Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Glück fürden Täter, der ihr die Halbmondspuren mit den Nägeln zugefügt hat. Die Blutungen an Zungenwurzel und in den Schleimhäuten der Augen können nämlich auch von einem Würgegriff um den Hals stammen.«
    »Erwürgt«, stellte Lena Lund kalt fest. »Dieser Satan hat sie erst vergewaltigt und dann erwürgt.«
    Wagner konnte ihr nicht widersprechen. Ihr Hass, der sich ganz offensichtlich nicht nur gegen den Täter, sondern gegen alle Männer richtete, senkte sich wie ein zäher, undurchdringlicher Nebel über den Raum.
    »So könnte es gewesen sein«, sagte Gormsen vorsichtig. »Zumindest in Hinblick auf Letzteres.«
    »Männer! Der sollte an einem Baum aufgeknüpft werden und ihn abgeschnitten bekommen«, zischte Lena Lund.
    Wagner spürte, dass sie ihre Wut stellvertretend für das gesamte männliche Geschlecht abbekamen. Er fühlte sich nicht wohl, und auch Gormsen sah nicht gerade begeistert aus.
    »Dieser Fall ist kompliziert wegen der Verletzungen und aufgrund der Lungenerkrankung des Opfers, die eine Zustandsbeschreibung ihrer Lungen quasi unmöglich machten«, sagte der Rechtsmediziner. »Aber meiner Meinung nach gibt es keinen Zweifel.«
    »Sie starb also nicht durch die Explosion«, fasste Wagner behutsam zusammen.
    Gormsen nickte:
    »Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits tot. Und zwar schon seit einiger Zeit, vielleicht einen Tag.«

KAPITEL 19
    Schweigsam saß Rose im Auto, als sie sich am Montagmorgen auf den Weg zum Bahnhof machten. So war sie gewesen, seit sie am Samstagnachmittag von ihrer Expedition nach Hause gekommen war, bei der sie laut Bo in Ry gewesen war. Am Abendwar sie auf die Party gegangen und erst am Sonntagvormittag zum Frühstück wieder erschienen. Und zwar so einsilbig und verschlossen, dass sich nur Svendsen ihr hatte nähern können.
    Dicte schielte zu dem Mädchen auf dem Beifahrersitz. Sie fand, sie hatte ihr Bestes gegeben. Sie hatte Roses Klamotten gewaschen, hinter ihr aufgeräumt: Süßigkeitenverpackungen auf dem Couchtisch, Hundeleckerlies im Sessel, überall verstreute Bücher und Zeitschriften. Und sie hatte Staub gesaugt, weil Rose mit ihren Stiefeln Sand und Erde auf dem Teppich im Wohnzimmer verteilt hatte. Dabei hatte sie sich die ganze Zeit gefragt, warum ihre Tochter nicht mehr wie früher ihren Teller in die Spülmaschine stellte oder aus Eigeninitiative die Blumen goss, so wie sie es sonst immer getan hatte. Rose war verschwunden. Peter Boutrup hatte sie ihr weggenommen, zumindest fühlte es sich so an. Wie eine Verschwörung, um sie nicht nur von dem einen, sondern gleich von beiden Menschen zu entfremden, die sie auf die Welt gebracht hatten.
    Dicte bog auf den Randersvej, fuhr die Nørrebrogade hinunter und bereute es sofort, dass sie nicht die Abkürzung über die Seitenstraßen genommen hatte. Die Bauarbeiten am Hafen dauerten schon den ganzen Sommer über an und zogen sich bis in den Herbst, was Staus und ungeduldige Autofahrer zur Folge hatte. Da herrschte Chaos. Die großen Kastanien entlang den Einfallstraßen waren auf der einen Seite gefällt, die Autos strömten zu den Stoßzeiten ins Zentrum der Stadt, und die Beschilderung war so schlecht, dass man sich fühlte wie in einem Autoscooter ohne Steuer und Ziel.
    »Ich komme zu spät«, maulte Rose, als sie für die Dauer der Nachrichten und eines langen Songs im Stau gestanden hatten, ohne auch nur einen Zentimeter vorwärtsgekommen zu sein.
    »Wir hätten den anderen Weg nehmen sollen.«
    »Ja, hinterher kann man immer klugscheißen.«
    »Ich hätte auch in Kopenhagen bleiben können.«
    Dicte sah sie an.
    »Und warum hast du es dann nicht getan?«
    Rose klang erstaunt.
    »Ach, hast du vielleicht die Nase voll davon, dass ich euch besuchen komme?«
    Die Autos vor ihnen begannen sich wieder in Bewegung zu setzen. Dicte gab zu viel Gas und musste schon nach wenigen Metern wieder hart bremsen.
    »Na ja, viel haben wir nicht von dir gehabt.«
    Sie wusste es eigentlich besser. Es lohnte sich nicht, sich mit seinen Kindern anzulegen und dann als Märtyrerin abgestempelt zu werden. Sie wusste es genau, ignorierte aber in diesem Moment ihren eigenen guten Rat.
    »Warum bist du bloß so stinkig? Du bist schon das ganze Wochenende so sauer«, sagte Rose.
    War sie das wirklich? Vielleicht hätte sie sich nur gewünscht, eine andere Funktion als die einer Hotelangestellten und Waschfrau zugewiesen zu bekommen. Vielleicht hätte sie sich ein bisschen mehr Vertrautheit von Seiten ihrer erwachsenen Tochter

Weitere Kostenlose Bücher