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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Wir werden Ihnen später einige Fragen stellen.“
    Beatrice und Luzius standen erleichtert auf. Dann verließen sie den Raum auf schwachen Beinen.

21
    Samstag, 8. Juni 2013
    Anna stand vorne im Bus und beobachtete die Fahrgäste. Bis jetzt verlief alles nach Plan. Niemand machte eine falsche Bewegung, niemand wollte den Helden spielen. Die ältere Dame, die vor ihr eingestiegen war, saß vollkommen starr auf ihrem Platz und stierte auf ihren Vordermann. Dieser blickte hinüber zu den Frauen, die hinter dem Bereich für Stehplätze saßen. Selbst diese äußerten kein Wort mehr. Stattdessen sahen sie unsicher auf ihre Hände hinab. Der Jugendliche hatte seine Kopfhörer inzwischen abgelegt und sich ängstlich in seinem Sitz zurückgelehnt. Er presste den Kopf gegen die Seitenscheibe und blickte hinaus auf den Gemüsehändler. Der verwundete Mann saß nach wie vor in der vierten Sitzreihe und wurde von seiner Frau gepflegt.
    „Ich muss schon sagen, dass ich stolz auf Sie alle bin“, verkündete Anna. „Anfangs war ich davon ausgegangen, dass mindestens noch einer von Ihnen auf mich losstürmen würde, um mich zu überwältigen. Doch offenbar haben Sie alle aus diesem Vorfall gelernt.“ Mit der Waffe zeigte sie auf den Mann, den sie angeschossen hatte. „Wenn Sie sich alle weiterhin so ruhig verhalten wie jetzt, dann wird es keine weiteren Verletzten geben. Das verspreche ich Ihnen noch einmal hoch und heilig. Sie sollten sich selbst auch nicht als Opfer sehen. In meinen Augen sind Sie weniger Geiseln, als vielmehr Druckmittel.“
    „Ist das nicht dasselbe?“, fragte Volker, der immer stärker zu schwitzen begann.
    „Nicht ganz. Eine Geisel ist ein menschliches Subjekt mit Gefühlen, Wünschen und Hoffnungen. Ein Druckmittel ist lediglich ein Objekt.“
    „Ich verstehe nicht, worauf Sie damit hinauswollen.“
    „Damit will ich sagen, dass ich nicht an Ihnen als Menschen interessiert bin. Ich möchte Sie nicht verwunden oder gar töten. Das liegt mir fern. Ich benötige Sie lediglich als Mittel zum Zweck. Daher können Sie mir glauben, dass hier alles reibungslos von Statten gehen wird, solange Sie kooperieren. Diesen Punkt kann ich nicht genug betonen.“
    Volker änderte seine Sitzposition. „Sie müssen aber wissen, dass die Passagiere hier nicht endlos sitzen können. Es ist schlimm genug, dass sie nicht auf die Toilette können. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem sie nicht einmal mehr sitzen können. Der menschliche Körper braucht Bewegung.“
    „Das weiß ich. Aber für zwei oder drei Stunden sollte das für Sie kein Problem sein, Volker.“
    „Für mich ist das sicher kein Problem. Als Busfahrer bin ich es gewohnt, lange zu sitzen. Aber die Fahrgäste werden sicherlich nicht darauf getrimmt sein.“
    Anna wollte gerade etwas erwidern, als der Verwundete einen lauten Schmerzensschrei von sich gab. Sofort blickte seine Frau zu Anna und rief: „Mein Mann muss ins Krankenhaus! Ich bitte Sie! Er stirbt sonst!“
    Anna inspizierte den Angeschossenen. Er war überaus blass und kniff unregelmäßig seine Augen zusammen. „Das ist lächerlich. Er soll sich nicht so anstellen. Ist er ein Mann oder eine Memme?“, fragte sie eisern.
    „Die Uniklinik liegt nur zwei Kilometer von hier entfernt“, setzte Volker sie in Kenntnis. „Rufen Sie wieder die Polizisten an. Sagen Sie denen, dass sie die Straße räumen sollen, und schon können wir losfahren.“
    „Keine Chance. Der Motor bleibt aus.“
    „Ich kann das nicht akzeptieren. Der Mann braucht ärztliche Hilfe. Ich werde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ich jetzt nicht handele.“
    „Ich ahne, worauf das hinausläuft, Volker. Aber ich kann Sie nur warnen. Lassen Sie diesen Bus an Ort und Stelle stehen. Es ist nur eine Fleischwunde.“
    Volker sah zum Schlüssel im Zündschloss.
    „Wenn Sie jetzt den Schlüssel umdrehen, dann werde ich uns in die Luft jagen. Wollen Sie riskieren, dass ich den Sprengstoff zünde und vierzig Menschen töte, oder wollen Sie lieber auf mein Urteilsvermögen vertrauen und alle Leben in diesem Bus retten?“
    „Vertrauen? Wie könnte ich Ihnen vertrauen? Sie bedrohen uns! Kommen Sie mir also nicht mit einem Begriff wie ‚Vertrauen’. Das haben Sie nicht verdient.“
    „Sie haben Mut, Volker. Das muss ich zugeben. Andere Geiselnehmer hätten Sie nun womöglich schon erschossen. Ich mag es allerdings, dass Sie in einer Extremsituation offen und ehrlich Ihre Meinung sagen. Das ist eine Eigenschaft, die man

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