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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kernick
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»Sag so was nicht, Guy.«
    »Hey, ich frag ja nur.«
    Ash sah angespannt auf. »Ihr ist etwas ganz Schreckliches zugestoßen. Und ich glaube, sie wurde oder wird verfolgt.«
    »Scheint mir aber nicht so, als wäre jemand hinter ihr her«, meinte Tracy.
    »Jedenfalls brauchen wir einen Krankenwagen. Sie ist ja völlig traumatisiert.«
    »Ich rufe einen«, meldete sich Nik. Er holte sein Handy heraus und fing sofort an zu fluchen. »Verdammt, kein Empfang hier.«
    Daraufhin checkte Ash ihr Handy, ebenso Guy und Tracy. Alle mit dem gleichen Ergebnis. Einer der Gründe, weshalb Ash diese Region ausgesucht hatte, war ihre völlige Abgeschiedenheit. Nik bekam ständig berufliche Anrufe, und sie hatte gewollt, dass dieses Wochenende anders würde, deshalb war sie eigentlich froh gewesen, dass es hier keinen Empfang gab. Doch nun merkte sie, wie weitab von der Zivilisation sie sich befanden.
    »Himmel, was stimmt bloß nicht mit diesem Land«, brummte Guy und schaute angewidert auf sein Handy. »In jedem Loch der Dritten Welt habe ich einen perfekten Empfang. Nur hier …«
    »Sei ruhig«, zischte Nik. »Auf dein Gejammer können wir gerade gut verzichten.«
    »In der Lodge gibt es einen Festnetzanschluss«, erinnerte sich Ash und versuchte, die Situation zu entspannen. »Sie liegt zehn Minuten von hier. Von da können wir einen Krankenwagen rufen oder sie, wenn es sein muss, selbst ins Krankenhaus fahren.«
    »Aber wir wissen ja nicht einmal, wer sie ist«, warf Tracy ein, die plötzlich wieder so pomadig wirkte wie ihr Mann.
    »Eben. Und sie kann es uns nicht sagen. Deshalb müssen wir ihr helfen.« Gütiger Himmel, dachte Ash bei sich, haben die im Ausland ihre menschlichen Empfindungen abgelegt? Sie reichte dem Mädchen eine Hand und half ihm auf die Beine. Dabei bemerkte sie etwas an ihrem Handgelenk. Zunächst sah es aus wie ein normales Armband, doch es war aus hartem Plastik und saß extrem eng.
    Das Mädchen sah es auch, zum ersten Mal, hätte man meinen können, und sie versuchte es abzureißen. Es bewegte sich nicht.
    »Was glaubst du, was das ist?«, fragte Ash ihren Mann und hielt ihm den Arm des Mädchens hin.
    Sie inspizierten es beide.
    »Keine Ahnung«, sagte Nik. »Sieht aus wie ein Armreif.«
    »Außer dass er fest verschlossen ist.«
    »Was könnte es dann sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das Mädchen zog den Arm weg, klopfte mit dem Finger auf das Armband und deutete dann Richtung Wald. In ihren Augen stand die Angst.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Tracy.
    Guy legte den Arm um seine Frau. »Mir auch nicht. Aber wenn wir das Gör schon mitschleppen, sollten wir uns beeilen. Es wird gleich dunkel.«
    Tatsächlich verschwand die Sonne hinter einem der Hügel, und es wurde merklich kühler.
    Sie wandten sich um und machten sich eilig auf den Weg zur Lodge, das Mädchen hielt eifrig Schritt, schaute aber immer wieder furchtsam über die Schulter.
    Er beobachtete sie aus seinem vielleicht hundert Meter entfernten Versteck und fluchte. Fast hätte er die kleine Schlampe vorhin schon erwischt. Mit dem GPS-Sender an ihrem Handgelenk war es kein Problem gewesen, ihre Schritte zu verfolgen, und er glaubte, er hätte ihr den Weg abgeschnitten. Aber sie war verblüffend schnell und besaß eine Ausdauer, die er nicht bei jemandem erwartet hätte, der die vergangenen beiden Wochen angekettet in einem Keller verbracht hatte. Doch wie er selbst nur allzu gut wusste, setzte die Verzweiflung manchmal die merkwürdigsten Kräfte frei.
    Und jetzt hatte er ein echtes Problem.
    Sie alle hatten es.

3
    »Besorgen wir dem armen Ding etwas zum Anziehen«, sagte Ash, als sie die Tür der Lodge aufschloss und eintrat. »Sie friert sich ja zu Tode. Komm her und setz dich.«
    Sie führte das Mädchen zum Sofa, wo es sich mit einem Kissen bedeckte und Ash ansah. Sie wirkte noch immer zu Tode erschrocken.
    Ash lächelte sie aufmunternd an. »Alles okay jetzt. Du bist in Sicherheit.«
    »Sie kann was von mir anziehen«, sagte Tracy. »Ich habe eh zu viel eingepackt.«
    »Tracy, meinst du wirklich?«, jammerte Guy.
    »Natürlich meine ich, Guy. Schau dir doch an, wie sie zittert. Jetzt sei mal ein bisschen netter.«
    Als Tracy nach oben lief, um ihren Koffer zu holen, sprang Guy auf und hinter ihr her. Amüsiert nahm Ash den schockierten Ausdruck in seinem Gesicht wahr. Der Typ konnte manchmal ein richtiges Arschloch sein. Sie fragte sich, was ihr Mann je in ihm gesehen hatte.
    »Wir haben ein Problem«, meldete sich Nik aus der

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