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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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keine Antwort.
    »Was ist los, Mum?«, wollte Rory wissen.
    »Steig ein. Sofort«, befahl Jo.
    »Wo ist Dad? Was ist mit Dad?«
    Jo schwieg. Es war stockdunkel draußen, und die Außenbeleuchtung, die normalerweise automatisch anging, blieb aus. Sie drückte Rory seinen kleinen Bruder in den Arm und legte den Rückwärtsgang ein, kaum dass er die Tür zugemacht hatte. Ihm blieb kaum Zeit, sich anzuschnallen.
    Jo wählte Sextons Nummer und presste beim Zurückstoßen das Handy ans Ohr. Wenn sie den Peilsender von hier wegschaffte, konnte sie vielleicht die, die sich da draußen herumtrieben, von Dan weglocken.
    »Ah, gut, dass du anrufst, ich muss dir erzählen, was Murray Lawlor angestellt hat«, meldete sich Sexton.
    »Nicht jetzt«, erwiderte Jo panisch und schaltete in den ersten Gang.
    »Wir können Dad nicht zurücklassen«, schrie Rory.
    »Was ist passiert?«, fragte Sexton.
    »Dan ist in Gefahr«, sagte Jo.
    »Ich bin unterwegs.«
    »Nein! Nimm eine Einheit mit. Ich fahre die Jungen von hier weg. Dan könnte verletzt sein.«
    »Wieso?«, fragte Sexton alarmiert.
    »Er ist nach draußen gegangen und nicht zurückgekommen«, sagte Jo. »Ich glaube, Barry Roberts hat ihn.«

60
    Jo war etwa acht Kilometer von zu Hause entfernt und wartete vor einer roten Ampel an der Kreuzung der Foster’s Avenue mit der Nationalstraße N11, als sie erstes schwaches Sirenengeheul in der Ferne hörte.
    Rory schwieg trotzig, immer noch aufgebracht, weil sie Dan zurückgelassen hatten, aber wenigstens waren er und Harry in Sicherheit.
    Sobald das Blaulicht in Sicht kam, setzte sie ihren Blinker, riss das Lenkrad herum und machte eine Kehrtwende zur anderen Straßenseite, wo sie vor dem Radisson Hotel hielt. Mit eingelegtem Gang und dem Fuß auf der Kupplung wartete sie, bis der Streifenwagen vorbei war, öffnete anschließend das Fenster und warf den Peilsender auf die Straße, wobei sie in der halben Drehung einen Blick auf den fest auf dem Rücksitz schlafenden Harry erhaschte. Dann gab sie Gas und raste hinterher.
    Zwölf Minuten später parkte sie hinter dem Streifenwagen in ihrer eigenen Einfahrt und sah Sexton an der Haustür stehen, wo er mit einer Taschenlampe herumleuchtete. Alle Lichter im Haus brannten.
    »Habt ihr Dan gefunden?«, rief sie, während Rory schon heraussprang und auf Sexton zurannte, der den Kopf schüttelte.
    Frustriert wedelte Rory mit den Armen und wollte ins Haus.
    »Bleib dort, wo ich dich sehen kann«, wies Jo ihn an.
    Rory grunzte etwas Unverständliches zurück. Eine Gänsehaut überlief sie. Wenn Dan etwas zugestoßen war, würde er ihr das nie verzeihen.
    Oakley stieg aus dem Streifenwagen, dem sie gerade gefolgt war. Sie ließ das Fenster ein Stück herunter, damit Harry, der hinten immer noch fest schlummerte, frische Luft bekam, und schloss ab.
    Sich die Haare aus dem Gesicht streichend, ging sie auf Oakley und Sexton zu und bemerkte dabei, dass die Haustür aussah, als wäre sie eingetreten worden.
    »Keine Sorge, das war ich«, sagte Sexton.
    Oakley zog sein Notizheft hervor, sah auf die Uhr und notierte die Zeit. »Was ist passiert?«, fragte er, ohne von dem Heft aufzusehen.
    Jo brachte zuerst keinen Ton heraus. Sie atmete tief durch und sagte dann: »Barry Roberts ist uns ins Molloy’s gefolgt, dann zum Triton, dann hierher. Wir haben ein Geräusch gehört, Dan ist rausgegangen, und Roberts hat ihn sich geschnappt, das weiß ich. Wir müssen Straßensperren errichten, die Luftunterstützungseinheit anfordern, nach ihm suchen.«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Oakley, den Stift in der Hand. »Haben Sie Roberts gesehen?«
    »Sie hat überhaupt niemanden gesehen«, maulte Rory.
    Jo schüttelte den Kopf. »Das ist doch Zeitverschwendung …«
    »Entschuldigung, war die Antwort ›nein, Sie haben ihn nicht gesehen‹?«, fragte Oakley dienstbeflissen nach. »Wir müssen ganz klar festhalten, was Sie hier aussagen.«
    »Warum? Damit Sie später eine Lüge daraus machen können?«, fuhr Jo ihn an.
    »Nein, sondern weil Sie Intuition zu hoch einschätzen. Bei der Polizeiarbeit geht es um Fakten«, erwiderte Oakley.
    Jo knirschte mit den Zähnen. »Fakt ist: Nein, ich habe Roberts nicht gesehen, aber ja, er war da.«
    Sexton legte den Arm um sie.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Oakley.
    »Weil ein Peilsender in meinem Wagen war. Er ist ihm gefolgt.« Jo hatte das Aufspürgerät nicht erwähnen wollen, um Dan nicht in Schwierigkeiten zu bringen, aber nun ließ es sich kaum mehr vermeiden. Sie

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