Rachespiel
blickte dann hinter sich und sah den Hoffnungsschimmer in Fitz’ Augen.
»Du hättest mich warnen sollen, dass er kugelsicher ist«, sagte er und richtete die Pistole wieder auf Fitz. »Ich hätte mir richtig wehtun können, weißt du.«
»Warte«, stieß Fitz eilig hervor. »Da sind nur zehntausend Euro drin. Aber ich weiß, wie du deinen Verlust um das Zehnfache wieder reinholen kannst.«
Er erzählte dem King von den Fußballstars im Hotel und den Videos, die er von ihnen mit seinen Mädchen gemacht hatte.
Der King legte den Kopf schräg. Er hatte kein Interesse an Spielmanipulationen. Solche Deals konnten Monate dauern. Er wollte sein Geld oder sein Koks, und zwar sofort.
Grinsend schraubte er den Schalldämpfer auf und drückte ab. Der Peilsender, den er bei der Ladung angebracht hatte, würde ihn zu ihr führen. Er brauchte Fitz nicht mehr. Wichtiger war es, eine klare Botschaft auszusenden: Wenn du versuchst, den King aufs Kreuz zu legen, bezahlst du mit deinem Leben dafür.
56
Nachdem sie das Hotel verlassen hatten, navigierte Jo schweigend auf den Busspuren durch den Stadtverkehr. Sie hatte das Blaulicht am Dach angebracht, um schnell die Fahrbahn wechseln zu können, wenn Busse und Taxis ihr den Weg versperrten. Ihre Gedanken überschlugen sich. Kevin Mooney hatte bestätigt, dass Blaise Stanley an dem Abend von Taras Vergewaltigung in Marrakesch gewesen war. Allmählich fügte sich alles zusammen.
»Du solltest Sexton den Fall Barry Roberts übertragen«, sagte sie schließlich und prüfte Dans Reaktion mit einem Seitenblick.
»Kommt nicht infrage«, lautete die Antwort.
»Er muss sich mal wieder richtig in was reinknien«, erklärte Jo. »Das Bandenwesen ist sein Spezialgebiet. Er würde seine Sache richtig gut machen.«
Bandenmorde machten im Schnitt ein Drittel der jährlichen Sterberate aus, doch im vergangenen Jahr hatte Barry Roberts dafür gesorgt, dass ihr Anteil auf die Hälfte angestiegen war. Außerdem musste er mindestens einen Richter und mehrere Gardaí eingeschüchtert haben, um in der Vergangenheit um Anklagen und Prozesse herumzukommen. Ein Gefängnisaufseher, der mit ihm in Konflikt geraten war, war vor seiner eigenen Haustür erschossen worden. Es gab keinen Zweifel daran, wer dafür verantwortlich war, aber eben auch keine Beweise. Roberts gehörte zu den Verbrechern, die Jo tatsächlich dazu brachten, ihre Haltung zur Todesstrafe noch einmal zu überdenken. Er hatte so vielen Menschen geschadet, dass er wie ein Krebsgeschwür war, das in der Gesellschaft wucherte. Ihrer Ansicht nach musste er entfernt werden.
Dans Miene hatte sich verhärtet. »Du brauchst mir nichts über Sextons Bedürfnisse zu erzählen.«
Jo erinnerte sich, dass Sexton mal eine kleine Schwäche für Jeanie gehabt hatte, und fragte sich, ob Dans Stimmungsumschwung daher rührte. Sie beschloss, lieber nicht nachzuhaken. Jedes Mal, wenn sie über Jeanie sprachen, überkam sie die Eifersucht, und es endete im Streit.
An einer Ampel holte sie ihr Handy heraus und rief bei Rorys Schule an, nur um zu erfahren, dass er schon nach Hause gegangen war. »Ich kann es nicht fassen, dass es keine Bewachung für den Transport von Roberts aus dem Gefängnis gegeben hat«, beklagte sie sich, während sie Rorys Nummer wählte und das Gesicht verzog, als das bekannte Signal verkündete, dass sein Handy tot war.
»Das war wahrscheinlich auch Blaise Stanleys Entscheidung«, sagte Dan.
Jo wollte jetzt nicht darüber nachdenken, wie sie mit Stanley umgehen sollten oder wie ihre nächsten Schritte aussehen mussten. Ihr schwirrte der Kopf von all den neuen Fakten.
Sie rief die Mutter an, die Harry abgeholt hatte, und seufzte schwer, als der Anrufbeantworter ansprang. Sie hinterließ eine Nachricht, dass sie zu ihr unterwegs waren.
Erneut probierte sie es bei Rory, bekam aber wieder dasselbe Signal. Er hatte nur selten ein Guthaben auf seiner Telefonkarte. Sie wählte die Nummer zu Hause, doch es ging niemand ran.
Dan schaltete das Funksprechgerät ein, um die Meldungen zwischen den Revieren mitzuhören.
»Hör dir das an«, sagte er und drehte die Lautstärke hoch, als Jo ihren Anruf beendet hatte.
Unter viel Rauschen und Knistern hörten sie einen Nachrichtenaustausch über Barry »King Krud« Roberts, der vor Kurzem im Molloy’s-Pub gesehen worden war – demselben, in dem sie vorhin etwas getrunken hatten.
»Um welche Uhrzeit haben sie gesagt?«, fragte Jo nach.
»Ungefähr vor einer halben Stunde«, sagte Dan
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