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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erhob sich.
    »Die halbe Stadt hat ihn gesehen. Aber Sie wissen, glaube ich, genau was ich meine. Es kann eine laufende Ermittlung erheblich beeinträchtigen und durcheinanderbringen, wenn Zivilisten versuchen, selbst tätig zu werden.«
    »Zivilisten? Ich bin Journalistin!«
    Die Proteste in ihr standen Schlange, aber sie schluckte sie runter. Es hatte keinen Zweck, sich von ihr provozieren zu lassen. Lena Lund reichte ihr die Hand zum Abschied.
    »Ganz genau«, sagte sie, und ihre Augen waren wie Saugnäpfe. »Lassen Sie die Polizisten die Polizeiarbeit erledigen. Das führt zu den besten Ergebnissen.«
    Hinterher konnte sie sich kaum erinnern, wie Lena Lund dasHaus verlassen hatte. Sie war völlig erschöpft. Wie eine Schlafwandlerin holte sie sich einen Becher Kaffee aus der Küche und ließ sich aufs Sofa fallen, während sich die Gedanken in ihrem Kopf den Kampf erklärten. So saß sie auch noch, als Bo mit den Kindern zurückkam.
    »Ry«, sagte er, nachdem alle Taschen und Jacken in die vertrauten Ecken geschmissen worden waren.
    »Was?«
    Bo strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, als würde er dahinter die echte Dicte suchen. Sie wusste genau, dass er lange Zeit große Schwierigkeiten gehabt hatte, sie zu finden. So war es ihr auch ergangen.
    »Rose. Sie hat den Bus nach Ry genommen.«

KAPITEL 17
    Es war eine kleine Expedition, mit My und Kaj im Schlepptau nach Ry zu kommen, aber er konnte sie unmöglich im Wald zurücklassen. Er trug jetzt die Verantwortung für die beiden, das hatte er in den letzten Tagen eingesehen.
    Deshalb hatte er konsequent ihr Lager aufgelöst und den Boden mit Zweigen gefegt, damit sie nicht die kleinste Fußspur oder ein einziges Stück Schokoladenpapier hinterließen. Das wenige, was sie besaßen, hatte er in seinem Rucksack verstaut oder daran festgebunden. Zelt, Kochgeschirr und Isomatte. Wie an dem Tag, an dem er dort angekommen war und geglaubt hatte, er hätte endlich einen Ort der Freiheit gefunden.
    Der Waldboden war weich und feucht und immer wieder von Baumwurzeln durchzogen, die hervorragende Stolperfallen waren. Die Farbe Grün war nach wie vor dominierend, aber die ersten Blätter waren bereits gefallen und sahen aus wie riesige Fünfzig-Øre-Münzen, wenn sie zu Boden segelten und sich auf den Waldweg legten. Es roch nach regennasser Erde, und man hörte das Rascheln der Singvögel in den Bäumen. Er spürteförmlich, wie sich die Mauern von Horsens langsam zurückzogen, wie der Gestank von Urin und Kot sich verflüchtigte und das klickende Geräusch des Zellenschlosses erstarb.
    Da hörte er einen dumpfen Aufprall hinter sich, gefolgt von Mys Stimme.
    »Fallen.«
    Das war das dritte Mal. Er ging zu ihr und half ihr auf.
    »Gefallen«, korrigierte er sie. »Das heißt, ich bin gefallen.«
    »Ja«, sagte sie mit nasaler Stimme. »Nja.« So wie sie immer klang, wenn sie ärgerlich war. »Fallen. Wohin jetzt? Nicht zum Aushalten mit dem Umziehen immer. Verdammt auch. Verdammte Kackpisse. Packkisse. Mache nichts anderes als umziehen. Das ganze Leben. Die ganze Zeit immer.«
    Sie stand vor ihm in ihrem riesigen, schmutzigen Anorak und zeigte in alle Himmelsrichtungen. Kajs Kopf drehte sich wild im Kreis, als er versuchte, ihrem Finger zu folgen, wie er immer allen ihren Bewegungen folgte.
    »Wir müssen nur kurz nach Ry. In die Stadt. Wir haben dort eine Verabredung, das habe ich dir doch schon erzählt.«
    Er klopfte ihr gegen die Stirn, so dass sie kichern musste, und in diesem Moment, wie ein Gruß aus einer längst vergangenen Zeit, sah er sie, wie sie früher einmal gewesen war.
    »Du kannst dich ja an nichts von zwölf bis Mittag erinnern.«
    »Kann gut Cato erinnern. Finde Cato!«
    Sie zupfte besorgt eine Haarsträhne unter ihrer Strickmütze hervor, während ihre Beine einen sinnlosen Tanz aufführten. Es war selten, dass er ihr direkt in die Augen sah. Dort standen immer nur neue Fragen: vom Sinn des Lebens über die Frage, ob er dem Hund etwas zu essen geben oder ihr beim Suchen ihrer Schuhe helfen konnte. Viel zu viele Fragen, und er hatte nur auf wenige eine Antwort. Die schwerste war ihr ewiges »Warum?«, zwar unausgesprochen, jedoch immer auf eine unschuldige, aber insistierende Weise präsent.
    »Finde Cato«, wiederholte sie und bohrte ihren Blick in ihn, so dass er sich davon losreißen musste.
    »Wir werden ihn schon noch finden. Aber heute habe ich eine Verabredung. Jetzt komm schon, My. Ein Stück noch. Nur noch einen Kilometer, dann sind wir bei

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