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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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hinten, schwang um hundertachtzig
Grad herum und rollte davon. Harley schürzte die Lippen.
    »So ein Mist!« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Silbermähne. »Dieses elende Kaff! Wenn irgendwo eine Leiche im Keller auftaucht, hat immer wer damit zu tun, den ich kenne.«
    »Mako kriegt eine zweite Chance. Sorg dafür, dass sie sie nutzen.«
    »Super. Rechtsberatung von einer Frau, die aussieht wie ein Fernsehstar aus den Sechzigerjahren.«
    »Sprich mit Rudenski senior. Er wird das Richtige tun, vor allem, wenn du ihm auf die Sprünge hilfst.«
    »Weißt du was? Du machst deine Arbeit, und ich meine.« Sie deutete mit dem Kopf in Jesses Richtung. »Halt den Burschen da unter Kontrolle.«
    Ich musterte sie ungläubig. »Jesse ist doch wohl nicht das Problem.«
    »Er soll seine Zunge hüten. Sonst bereut er es noch, dass er sich mit Kenny Rudenski angelegt hat.«
    Auf einmal kochte ich vor Wut. »Der gute Kenny braucht einen Tritt in den Hintern.«
    »Ich weiß, er ist …« Ihre Mundwinkel zuckten unsicher. »Er schießt manchmal übers Ziel hinaus. Aber er steht voll hinter Mako Technologies und ist seinen Freunden gegenüber immer loyal.«
    »Übers Ziel hinaus? Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.«
    »Also gut, er hätte nicht so daherreden sollen. Das war …«
    »Abstoßend? Widerwärtig? Sag Bescheid, wenn ich über das richtige Adjektiv stolpere.«

    Sie hob die Hände. »Schon kapiert.« Sie legte den Kopf in den Nacken. »Komm, vergessen wir die Sache. Hast du Lust auf ein Bier oder eine Runde Poker? Sollen wir tanzen gehen? Ich hab keine Lust mehr, die Zicke zu spielen.«
    Fast hätte ich gelacht. Wir waren seit Jahren befreundet, und ihre Impulsivität überraschte mich immer wieder.
    »Sonst gern, Süße. Aber heute Abend nicht.«
    Sie seufzte. »Nein, ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt.« Sie bewegte sich rückwärts auf das Museum zu. »Dann stimmt es also?«
    »Lüge! Alles erfunden.«
    »Es heißt, ihr beide wollt heiraten.«
    »Das hab ich auch gehört«, erwiderte ich.
    Sie lächelte. »Da hat er aber Glück.«
    »Und ob!«
    Sie verabschiedete sich mit einem Winken. Als ich zum Auto kam, fixierte Jesse mit Raubtierblick den rollenden Verkehr.
    Ich legte ihm die Hand in den Nacken. »Willst du mit zu mir?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss es Adam sagen.«
    Sein Ton verriet mir, wie zuwider ihm der Gedanke war.
    »Brauchst du Unterstützung?«
    »Ja, ich singe die Melodie und du die zweite Stimme. Toller Song! Der › Dein Bruder ist tot, und sein Killer ist wieder da ‹-Blues.« Damit schloss er das Auto auf.
     
    »Drei Jahre und drei Wochen. Brand hat den Jahrestag des Unfalls knapp verpasst.«
    Adam Sandoval hatte sich an die Fensterbank gelehnt und starrte nach draußen. Er wohnte in La Mesa, einem am Hang
gelegenen Viertel über dem Ozean, der im Sonnenlicht rot funkelte.
    »Warum ist er zurückgekommen? Einen Kranz will der bestimmt nicht niederlegen.«
    »Geld«, sagte ich.
    Adam wirkte unnatürlich still, aber diese Ruhe war keineswegs ein Ausdruck innerer Gelassenheit.
    »Er hat Geld. Das kann also nicht alles sein«, hielt er dagegen.
    Ein Luftzug wehte durch das Fenster und blähte sein weißes Leinenhemd. Er war barfuß, und seine Kakihose schlabberte ihm um die Hüften. Dagegen hing sein Kruzifix erstaunlich präzise direkt über dem Herzen, als hätte er sorgfältig Kraft und Gleichgewicht berechnet. Nicht umsonst war er Physiker.
    »Dieser arrogante Dreckskerl. Bei einer öffentlichen Veranstaltung aufzutauchen, als ob nichts wäre! Der denkt wohl, nachdem er drei Jahre an irgendeinem Strand rumgelungert hat, ist Gras über die Sache gewachsen.«
    Adam drehte sich um. Er besaß markante Züge und Augen, in denen immer ein melancholischer Schimmer lag, der selbst dann nicht verschwand, wenn er lächelte. Jetzt lächelte er nicht.
    »Es ist einfach nur widerwärtig«, erklärte er.
    »Nein«, widersprach Jesse. »Wenn er versucht, in aller Öffentlichkeit Kontakt mit Leuten von Mako aufzunehmen, kann das nur gut für uns sein. Irgendwann erwischen wir ihn.«
    »Und wieso siehst du dann aus, als hätte dir jemand ins Gesicht geschlagen?«
    Jesse seufzte.

    »Weil er sich mit Kenny Rudenski gestritten hat«, erklärte ich.
    Adam wirkte überrascht. »Seid ihr euch an die Gurgel gegangen?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Der Kerl ist ein Oberarsch.«
    Adam lächelte Jesse sarkastisch an. »Hat er dir in die Augen geschaut?«
    »Das kann er nicht«, sagte Jesse.

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