Rachel ist süß (German Edition)
Türe.
„Versuch doch wenigstens so zu tun, als ob du Gefühle hättest.“
Seine Frau ließ zu, dass der Sekt in ihrem Glas von der heftigen Bewegung ihrer Hand überschäumte. Die Augen des Chefredakteurs folgten der hellen Flüssigkeit, die langsam auf den Teppich tropfte. Ihre Stimme schrillte in seinen Ohren. „Verantwortung! Hast du doch wahrscheinlich schon einmal in irgendeinem deiner Artikel benutzt. Oder Rücksicht …“ Sie goss sich mehr Sekt in das volle Glas. „Rücksicht, gehört zu meinen persönlichen Favoriten, wahrscheinlich der Grund, warum du sie für wertlos hältst.“ Sie hielt inne und schaute an sich herunter. „So wie mich. So wie alle Frauen, die du nicht mehr f…“
Er schlug ihr voller Wut das Glas aus der Hand. „Du weißt gar nichts! Verdammt, ich habe doch versucht, das zu verhindern!“ Er schnaufte und schaute ihr zum ersten Mal in die Augen.
„Ich habe es versucht, wenn er ihr etwas antut …“
„Dann hängst du mit drin.“
Sie lachte dieses helle Lachen, das er früher so geliebt hatte.
„Ist das nicht wundervoll, dann könnt ihr die restlichen Jahre dieser einzigartigen Männerfreundschaft im Gefängnis verbringen.“
„Ich hätte es nicht besser inszenieren können.“ Sie schob mit dem Fuß die Scherben zusammen und das Knirschen zerrte an seinen Nerven.
„Lass das!“
„Das?“ Sie zertrat mit gleichgültigem Gesichtsausdruck ein größeres Stück Glas.
„Ich habe gesagt, du sollst damit aufhören, sonst …!“
„Sonst was? Schlägst du mich? Sperrst mir das Konto? Du mieses Stück, mit deinen miesen kleinen Drohungen und deinem miesen besten Freund! … Dieses Mal kriegen sie euch dran. Alles was ich noch tun muss, ist abwarten.“
„Ich werde das in den Griff kriegen, freue dich nicht zu früh.“ Er nahm die Autoschlüssel vom Tisch. „Ich werde ihn finden und ihm Vernunft einprügeln, wenn es sein muss!“
Die Frau ließ sich müde in einen Sessel fallen und schaute auf ihre feuchten Schuhspitzen. „Vielleicht hat er sie schon längst umgebracht, sie und das Kind … Mein Gott, warum bist du überhaupt nach Hause gekommen und hast mir von deinen armseligen Machenschaften erzählt.“
Er drehte sich in der Türe herum. „Ich dachte …“
„dass ich dir helfe … dass ich die Geschichte, wenn ich sie kenne, besser verfälschen kann, wenn ich danach gefragt werde? Du bist so berechenbar in deiner Kleingeistigkeit! Erst die eigene Haut retten.“
„Er wird ihr nichts tun, ich finde ihn vorher!“
Die Frau schloss die Augen und drehte den Kopf zum Fenster.
Kendra ließ sich mit geschlossenen Augen auf den Boden sinken. Etwas ist hier, etwas Dunkles, ich kann es fühlen. Es wird keine Postbotin für mich geben und keine Zäune.
Du bist in Gefahr. Rains Stimme in ihrem Kopf war plötzlich so klar wie seit langem nicht mehr.
Etwas war hier, das wusste sie auch ohne die Stimme in ihrem Kopf. Sie konnte es sehen, wie man ein Gewitter aufziehen sah. Sie öffnete die Augen langsam. Wer solche Dinge sehen konnte, war wohl nicht dazu bestimmt, Fensterbänke zu dekorieren.
Es ist dieser Mann, wir wissen nicht wie nah er dir ist, kannst du mich verstehen?
Ja.
Das Mädchen hatte aufgehört zu weinen und schaute fast gleichgültig zu, wie der Mann ungeschickt einen Draht umbog. „Wir setzen uns einfach in die gute Stube und warten, die kann ja nicht ewig verschwunden bleiben.“ Er kicherte auf diese seltsame Art, die sie so sehr zu fürchten gelernt hatte. „Und vielleicht finden wir ja auch schon ein paar nützliche Hinweise auf diese anderen Schlampen.“ Der Draht blieb im Schloss stecken und er ruckte ungeduldig daran. „Ich werde sie zur Strecke bringen, dann werden sie mir glauben, alle werden mir glauben müssen!“
„Verdammt, ich weiß, dass wir ihre Adresse im Büro haben, ich brauche sie aber nicht morgen früh, ich brauche sie jetzt!“ Am anderen Ende der Leitung grummelte der Befragte missmutig.
„Ist das denn zu viel verlangt, dass mir einer meiner Redakteure mal eine Adresse heraussucht?“ Der Chefredakteur lauschte der Erwiderung mit wütendem Gesicht.
„Wie war das, einen Moment.“ Er kramte den Kugelschreiber aus seiner Jackentasche.
„…Ja … ja … habe ich, sehen Sie, es geht doch, schönen Feierabend.“
Sie kroch tastend den Flur entlang ins Badezimmer und zog sich am Waschbecken hoch.
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