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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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tatsächlich eine große Hilfe. Danke.«
    Lächelnd zupfte Dorothy am Kragen seines Pullovers. »Du hast ihn verkehrt herum angezogen, du Trottel«, sagte sie.
    Sal lachte.
    Foxy küsste seine Tochter auf die Stirn, nahm seinen Mantel und streckte steif die Arme von sich, als Dorothy ihn umarmte.

58
    Obwohl sie Rory heil und gesund in seinem Zimmer über seinen Hausaufgaben antrafen, spürte Jo immer noch einen Knoten im Magen vor Sorge. Sie hatten Harry abgeholt, der gerade an der Brust seines Vaters wieder einschlum merte, während dieser eine Ecke der Gardine anhob, um hin aus auf die Straße zu lugen. Hin und wieder warf er einen Blick auf die Nachrichten im Fernseher, der leise im Hintergrund lief. Barry Roberts’ Verbrecherfresse, sein Polizeifoto, war in der oberen rechten Ecke über den Bildern des Berichts eingeblendet – der zerbeulte Gefängnistransporter, die leeren Patronenhülsen auf dem Straßenpflaster, das Gerichtsgebäude. Dans stützende Hand bedeckte beinahe Harrys ganzen Rücken. Jo hielt den Atem an. Sie hatte das Gefühl, ihr Leben gezeigt zu bekommen, wie es hätte sein können. Sie ging zu den beiden hin, bückte sich und berührte Dan sanft am Rücken.
    »Gib ihn her«, sagte sie und griff nach Harry. Dan stand auf, um die Übergabe zu erleichtern, und streckte sich dann.
    »Hast du eingepackt, was du brauchst?«, fragte er leise. »Wir müssen die Jungen von hier fortbringen.«
    Jo drückte Harry an sich. Mittels eines Anrufs vom Auto aus hatten sie erfahren, wer die beiden Opfer im Triton waren – Charles Fitzmaurice und ein Sicherheitsmann namens Johnny, genau der, dem sie an der Rezeption begegnet waren. Sie brauchte Zeit zum Überlegen, hatte aber keine.
    »Können wir zuerst noch zu Abend essen?«, fragte sie. »Es ist schon acht Uhr.«
    »Nein«, antwortete Dan entschieden.
    Jo ging ins Schlafzimmer, legte Harry in sein Bettchen und machte dann das Licht an, bevor sie ihn so sachte wie möglich auszog und in seinen Schlafanzug steckte. Er war todmüde und regte sich kaum. Sie sah sich nach seiner Übernachtungstasche um, entdeckte sie auf dem Boden und überprüfte ihren Inhalt. Als sie Dans Stimme in Rorys Zimmer hörte, nahm sie Harry wieder auf den Arm und ging hinüber. Rory packte gerade seine Bücher zusammen.
    »Wie wär’s, wenn du Becky heute Abend zum Essen ausführst und wir euch später abholen?«, sagte sie leise.
    Rory drehte sich zu Dan um, wollte seine Reaktion sehen.
    Dan nickte. »Das ist eine gute Idee, Junge. Wir möchten euch für ein paar Stunden aus dem Haus haben, nur als Vorsichtsmaßnahme. Sicher ist sicher.«
    Als Rory aus dem Zimmer ging, um Becky anzurufen, setzte Jo sich aufs Bett und wiegte Harry sanft auf dem Schoß. »Ich weiß nicht, warum Barry Roberts so bald nach uns im Molloy’s war«, überlegte sie laut. »Aber dass er es auf Charles Fitzmaurice abgesehen hatte, dafür gibt es reichlich Gründe.«
    »Ja.« Dan nahm ihr die Reisetasche ab und hängte sie sich über die Schulter. Dann packte er eine sperrige Mappe hinein, bevor er sich neben sie kniete. »Sicher.«
    Jo schloss die Augen, als er ihre Hände nahm, und rollte den Kopf im Nacken.
    »Wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten«, sagte er, »würdest du dann etwas anders machen?«
    Sie hielt die Augen geschlossen. »Ich würde mir mehr Mühe geben, um unsere Ehe zu retten. Und du?«
    »Ich würde darauf bestehen, dass du einen Poledancing- Kurs besuchst«, sagte er und brachte sie damit zum Lächeln.
    Ein lauter Knall draußen bewirkte, dass ihr Herz kurz aussetzte.
    »Scheiße, was war das?« Dan sprang auf und ließ die Tasche zu Boden fallen.
    Als er zur Haustür lief, hob sie sie auf und befühlte den Gegenstand, den er gerade hineingesteckt hatte. Neugierig zog sie ihn heraus. Die Mappe trug die Aufschrift »Fall Barry Roberts«. Jo schlug sie auf. Es befanden sich ein paar Computerausdrucke darin – und die Beweismitteltüte, die sie Dan am Morgen gegeben hatte, samt dem darin versiegelten Peilsender.

59
    Fünf Minuten kamen ihr vor wie fünf Stunden. Jo rief nach Rory, damit er ins Auto stieg. Harry gefiel es gar nicht, geweckt zu werden, und obwohl sie ihn zu beruhigen versuchte, während sie hin- und herlief, spürte er offenbar ihre Angst, rieb sich die Augen und fing an zu heulen. Jo rannte durch den Flur, schnappte sich die Autoschlüssel und ihr Handy. Sie öffnete die Haustür einen Spalt und rief laut nach Dan, um Harrys zorniges Brüllen zu übertönen, bekam aber

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