Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
Vom Netzwerk:
und diese hatte sich grausam gerächt. Mir war zwar nicht ganz klar, wie die wankelmütige Wendy ausgerechnet die Bekanntschaft des Kosmetikerin-Gatten gemacht hatte, warum sie sich drei Mal in der Woche von seiner Frau behandeln ließ und nebenbei auch noch meinen Ex-Mann heiraten wollte, aber das würde mich nicht aufhalten. „Haben Sie vielleicht eine Karte von ihrer Kollegin? Wenn sie hört, dass Kundinnen nach ihr fragen, gibt ihr das vielleicht wieder neuen Mut.“ Frau Faber war von meiner Idee genauso begeistert wie ich, und Claudia Loberts blumenverzierte Visitenkarte wanderte in meine Handtasche.
     

VI
     
    Voller Ungeduld presste ich mein leichtes Tages-Make-up schon im Auto vor dem Studio ans Handy und lauschte dem Freizeichen auf dem Handy der mutmaßlichen Mörderin mit der Gurkenmaske. Durch das große Schaufenster konnte ich dabei zusehen, wie die Augenbrauen an der Rezeption währenddessen einer anderen Kundin wild gestikulierend ihre Meinung aufdrängten. Irgendwie war ich neidisch. Ich hatte diese Leidenschaft nicht in ihr auslösen können. Die schöne Fremde bekam wohl nicht einmal einen Termin bei Frau Faber, denn sie wandte sich wütend zum Ausgang, nahm ihr Handy dabei aus der Tasche und schaute aufs Display. Dann drückte sie einen Knopf und das Tuten in meinem Ohr verstummte. „Lobert?“ Meine Augen sprangen zwischen meinem Telefon und der Frau, die jetzt das Studio verließ, hin und her, als wären sie bei einem Tennisspiel. Kriminalistik ist doch ein Kinderspiel, dachte ich, unterbrach die Verbindung ohne ein Wort zu sagen, während die enttarnte Frau Lobert losfuhr und ich mich zwei Wagen hinter ihr in den Verkehr einfädelte. Ich musste Cagney an meinem Erfolg teilhaben lassen. „Wilfried, ich habe sie gefunden und folge ihr mit dem Auto. Melde dich sofort, ich bin nicht bewaffnet!“, flüsterte ich einhändig lenkend auf seine Mailbox. Nachdem wir die Stadt verlassen hatten, war ich das einzige Auto in ihrem Rückspiegel, aber das schien sie nicht zu bemerken. An einem winzigen Feldweg bog sie von der Straße ab und der Wagen verschwand im Wald. Welch ein Glück! Sie würde mich direkt zu Wendy führen. Ich holperte in einigem Abstand hinter ihr her, als mein Handy klingelte. Wilfried brüllte in mein Ohr: „Wo bist du? Geh nicht ohne mich dahin!“
     
    „Psst!“, antwortete ich und ließ das Auto ausrollen. In der Ferne hielt meine Hauptverdächtige an einer kleinen Hütte an und stieg aus. „Was ist los?“, schrie Wilfried immer wieder so laut, dass der kleine Handylautsprecher knarrte. Ich nahm ihn trotzdem zur Sicherheit mit und schlich mich durch die Büsche näher an das Gebäude. Frau Lobert war im Inneren der Hütte verschwunden. Ich robbte mich mit einem plärrenden Bofrost-Vertreter am Ohr bis zum kleinen Hüttenfenster vor, spähte hinein und eine Gänsehaut kroch kalt meinen Rücken hinauf. Auf einem Sofa in der Ecke lag die schöne Wendy, regungslos mit geschlossenen Augen, die Arme über der Brust gekreuzt. Ein verwelkender Rosenstrauß stand neben ihr auf einem Tisch und warf kleine dunkle Schatten auf ihr weißes Gesicht. Ihre eiskalte Entführerin beugte sich gerade über sie, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie auf den bleichen Mund. Ich schüttelte mich angewidert. Rache war eine Sache, Nekrophilie eine andere. Die Leiche hob im selben Moment ihre milchweißen Arme und schlang sie voller Leidenschaft um den Rücken ihrer Mörderin. „Kannst du sie sehen? Ist sie tot?“ Wilfrieds Stimme klang ängstlich. „Nur für den Papst“, antwortete ich und presste mich näher an das Fenster, hinter dem Wendy Wilms gekonnt Claudia Lobert entkleidete. Sehr gekonnt, wie ich neidlos zugeben musste. Bei jedem Kleidungsstück, das fiel, drangen kleine, maunzende Laute an mein Ohr. Nicht uninteressant, wie diese beiden ebenmäßigen Körper sich umeinander schlangen und ineinander passten. Ich erwischte mich dabei, wie ich ihre leidenschaftlichen Umarmungen mit meinen Erinnerungen an ungelenke Ehepflichten verglich. Und diese Blicke. Gott, wie sie sich ansahen. Was immer Wendy meinem Ex-Mann auch versprochen hatte, wenn jemand vor dem Altar neben ihr stehen sollte, dann konnte es nur die gut geschminkte Frau Lobert sein. Bei diesem Gedanken fiel mir der Papst wieder ein und meine eigene Ehe, und dass dieser Bund wegen Wendy nicht das von seiner Heiligkeit vorgegebene Haltbarkeitsdatum erreicht hatte. Ich klopfte ans Fenster. Beide Frauen

Weitere Kostenlose Bücher