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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hier«, sagte er ohne zu zögern. »Hübsches Mädchen. So eine vergisst man nicht so schnell.«
    »Hat sie sich mit jemandem getroffen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Mit keiner Seele. Sie hatte nur einen Kaffee und war etwa eine halbe Stunde hier.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sie auf jemanden gewartet hat?«
    Nachdenklich sah er in eine Ecke des Raumes, vielleicht hatte Rose dort gesessen.
    »Ja, jetzt, wo Sie es sagen, glaube ich tatsächlich, dass sie gewartet hat. Sie saß am Fenster und hat sich oft umgedreht. Und sie hat auch oft auf die Uhr gesehen.«

KAPITEL 31
    Das Treffen mit Francescas Kontaktperson fand an der Schleuse statt, wo der Odder Å und der Norsminde Fjord sich trafen und eine seichte Flusslandschaft bildeten, die viele Zugvögel anlockte.
    »Ich warte schon seit einer Viertelstunde.«
    Die Stimme war gedämpft, fast flüsternd. Die Ortsvorsitzende der Partei mit einem Sitz im Folketing sah auf ihre Uhr und ließ dann den Blick über das kleine Fischerdörfchen gleiten, wo die Boote in dem seichten Wasser den Sandboden berührten. Weiter draußen waren die größeren Kutter vertäut.
    »Ich hatte Probleme mit meinem Wagen.«
    »Davon habe ich schon gehört.«
    »Nein, das Auto meinte ich nicht. Mein Leihwagen, irgendetwas stimmte mit der Kupplung nicht, ich musste es austauschen lassen. Das hat gedauert.«
    Sie taxierten sich. Eva Frandsen war so alt wie sie, und bisher waren sie ganz gut miteinander zurechtgekommen. Sie hatte gehofft, bei ihr auf Verständnis zu stoßen, zumal Eva Frandsen selbst die Erfahrung hatte machen müssen, von der Presse abserviert zu werden. Enthüllungen über sogenannte »Unstimmigkeiten im Privathaushalt« hatten vor vier Jahren dazu geführt, dass sie ihren Posten als Fraktionsvorsitzende aufgeben musste.
    Als sie sich endlich dazu bequemte, ihren Arm in Francescas einzuhaken, blitzte ein versöhnlicher Zug in ihren Augen auf.
    »Es ist hart, stimmt’s?«
    Sie gingen spazieren, dicht nebeneinander, Eva Frandsen führte. Sie besaß ein Sommerhaus in der Gegend, kannte sich also gut aus. Francesca nickte.
    »Da ist jemand, der mich aus der Politik drängen will. Jemand, der meinen Wahlsieg verhindern will.«
    Ihr Weg führte sie hinunter an den Hafen, vorbei am Fischhändler und den Kuttern, weiter am Fjord entlang, dessen Wasser in der Septembersonne glatt und blau schimmerte, von silbernen Sicheln durchzogen.
    »Weißt du, wer es ist?«
    »Nein.«
    »Keine Ahnung?«
    »Nein.«
    Eva Frandsen blieb abrupt stehen. Sie war nicht groß, hatte aber breite Schultern und sah in ihrer blau-grün gemusterten Jacke und ihrem durchdringenden Blick aus wie ein Pfau auf der Balz. Aber ihre Stimme war alles andere als durchdringend. Jedes Wort, das ihre Lippen verließ, ob sie eine flammende Rede im Parlament hielt oder sich einen Schlagabtausch mit einem übereifrigen Journalisten lieferte, klang, als würde sie mit einem Kleinkind sprechen, das es zu beruhigen galt. Mild und mütterlich und mit der unerschütterlichen Ruhe einer Århusianerin.
    »Du musst mir gegenüber ehrlich sein, Francesca. Du musst doch eine Idee haben, wer dahintersteckt. Balleby?«
    War sie Freund oder Feind? Ihr Gesichtsausdruck wollte Krieg, ihre Stimme Frieden. Eva hatte um dieses Treffen gebeten, Francesca fragte sich die ganze Zeit, ob sie ein kameradschaftliches Gespräch führte oder ob sie eine Unterstützungserklärung erhielt.
    »Vielleicht«, antwortete Francesca vorsichtig. »Vielleicht aber auch nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob er genug Fantasie für so etwas hätte.«
    Eva lächelte. Francesca betrachtete ihre Schuhe, Laufschuhe, von Ecco wahrscheinlich. Eva Frandsen war eine pragmatische Frau.
    »Einer von den Jüngeren?«
    »Oder jemand von außen. Nicht aus der Politik.«
    »Du meinst aus dem kriminellen Milieu?«, fragte Eva. »Die müssen sich doch eigentlich auch in die Hosen machen vor Angst, wenn du Bürgermeisterin wirst.«
    Das klang einleuchtend. Vielleicht war das sogar wahrscheinlicher. Am liebsten hätte sie sich selbst davon überzeugt, dass ein ganzes Milieu hinter ihr her war. Das wäre irgendwie eher zu verstehen als die Hasskampagne eines gesichtslosen Einzelnen.
    »Du musst dem unbedingt Einhalt gebieten. Damage control! Du musst mit so offenen Karten wie möglich spielen und ihnen trotzdem nicht das geben, was sie haben wollen.«
    Francesca registrierte den sanften Druck am Unterarm dankbar als Aufmunterung.
    »An der Parteispitze, im
Borgen,
macht man sich

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