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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Hintergrund leise Stimmen und Pianomusik.
    »Liebes, bei mir wird es heute spät. Warte nicht auf mich.«
    Alex war wie vom Donner gerührt. »Aber ich habe gekocht. Du hast doch gesagt, dass du heute zum Abendessen da bist.«
    Alex hörte selbst, wie vorwurfsvoll ihre Stimme klang.
    »Tut mir leid«, erklärte Hubert. »Aber Corinna Rieker hat heute Geburtstag und uns spontan zum Abendessen eingeladen.Stell dir vor, in den Königshof. Nobel geht die Welt zugrunde.« Hubert lachte. »Da konnte ich ja wohl schlecht ablehnen.«
    Seitdem der Königshof im vergangenen Jahr unter dem neuen Küchenchef einen Michelin-Stern bekommen hatte, hatten Alex und Hubert das Restaurant einmal ausprobieren wollen, es bisher jedoch nie geschafft. Und jetzt war Hubert mit seiner Kollegin dort. Alex empfand das als Verrat.
    Sie war so enttäuscht, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Dann hörte sie im Hintergrund auch noch Corinna Riekers helles Lachen. Kurz entschlossen legte Alex den Hörer einfach auf. Wutentbrannt stürmte sie zurück in die Küche, machte den Wein auf und gönnte sich ein Glas, während sie letzte Hand an ihr Menü legte.
    Diese blöde Corinna Rieker, auf die würde sie ein Auge haben müssen. Andererseits konnte Hubert nicht wissen, dass sie heute etwas Besonderes gekocht hatte. Sie wollte ihn ja überraschen. Das hatte sie nun davon.
    Trotzig setzte sie sich an den liebevoll gedeckten Tisch und zündete die Kerzen an. Sie versuchte, sich das Essen schmecken zu lassen. Doch ganz allein am Tisch zu sitzen machte ihr keinen Spaß. Nur Amadeus leistete ihr Gesellschaft. Er hockte da wie ein Buddha und verfolgte jeden Bissen, den sie zum Mund führte.
    Die Nachspeise rührte sie gar nicht erst an. Die würde sich auch bis morgen halten. Stattdessen genehmigte sie sich das dritte Glas Wein, während sie die Küche aufräumte. Amadeus war ihr auch hierher gefolgt, wohl in der Hoffnung, doch noch etwas Feines zu ergattern.
    »Du hast dein Fressen heute schon gehabt«, beschied ihm Alex. »Aber komm, wir drehen noch eine Runde. Das wird uns beiden guttun.«
    Sie zog sich an, nahm die Leine und verließ samt Hund das Haus. Mit ihren Gedanken bei Hubert – ob er sich wohl mit Corinna Rieker im Königshof amüsierte?  – ließ sich Alex einfach von Amadeus mitziehen, bis dieser immer langsamer wurde und sich schließlich einfach auf den Boden plumpsen ließ.
    Alex blickte sich um und stellte verwundert fest, dass sie bis zum Südfriedhof gelaufen waren. Kein Wunder, dass Amadeus erschöpft war. So weite Strecken mutete ihm sonst niemand zu.
    »Komm, Amadeus. Wir gehen nach Hause.« Vorsichtig zog Alex an der Leine. Daraufhin legte sich der Mops flach auf den Boden. Die Botschaft war eindeutig: Er konnte nicht mehr.
    Hilfesuchend sah sich Alex um. Kein Mensch auf der Straße. Ein Taxi rufen konnte sie nicht, da sie weder Geld noch Handy dabeihatte. Sie musste also warten, bis sich Amadeus erholt hatte. Sie nahm den Hund auf den Arm und hielt nach einer Sitzgelegenheit Ausschau.
    Der Friedhof war natürlich längst geschlossen. Doch glücklicherweise gab es neben dem Eingangstor eine Bank. Erleichtert setzte sich Alex und behielt Amadeus auf dem Schoß, kraulte ihn gedankenverloren hinter den Ohren. Auf der anderen Seite des Tores war ein Fahrradständer an der Friedhofsmauer installiert. Die Straßenlaterne beleuchtete ein einsames Fahrrad. Ob es wohl jemand dort vergessen hatte? Es war mit einer dicken Eisenkette an den Ständer angeschlossen und verfügte über einen großen Akku, es war also ein E-Bike.
    »Meine Güte.« Alex schob Amadeus unsanft von ihrem Schoß auf die Bank und eilte zu dem Fahrrad. Tatsächlich – es war ein schwarzes Mountainbike mit Elektroantrieb! Hattenicht Josef Wilfert so eines? Vielleicht war das endlich eine Spur des Vermissten.
    Aber es gab sicher noch mehr solcher Räder. Mit einer vagen Vermutung brauchte sie ihrem Chef nicht zu kommen, schon gar nicht so spät am Abend und mit drei Glas Wein intus. Aber gleich morgen früh würde sie der Sache nachgehen.
    Entschlossen ging sie zur Bank zurück, um Amadeus zu holen. Sie setzte ihn auf den Boden und versuchte, ihn zum Laufen zu animieren. Doch er bewegte sich keinen Millimeter. In seinem Blick meinte Alex völliges Unverständnis zu lesen. Seufzend hievte sie sich den Hund auf den Arm und trat den langen Rückweg an.
    Als sie zu Hause ankam, schmerzten ihre Arme fürchterlich. Hubert war immer noch nicht da, und sie fiel

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