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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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»Ein angeborener Sehfehler.«
    Adam löste sich von seinem Fensterbrett und schlenderte achselzuckend durchs Zimmer. Seine Einrichtung bestand aus einem Sofa, zwei Computern und Bücherregalen, auf denen sich Richard Feynmans Vorlesungen über Physik neben Ludlum, Tony Hillerman und Thomas von Aquin drängten. Es roch durchdringend nach mexikanischem Essen. Adam war Postdoktorand an der Universität, und seine Wohnung spiegelte das wider.
    »Seine Arroganz nützt Brand gar nichts«, meinte Jesse. »Niemand in dieser Stadt will was mit ihm zu tun haben. Deswegen hing er auch wie ein Bettler vor dem Museum rum.«
    »Oder wie ein Stalker«, meinte Adam. »Er will irgendwas Bestimmtes, und zwar unbedingt.«
    Er warf einen wehmütigen Blick auf ein zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großes Foto in einem Zinnrahmen, das auf dem Bücherregal stand.
    Es zeigte ihn selbst, Isaac und Jesse – die unheilige Dreieinigkeit, wie sie sich damals nannten. Es war nach einer nationalen College-Meisterschaft aufgenommen. Das Trio hatte offenbar gewonnen und strahlte vor Glück. Adam grinste geradezu albern, während Isaac mit spitzbübischer Miene für
die Kamera den Zeigefinger in die Höhe reckte. Wir sind die Nummer eins. Isaac war der wildeste des Dreigespanns gewesen. Im Wasser kämpfte er so furios, dass er sich den Spitznamen »Waschmaschine« erworben hatte. Später sollte er sich ihre Siegeszeit auf den Knöchel tätowieren lassen.
    Jesse wirkte auf dem Foto geradezu ekstatisch. Er hatte die Arme um die Sandovals gelegt und sie an sich gezogen. Sein Haar war vom Chlor golden gebleicht, und sein Körper vibrierte förmlich vor Kraft. So war er, als ich ihn kennenlernte. Seine blauen Augen und seine athletische Anmut hatten mich im Sturm erobert. Mein Verlangen nach ihm war unbeschreiblich gewesen.
    Heute besaß er noch immer den geschmeidigen Körper, der ihm im Wasser solch bezwingende Schönheit verlieh, und ungeheuer starke Schultern. Seit dem Unfall mussten sie die Sorge um Adam tragen. Das hörte ich aus seiner Wortwahl, aus seinem rücksichtsvollen Ton heraus. Ich wusste, warum. Er war davon überzeugt, dass Adam den schlimmeren Verlust erlitten hatte.
    »Ich weiß nicht, was Brand will, aber er riskiert zu viel. Das wird ihn Kopf und Kragen kosten.«
    Adam starrte ihn an. »Sag das noch mal.«
    »Er wird einen Fehler machen, weil er ein Versager ist.«
    Adam lächelte ironisch. »Du bist echt eine Stimmungskanone.«
    Das Licht erstarb, und das Wasser färbte sich silbern. Ein Schatten fiel auf Adams Gesicht.
    »Was kann Brand wollen, wenn es nicht um Geld geht?«, fragte ich.
    »Rache«, erwiderte er.
    »An wem?«, erkundigte ich mich verblüfft. »An Mako?«

    »An der Frau. An der anonymen Anruferin, die ihn bei der Polizei verpfiffen hat.«
    »Und du denkst, er hat ihr beim Museum aufgelauert?«
    »Genau.«
    »Du glaubst, sie arbeitet für Mako«, stellte Jesse fest.
    Adam nickte. »Und ich vermute stark, dass man bei Mako weiß, wer sie ist. Büroliebschaften bleiben nicht geheim. Aber es hat sich nie jemand gemeldet. Keiner hatte den Mumm dazu.«
    Jesse warf mir einen Seitenblick zu. Wir dachten beide dasselbe: Das war kein spontaner Einfall von Adam. Er musste sich ununterbrochen mit der Geschichte beschäftigt haben.
    »Wenn ihr euch mit Mako anlegen wollt, bin ich dabei. Allerdings wird das ein harter Kampf, das solltet ihr euch klarmachen. George Rudenski mag ein netter Kerl sein, aber Kenny ist ein intrigantes Arschloch, und der gibt den Ton an.«
    »Ich pfeif auf Kenny, und ich pfeife auf Mako! Die sind nur Mittel zum Zweck. Wir wollen Brand, Kumpel, das darfst du nie vergessen.«
    Adam nickte und starrte durch das Fenster aufs Meer hinaus. Jesse warf mir einen Blick zu: Zeit zu verschwinden.
    Er berührte Adam am Ellbogen. »Wir reden morgen. Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Noch etwas, Jefe«, sagte Adam, als wir schon auf dem Weg zur Tür waren.
    Jesse wandte sich halb um.
    »Du legst dich mit einem Killer an. Das kann dich teuer zu stehen kommen.«

    »Ich habe meinen Isaac Newton gelesen, Dr. Sandoval. Aktion ist gleich Reaktion.«
    »Sei vorsichtig, Junge«, mahnte Adam.
     
    Auf Hope Ranch, dem Anwesen von Cal und Mari Diamond, strahlten geschickt platzierte Scheinwerfer Palmen und Blumenbeete mit faustgroßen roten Kamelienblüten an und beleuchteten Bogen und Balkone des Herrenhauses, das sich Casa Maricela nannte. In den Schatten am Rand des Grundstücks schlenderte eine junge Frau an dem

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