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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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irgendeinen Auslöser muss es doch gegeben haben«, hakte Alex nach.
    »Verhörst du mich jetzt, oder was soll das werden?«, polterte Brause. »Muss es denn für alles einen Grund geben? Und jetzt mach, dass du zu deinem Bestatter kommst. Aber lass dich nicht aus Versehen einsargen.«
    Er schob sie Richtung Tür.
    »Ist schon gut«, sagte Alex beschwichtigend. »Du brauchst es mir ja nicht zu erzählen.«
    »Geht auch keinen was an«, knurrte Brause und schloss die Tür.
    Verwundert machte sich Alex auf den Weg. So geheimnisvoll hatte sie ihren Chef noch nie erlebt. Irgendetwas musste doch hinter seiner radikalen Diät stecken.
    Pietas residierte in einem imposanten Altbau. Offenbar konnte man mit Bestattungen gutes Geld verdienen. Als Alex die Tür öffnete, erschien ein junges Mädchen. Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Alex fragte sich, ob man als Bestatter wohl immer so trostlos herumlaufen musste. Sie zückte ihren Dienstausweis und stellte sich vor. Dann tauchte eine weitere Person aus dem rückwärtigen Teil des Ladens auf und kam freudestrahlend auf Alex zu. Es war Elfie Ruhland!
    »Meine Lieblingskommissarin, wie schön«, sagte diese und umarmte Alex, als ob das die selbstverständlichste Sache der Welt wäre.
    »Dann werde ich hier wohl nicht mehr gebraucht«, murmelte die junge Frau und verschwand.
    Alex erwiderte die Umarmung nur zögerlich. Seit ihrer Aussprache auf dem Friedhof nach dem Fall Windisch hatte sie Elfie nicht mehr gesehen. Und nun lief sie ihr ausgerechnet wieder im Rahmen einer Ermittlung über den Weg.
    »Frau Ruhland, wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut. Für meine ordnenden Hände gibt es immer viel zu tun  – so auch in diesem Etablissement.« Dann wurde sie plötzlich ernst. »Aber was führt Sie hierher? Hoffentlich kein Todesfall in der Familie.«
    »Nein, nein«, wehrte Alex ab. »Ich bin wegen Josef Wilfert hier. Kennen Sie ihn?«
    Noch bevor sie ihr das Foto zeigen konnte, antwortete Elfie: »Und ob ich den kenne. So ein unliebsamer Zeitgenosse. Was hat er denn angestellt?«
    »Er wird vermisst.« Alex musterte Elfie ganz genau.
    Diese zuckte unmerklich zusammen, sagte dann aber betont munter: »Was heißt vermisst? Jeder kann doch hingehen, wohin er will.«
    »Es besteht begründeter Verdacht, dass Herrn Wilfert etwas zugestoßen ist«, erklärte Alex und ließ Elfie nicht aus den Augen.
    »Nun ja, ab einem gewissen Alter muss man wohl auf alles gefasst sein«, meinte Elfie leichthin. »Und eigentlich kenne ich Herrn Wilfert nicht wirklich. Ich habe ihn nur einmal erlebt, und da ist er Herrn Knörringer an die Gurgel gegangen. Das konnte ich natürlich nicht zulassen.«
    In dem Moment öffnete sich die Eingangstür.
    »Da kommt ja Herr Knörringer«, fuhr Elfie fort. »Er weiß viel besser Bescheid. Und ich habe noch so viel zu tun. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Vielleicht sehen wir uns mal wieder auf dem Friedhof.«
    Schon eilte sie davon.
    Alex zückte erneut ihren Dienstausweis und erklärte den Grund ihres Besuchs.
    »Bitte kommen Sie doch in mein Büro. Dort können wir alles in Ruhe besprechen.« Mit formvollendeter Höflichkeit geleitete Carlos Knörringer Alex an den Särgen und Urnen vorbei, hielt ihr die Tür auf und rückte ihr sogar einen Stuhl zurecht.
    Ein echter Kavalier alter Schule, dabei schien er kaum älter als Alex zu sein. Nachdem er ihr einen perfekten Cappuccino serviert und hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, berichtete Carlos Knörringer von dem Zwischenfall mit Josef Wilfert.
    »Es ging um einen falschen Kranz, wahrscheinlich ein Missverständnis«, schloss er seine Ausführungen. »So richtig habe ich den Zusammenhang nicht verstanden. Der arme Mann war sehr aufgebracht. Manche Leute reagieren extrem, wenn sie einen lieben Menschen verloren haben. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    Eine halbe Stunde später verließ Alex das Bestattungsunternehmen mit gemischten Gefühlen und ging langsam zu ihrem Auto.
    Josef Wilfert war am Montagvormittag bei Pietas gewesen, um sich zu beschweren. Seit Montagabend wurde er vermisst. Sowohl Carlos Knörringer als auch die Auszubildende Saskia Weiss hatten ausgesagt, dass Elfie Ruhland sich tatkräftig mit Josef Wilfert auseinandergesetzt hatte. Als sie Elfie selbst dazu befragen wollte, war diese schon nach Hause gegangen, ohne sich von ihr zu verabschieden. Äußerst seltsam.
    Alex beschlich ein ungutes Gefühl. Warum tauchte Elfie schon wieder im Kontext eines ungeklärten

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