hier waren und nicht bei dem Zug, der sich mühsam den Gebirgspass hinaufquälte– aber was wir zu tun hatten, würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.
    Es war keine lange Zeremonie. Wir stiegen eine kleine Anhöhe hinauf, wo ein flacher Felsen über die Straße hinaus ins Reich der Alben ragte, auch Lokkes Reich genannt. Manchmal hörte man, wie jemand erschrocken die Luft anhielt, wenn er aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah oder wenn die Sonne auf ganz bestimmte Weise auf dem Wasser flimmerte, denn dann wussten sie, das war Lokke, der Spielmann; der Alben-Herrscher, den man niemals richtig sah und auch gar nicht sehen wollte.
    Ich dachte an meinen Wunsch und sah zum Himmel hinauf, ich wollte kein geheimnisvolles Glitzern irgendwelcher Augen sehen. Mein Geschäft betraf nur Odin.
    Ich zog mein Schwert– die gute Klinge, nicht die schartige, die von der Elk gerettet worden war, denn die hatte Kvasir gehört, und ich hätte mich um nichts in der Welt von ihr getrennt. Doch auch dieses andere Schwert war eine gute Waffe; wir hatten sie den Männern abgenommen, die wir an unserem Runenstein getötet hatten, also war es ein großzügiges Geschenk für Odin. Ich hörte, wie die Männer schwer atmeten, denn es war wohlbekannt, dass die Alben kein Eisen mochten, als ich die Klinge in den weichen Grasboden vor dem Stein stieß. Toki brachte mir das lahme Pferd.
    Es schnupperte hoffnungsvoll in meiner Hand, fand aber nichts und hatte auch keine Zeit, enttäuscht zu sein, denn schon stieß ich meinen scharfen Sax in seine Halsschlagader. Es zuckte und wieherte kurz auf, und der Metallgeruch des Blutes verstärkte seine Angst noch. Es schlug aus und bäumte sich auf, und Toki und ich hielten das Seil mit aller Kraft fest, bis das Blut schwacher pulsierte und anfing, auf der Felsplatte und an meiner Klinge zu gerinnen.
    Die Männer riefen mit lauter Stimme Odins Namen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Finn nahm den scharfen Sax und begann das Pferd zu zerlegen– Odin wollte nur das Blut und die Klinge; er brauchte das viele Fleisch nicht und die Alben erst recht nicht, wie sie ja auch keine Kleider brauchten. Finn zog auch das Fell ab, aber er wartete, bis ich laut meinen Wunsch gesagt hatte.
    Der war einfach genug: ein Leben für ein Leben. Er solle alle überleben lassen und dafür, wenn nötig, mein Leben nehmen. Die Männer murmelten und nickten, aber mir war hinterher das Herz schwer wie ein Stein, denn Odin wollte immer ein Leben haben, und es gab nie genug Blut und Stahl, um den Einäugigen zu befriedigen.
    » Ach so«, sagte Botolf, » darum wolltest du das Pferd gestern nicht schlachten. Sehr klug von dir, Orm. Das hätte ich mir auch denken können.«
    » Das ist nicht gut«, knurrte Finn, » das eigene Verderben so herbeizuwünschen.«
    » Randr Sterki wird uns verfolgen bis in den Tod«, erwiderte ich; und Finn wusste besser als alle anderen, warum das so war. Er zuckte die Schultern.
    Dann trat Abjörn vor. Er sah die Männer hinter sich an und nickte.
    » Jarl Orm«, sagte er, » wir möchten deinen Eid ablegen.«
    Ich war sprachlos. Finn knurrte, schließlich fand er die Worte, die ich nicht herausbrachte.
    » Ihr habt doch schon einen Eid auf Jarl Brand abgelegt«, sagte er, und Abjörn trat unsicher von einem Bein aufs andere und sah sich Beistand suchend zu den Männern hinter sich um.
    » Jetzt hat er uns Jarl Orm überlassen«, entgegnete er dickköpfig. » Und Jarl Brand ist doch fast wie ein Bruder von Jarl Orm.«
    » Ihr seid mir nur geliehen«, versuchte ich vorsichtig zu widersprechen, denn ich wollte ihn nicht verärgern. » Nicht geschenkt.«
    » Trotzdem.« Abjörn schob trotzig das Kinn vor. » Wir sind uns alle einig, dass wir dich fragen wollten– Rovald, Rorik Stari, Kaelbjörn Rog, Myrkjartan, Uddolf und ich.«
    Beim Nennen der Namen trat jeder Mann vor, entschlossen wie ein Stein, der bergab rollt.
    » Das ist doch Unsinn«, sagte Finn und sah

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