Rachel ist süß (German Edition)
gehen.
Sea, Sand und Snow umgaben sie mit Wärme und Kraft, aber auch sie wussten, dass es wenig Linderung geben würde, wenn Wind sie verließ.
Rain konnte nicht glauben, dass sie sich geirrt hatte. Sie hatte Kendras eigenwillige Suche gespürt und die Hoffnung war wieder stärker geworden.
„Könnt ihr sie nicht fühlen“, hatte sie die anderen gefragt.
Sea hatte für alle den Kopf geschüttelt.
Nein, sie konnten sie nicht spüren.
In den Nächten teilte sie Traumbilder mit der Unbekannten und das Band zwischen ihnen wurde stärker.
„Du darfst sie nicht rufen“, warnten die anderen. Sie muss uns finden! Und so hatte sie aus der Ferne zugesehen, wie Kendra Schritt für Schritt ein neues Leben begann. Sie war immer vorsichtig gewesen, bis zu jener Nacht, als sie zurückgeblieben war, gegen den Willen der anderen. Danach gab es für sie kein Zurück mehr.
Sie ist es, hatte sie in den Köpfen der Gefährtinnen getanzt.
Sie ist es, hatten diese genickt.
Sie war Wind!
Sie war die Gefährtin, auf die sie gewartet hatte.
Sie würde sich mit ihr verbinden und alle würden durch diese Verbindung stärker werden.
Sie würden miteinander verschmelzen und die Dinge würden sich ändern.
„Wind, bitte, ich brauche dich!“ Die Stille in Rains Kopf schmerzte.
Kendra hatte jedes Zeitgefühl verloren. Machte es einen Unterschied, ob sie Tage oder Jahre in ihrem Bett liegen blieb? Möglichkeiten durchspülten sie und sie vermochte nicht zu erkennen, welche die Richtige war. Von der verheirateten Journalistin zur lesbischen Superheldin? Von der geschiedenen Frau zur frustrierten Wahnsinnigen? Du bist nicht wahnsinnig, du bist verliebt. Sie überraschte sich selbst mit dieser einfachen Erkenntnis. Sie war auf eine so dramatische Art verliebt, dass es sie sprachlos machte. Sie wollte romantische Mix-CDs aufnehmen und der Sonne, an diese eine Frau gelehnt, beim Auf- und Untergehen zusehen. Wie aber sollte sie in Ruhe einen Sonnenuntergang genießen, wenn die Frau ihrer Träume heimlich Verbrecher jagte? Warum konnte die schöne Frau, die sie liebte, nicht einfach Postbotin sein und Heike heißen? Sie hätte so gerne mit ihr zusammen die vielen Briefe ausgetragen.
Aber das andere …
Wo war Rain? Mit schmerzlicher Sehnsucht sah sie ihr helles Lachen in den Nebeln verschwinden. Ich suche dich! Sie schrie es wie einen Hilferuf ins Nichts.
Du musst dich finden, dann findest du mich!
Wind, du musst dich finden.
Die Konturen der Dinge lösten sich auf und sie trieb hilflos in wirren Strudeln.
Ruf ihn an und vergewissere dich, dass alles in Ordnung ist. Der Chefredakteur nahm den Hörer, wählte die vertraute Nummer und legte vor dem ersten Schellen wieder auf. Was sollte er denn schon groß anrichten? Gut, er hatte ihre Adresse. Im schlimmsten Fall belästigte er sie mit seiner Geschichte und sie holte die Polizei. Und wenn er es nicht dabei beließ?
Du hast ihm diese Informationen verschafft, wenn er ihr irgendetwas antut, hängst du mit drin.
Er wählte erneut und wartete ungeduldig auf das Freizeichen. Niemand zu Hause. Genau wie gestern.
Wahrscheinlich sind sie alle zusammen weggefahren, erholen sich ein bisschen vom Stress der letzten Wochen. Er rieb sich nervös die Schläfen. Diese ewigen Kopfschmerzen! Seine Frau hatte ihm schon geraten, einen Arzt aufzusuchen, weil er Nacht für Nacht schlaflos durch das Haus strich.
Ich könnte kurz an seinem Haus vorbeifahren und die Nachbarn fragen, wenn niemand aufmacht. Schließlich bin ich sein Freund!
Er nahm seine Schlüssel vom Haken, zog die Schuhe an und verließ das Haus.
Im Haus seines Freundes brannte kein Licht. Er ging durch den dunklen Vorgarten zur Haustür und schellte.
Nichts rührte sich. Er schaute auf die Uhr. Es war erst halb sieben, unmöglich, dass alle zu dieser Zeit schon schliefen. Sie waren also wirklich nicht da. Er schellte noch einmal und wusste selbst nicht genau warum er nicht wieder ging.
Im Inneren war ein leises Scharren zu hören, so als würde jemand versuchen, unbemerkt an der Tür zu lauschen. „Hallo, ich bin es. Seid Ihr zu Hause?“ Das Scharren entfernte sich. Angst durchfuhr ihn und die Gewissheit, dass nichts in Ordnung war. Gar nichts! „Karin, ich bin es. Mach doch auf, ich höre doch, dass ihr da seid.“
Er ging um das Haus herum zur Verandatür und versuchte, durch das Glas ins Innere zu
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