Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
genug Zeit, ich bin aus der Übung. Deshalb habe ich ihn verfehlt.«
    Er zog den Bogen und drei Pfeile hervor und hielt sie mir hin, sein eckiges Gesicht mit der flachen Nase sah stolz aus. Er grinste.
    » Ich war nicht immer ein Sklave«, sagte er. » Ich habe auf meinem eigenen Land gejagt.«
    Ich sah ihn an; er war mager, mit dunklen Augen und dunklem Haar, weit fort von seinem eigenen Land, irgendwo in der Finnmark, und doch trug er seinen Kopf so hoch, dass er unter anderen Umständen dafür verprügelt worden wäre. Ich sagte, er solle den Bogen behalten, er würde ihn früher oder später bestimmt brauchen.
    Kuritsa schien überrascht, dann lächelte er und drückte die Waffe an seine Brust, als würde sie ihn wärmen.
    » Sie jagen zu viert«, sagte er plötzlich. » Einer von den ham-ramr und noch drei andere, die als Späher für ihn arbeiten und ihm ihre Schilde überlassen. Die Götter waren mir gnädig, dass ich nur auf die beiden Späher traf und nicht auf den ham-ramr.«
    Ich sah ihn an; das Wort ham-ramr war interessant, denn es bezeichnete einen Menschen, der in einer Art Anfall seine Gestalt verändern kann, was ihm außergewöhnliche Kräfte gibt. Kein Wunder, dass die Thrall schreiend davongelaufen waren, und umso bemerkenswerter, dass dieser es nicht getan hatte. Thorgunna allerdings beklagte sich leise über den Leichtsinn, einem Sklaven eine Waffe zu überlassen.
    » Du solltest jetzt schlafen«, sagte ich und bekam das übliche verächtliche Schnauben zur Antwort.
    » Ich bin zu alt für kalte Nächte auf nassem Boden«, erwiderte sie. » Na ja, aber bestimmt wird es helfen, deinen Sohn zu einem zähen Burschen zu machen, denn es sieht ganz danach aus, als sei das alles, was er einmal erwarten kann.«
    Ich ignorierte ihre spöttische Bemerkung. Ich legte meine Hand auf ihren Bauch, fühlte die Wärme und bildete mir ein, ich könne fühlen, was darin heranwuchs. Ich dachte auch, wie es sich anfühlen musste, wenn ich das, was da darin war, verlor, und die Mutter dazu. Wenn ich all meine Hoffnungen begraben und Freya überlassen müsste, und damit ein Stück meiner selbst in die kalte Erde legen müsste.
    Was übrig blieb, dachte ich, wäre ein Draug, ein lebender Toter mit nur einem Gedanken– Rache. Wie Randr Sterki. Ich wusste, solange er lebte, würde er nie aufgeben.
    » Hast du einen Plan?«, wollte Thorgunna wissen.
    » Ja. Am Leben bleiben und Vitharsby erreichen, dann zu Jarl Brand.«
    » Ich fürchte den Tod nicht«, sagte sie plötzlich. » Aber vor dem Sterben habe ich Angst.«
    » Du wirst nicht sterben«, sagte ich und merkte jetzt, wie richtig es war, was wir zu tun gedachten. Sie sah mich an, ein bisschen überrascht vielleicht vom Ernst in meiner Stimme. Ich selbst war auch überrascht, denn ich spürte, dass ein wenig von Odin darin war, während er mir eingab, was ich als Nächstes zu tun hatte.

Kapitel 5
    Ein bleischwerer Morgen graute, es sah nach Regen aus. Wir hatten alles gepackt und waren abmarschbereit, noch ehe die Sonne über die Berge kam, die wir überqueren sollten.
    Jasna wälzte sich aus dem Wagen, in dem die Königin neben den Kindern und anderem Gepäck lag; wir hatten nicht viel Platz für die, die nicht schnell genug mitkamen. Ich hatte Zweifel, ob die dicke Sklavin mithalten würde bei dem Gewicht, das ihre Plattfüße zu tragen hatten, aber wenn es ihr Mühe machte, dann verriet ihr breites, düsteres Gesicht nichts davon. Das Masurenmädchen ging leichtfüßig neben ihr her; es war eine Freude, ihr zuzusehen, was für ein Kontrast zu dieser dicken Frau!
    » Hoffen wir, dass Jasna mithält«, brummte Thordis, die sich ein Tragetuch mit dem plärrenden Hroald umgeschlungen hatte. » Je länger wir sie vom Wagen fernhalten können, desto dankbarer werden uns die Pferde sein.«
    » Und beim Laufen wird sie ein paar überflüssige Pfunde verlieren«, sagte Ingrid lachend und setzte Helga auf den Wagen, wo Cormac bereits freudestrahlend hockte. Aoife kümmerte sich um die Kleinen und um die leise stöhnende Königin. Mit einem Ruck zogen die Pferde an; die Königin wimmerte.
    » Sie wird das nicht mehr lange aushalten«, flüsterte Jasna mir in ihrem kümmerlichen Nordisch zu. » Die erste Entbindung ist schwer für sie. Meine kleine Sigrid mag nur noch süße Sachen. Ich habe ihr die ganze Nacht heiße Milch mit Honig gegeben.«
    Ich fragte mich, ob sie ihren Schützling auch noch gefüttert hatte. Doch damit war es jetzt vorbei, dachte ich und sah hinüber,

Weitere Kostenlose Bücher