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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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große Sorgen. Wir brauchen dich hier in Århus, deine Kampagne ist abgegangen wie eine Rakete.«
    »Na ja.«
    »Doch, natürlich, ich meine das ernst. Da sind wir alle einer Meinung. Deine Rettungsaktion war ein Volltreffer, besser kann man das nicht ausdrücken. Wie bestellt.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite. »Aber das war sie natürlich nicht, oder? …«
    »Nein, das war sie nicht.«
    »Man kann ja genauso gut das Gegenteil in die Wege leiten«, sagte Eva daraufhin. »Ein anonymer Blog zum Beispiel, der unschöne Wahrheiten über deine Widersacher verbreitet. Wir müssen hier kreativ denken.«
    »Ein Blog? Über Balleby? Wer sollte den denn schreiben?«
    Eva zuckte mit den Schultern.
    »Denk mal drüber nach.«
    Francesca ließ den Blick hinaus auf den Fjord wandern. Sie hielt nicht viel von dem Vorschlag, erkannte aber, dass er ein Hilfsangebot war, wenn auch ein etwas unbeholfenes. Plötzlich überkam sie das Bedürfnis, sich der Frau neben ihr anzuvertrauen, während sie einem Kutter auf dem spiegelglatten Wasser hinterhersah. Aber sie hielt sich zurück. Sie wusste, dass sie dieser Schwäche anderen gegenüber nicht nachgeben durfte als jenen, denen sie hundertprozentig vertrauen konnte. Und so jemanden gab es einfach nicht. Trotzdem wusste sie, dass diese Situation von ihr ein bisschen mehr persönlichen Einsatz erforderte.
    »Wie überlebt man so etwas eigentlich, Eva? Wie hält man diesen Druck aus?«
    Eva lächelte, während sich ihre Schuhe einen Weg durch den hohen Strandhafer auf einer Landzunge bahnten, auf der ein vom Wind verwildertes Sommerhaus stand. Die Landschaftwar flach wie ein Messer und tauchte mit scharfer Kante ins Wasser ein. Flach und wunderschön, eingehüllt in ein besonderes Licht, wie in einem holländischen Gemälde.
    »Tja. Mir ging es nicht besonders gut. Mich darfst du nicht nach einem Geheimrezept fragen, wie man am Ende heil dasteht und alles in Sicherheit gebracht hat. Das funktioniert nämlich nicht.«
    Eindringlich sah sie Francesca in die Augen. »Hinterher ist nichts mehr so, wie es war. Die Unschuld – wenn es denn eine gegeben hat – ist zerstört.«
    Der Zynismus war trotz der Milde in Eva Frandsens Stimme unüberhörbar. Sie hatte damals lange ausgehalten. Vielleicht zu lange. Viele hatten sie dafür bewundert, mit welchem Gleichmut sie die Anklagen pariert hatte; die Presse hatte beinahe täglich ein neues Leck aufgetan: hier eine Rechnung, die sie und ihr Mann nicht zurückgezahlt hatten, dort ein kleiner Kredit, der zurückgefordert, aber nicht ausgelöst worden war. Sie hatte hilflos mit ansehen müssen, wie etwas sehr Privates – ihre persönliche Finanzlage und die ihres Mannes – in aller Öffentlichkeit ausgebreitet wurde. Und trotzdem hatte sie die ganze Zeit über alle Fragen ruhig und höflich beantwortet und versucht, alle Anschuldigungen von sich zu weisen. Als es schließlich nicht mehr tragbar war, hatte sie sich zurückgezogen und einen weniger prominenten Posten innerhalb der Partei zugeteilt bekommen.
    »Wenn du wissen willst, wie man das überleben kann, dann lass dir dieses eine sagen: Man muss an die Alternativen denken«, sagte Eva Frandsen und lenkte Francesca mit sanftem Druck gegen den Ellenbogen zurück zum Fischhändler. »Denn man wird verrückt und beschwört sich, dass sie einen nicht unterkriegen werden und dass es Wichtigeres gibt als das.« Sie legte den Kopf ein wenig in den Nacken und fuhr fort, als würde sie auf einer Versammlung sprechen: »Man denkt an den großen Wurf. Was man alles verändern wollte. An die Ideale und all das andere, an das man glaubt. Und fragt sich, ob die noch in einem sind.«
    Sie nickte hinüber zu dem erst kürzlich renovierten Norsminde Kro, der mittlerweile alles andere als ein ordinäres Gasthaus am Wegesrand war, sondern im Ruf stand, eine feine Küche und gesalzene Preise zu bieten. »Wollen wir uns einen Kaffee im Kro genehmigen?«
    Francesca verstand das als einen Befehl und nickte. Da würde noch was kommen, da war sie sich ganz sicher. Eva Frandsen hatte nicht um dieses Treffen gebeten, um mit ihr über innere Werte und politische Ideale zu reden.
    Sie rückte damit raus, als der Kaffee getrunken, der Kuchen gegessen und der Ausblick gehörig bewundert worden war.
    »Sag mir doch bitte eines«, Eva lehnte sich vor und sprach mit gesenkter Stimme. »Ist noch mehr aus dieser Richtung zu erwarten? Hast du noch weitere Überraschungen auf Lager?«
    Der angriffslustige Pfauenblick war wieder

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