Rachewahn: Thriller
entdeckt zu haben, die er nun mit seinen Blicken verfolgte.
„Was ist los, Schatz?“
Da Mark noch immer keine Reaktion zeigte, zog Stefanie an seinem Ärmel und wiederholte lauter: „Was ist los, Schatz? Ist alles in Ordnung? Du schaust so komisch.“
Endlich wandte Mark sich ihr wieder zu und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts. Ich dachte nur gerade, dass ich jemanden gesehen hätte, den ich seit fünf Jahren nicht mehr getroffen habe. Aber ich habe mich wohl geirrt. Sonst hätte der Kerl nämlich auf mich reagiert. Seltsame Sache.“
Damit war die Angelegenheit für Stefanie erledigt. Allerdings entging ihr, dass Mark im Augenwinkel noch immer nach dieser Person schielte. Diese schien ihm nun sogar ein Unbehagen zu bereiten. Denn er schluckte verkrampft und ballte die rechte Hand zur Faust.
Würdest du es wagen? , fragte er sich insgeheim.
7
Samstag, 8. Juni 2013
Anna wartete. Sie stand noch immer in dem Freiraum für Stehgäste und sah hinüber zur vorderen Tür. Fünf neue Fahrgäste stiegen an der Haltstelle ein. Drei hatten bereits bezahlt und suchten sich freie Plätze. Die anderen beiden standen noch hintereinander vor dem Busfahrer. Der erste, ein Mann Mitte vierzig, zog soeben sein Portemonnaie hervor und zückte einen Fünf-Euro-Schein. Daraufhin händigte der Busfahrer ihm das Wechselgeld aus und ließ ihn passieren.
Anna blickte sich um. Niemand schöpfte Verdacht. Keine Person ahnte etwas von dem, was gleich folgen sollte. Alle hofften nur, möglichst schnell zu ihrem jeweiligen Zielort zu gelangen.
Das wird heute aber nichts mehr. Schon in wenigen Minuten werdet ihr alle um euer Leben flehen. Und ihr werdet euch fragen: Warum ich? Wieso muss ausgerechnet ich zu dieser Zeit in diesem Bus sein? Doch darauf gibt es keine Antwort. Es ist Schicksal. Pech. Ein dummer Zufall. Nicht mehr, nicht weniger. Verhaltet euch ruhig und macht genau das, was ich euch befehle. Dann wird alles reibungslos und ohne menschliche Verluste von Statten gehen.
Der letzte neue Fahrgast trat vor den Busfahrer, nannte sein Ziel und bezahlte. Dann ging auch er in den hinteren Teil des Fahrzeugs. Der Busfahrer schloss die Tür, sodass einer Weiterfahrt nichts mehr im Weg stand.
Fast nichts.
„Okay, keiner rührt sich! Das ist eine Geiselnahme!“ Anna riss sich die Weste vom Körper, zog ihre Pistole aus dem Gürtel und lief los. In Windeseile hatte sie die zehn Meter bis zum Busfahrer hinter sich gelassen und ihn mit ihrer Waffe ins Visier genommen. Ehe überhaupt jemand wusste, was geschah, hielt Anna schon ihre linke Hand hoch, mit der sie einen metallischen Gegenstand umklammerte.
„Oh, mein Gott!“
„Was soll das?!“
„Sind Sie irre?“
„Lassen Sie diesen Quatsch!“
Panik und Furcht traten in die Gesichter der Fahrgäste. Einige reckten die Köpfe, andere pressten sich zurück in die Sitze. Alle sahen, was Anna um ihren Oberkörper gebunden hatte. Doch war es lediglich der Jugendliche mit den Kopfhörern, der es laut ausstieß: „Sprengstoff! Die Frau trägt einen Sprengstoffgürtel! Ach, du Scheiße!“ Er wollte aufspringen, doch Anna richtete ihre Pistole auf ihn und zuckte mit dem Zeigefinger.
„Keine Bewegung! Das gilt für alle! Sollte einer von Ihnen so dumm sein, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren, fliegt der gesamte Bus in die Luft! Das ist kein Scherz. Es ist keine Attrappe! Haben Sie verstanden?“
Der Busfahrer saß wie gelähmt auf seinem Stuhl. Er hatte beide Hände am Lenkrad und stand mit dem rechten Fuß druckbereit auf dem Gaspedal. Doch er wusste nicht, was er machen sollte. Instinktiv fiel sein Blick auf das Funkgerät, das sich schräg neben dem Lenkrad befand. „Was … was haben Sie vor, verflucht?! Was soll das? Sind Sie verrückt geworden?“
„Ruhe!“, schrie Anna den Mann an. „Schalten Sie den Motor aus, lassen Sie die Hände vom Funkgerät und den Fuß vom Gas, kapiert?!“
Während der Mann den Motor abstellte, sah Anna, wie die ersten Passanten auf dem Bürgersteig auf das Drama aufmerksam wurden. Im ersten Moment konnte niemand fassen, was in dem Bus vor sich ging. Bestimmt hielten einige es nur für einen schlechten Witz. Doch bereits nach kurzer Zeit schrie eine Frau laut auf und rannte los. Kurz darauf setzten sich immer mehr Menschen in Bewegung. Ein paar von ihnen griffen nach ihren Handys, um die Polizei zu alarmieren. Die meisten verfolgten aber eine schlichte Taktik: Renn so schnell und so weit wie möglich weg von
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