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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Der Pfarrer hob die Stimme an: »… vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.«
    »Pünktlich zum Schuldenerlass«, murmelte Bo.
    Der Pfarrer sah auf und warf ihm einen strafenden Blick zu.
    »Stadion?«, wiederholte sie flüsternd, so dass der Pfarrer sie nicht hören konnte. »Du kommst da doch gerade her?«
    »Das hat bestimmt nichts mit dem Spiel zu tun«, wisperte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.
    Das Vaterunser war überstanden, und es war Zeit, dass die Familie vortrat, ihre Blumen auf den Sarg warf und ein letztes Lebewohl sagte. Bo und sie hielten sich zurück und ließen die nächsten Verwandten vorgehen. Er legte einen Arm um sie, und da wurde ihr plötzlich bewusst, wie lange sie sich nicht mehr so nah gewesen waren, sowohl im Bett als auch im Alltag. Es war nicht aus böser Absicht so gekommen. Viel Arbeit und Zeitmangel hielten sie, wie so viele andere, im eisernen Griff, und ihr neuer Posten als Chefin der Kriminalredaktion raubte ihr die letzte Kraft.
    »Die haben sich im Radio fast in die Hosen gemacht vor Angst. Auf dem Parkplatz direkt vorm Stadion wurde eine Leiche gefunden. Hab es erst vor zwei Minuten gehört.«
    Bo belauschte gerne den Polizeifunk.
    »Vielleicht wieder ein Drogenabhängiger?«, schlug Dicte vor.
    Sie wussten beide, dass in regelmäßigen Abständen tote Junkies an öffentlichen Orten, auf Toiletten, in Tiefgaragen oder etwas Ähnlichem gefunden wurden. Das war traurig, aber in der Regel nicht ausreichend, um für große Schlagzeilen zu sorgen, außer es wurde vorher bekannt gegeben, dass besonders gefährliche Stoffe auf der Straße im Umlauf waren.
    »Nicht bei dem Spektakel. Es klang, als hätten die den Bürgermeister tot aufgefunden und zwar in hochhackigen Pumps und Handschellen und im Wagen des Parteichefs der Rechtsliberalen.«
    Bo hatte keinen besonders großen Respekt vor Politikern. Oder, genauer gesagt, keinen Respekt vor Angestellten des öffentlichen Dienstes und am wenigsten vor Polizisten.
    Plötzlich war ein Piepen zu hören. Alle sahen auf. Ida Marie hatte soeben ihre Rose ins Grab geworfen, Martin stand hochkonzentriert neben ihr und hielt seine Rose umklammert, als könne er sich nicht überwinden, sie loszulassen.
    John Wagner fingerte eilig seinen Pieper aus der Jackentasche und trat einen Schritt zur Seite. Während die Familie Abschied von Dorothea Svensson nahm, beobachtete Dicte, wie Wagner eine Nummer in sein Handy tippte. Bo machte eine Kopfbewegung in seine Richtung.
    »Ich fress ’nen Besen, wenn er nicht gerade zum Stadion gerufen wurde!«
    »Er ist auf der Beerdigung seiner Schwiegermutter!«
    »Egal. Wetten, in wenigen Minuten ist der verschwunden. Vielleicht sollten wir gleich hinterher?«
    »Wir gehen doch noch alle zusammen im Varna Palais essen!«
    »Nur für eine halbe Stunde«, lockte Bo sie. »Das wird niemand merken!«
    Während er auf sie einredete, registrierte Dicte, wie John Wagners Gesichtsausdruck mit dem Handy am Ohr versteinerte. Sie schämte sich dafür, dass die Neugier sie gepackt hatte. Aber Bos Bericht und Wagners Pieper hatten ihren Puls so in die Höhe schnellen lassen, wie es Dorothea Svenssons Beerdigung nicht vermocht hatte.
    Wagner beendete das Telefonat und zog Ida Marie beiseite. Seine ganze Körpersprache drückte große Behutsamkeit aus, während er ihr etwas erzählte. Seine Worte schienen sie zunächst zu irritieren, dann jedoch ließ sie ein kurzes Nicken folgen. Dicte sah ihm in die Augen, ehe er sich umdrehte und zum Parkplatz ging. Aber sein Blick war neutral, signalisierte nicht mehr als freundliche Distanz. Gerade das gab den entscheidenden Ausschlag.
    Die Trauergemeinde löste sich allmählich auf und strömte vom Friedhof. Dicte ging auf Ida Marie zu, um sie zu umarmen, aber Anne und Anders kamen ihr zuvor, und plötzlich hatte sich eine lange Schlange gebildet. Sie sah zu Bo.
    »Okay!«, sagte sie nur und nickte hinüber zum Parkplatz. »Eine halbe Stunde, nicht länger.«
    »Das wird niemand merken«, versprach er ihr erneut, diesmal mit einem breiten Lächeln. »Wir sind im Varna, bevor du bis hundert gezählt hast.«
    »Und ich bin die Königin von China«, gab sie zurück.
    Beim Stadion, das auch NRGI-Park genannt wurde, herrschte Chaos. Massenweise blau und weiß gekleidete Fans strömten aus der Anlage nach einer erneuten, deprimierenden Niederlage der Heimmannschaft. Eigentlich hatten alle den Aufstieg in die Superliga feiern wollen, aber die Spieler waren,

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