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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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war schon mit Unrat übersät, und es stank mittlerweile ganz fürchterlich. Beinahe wäre Alex ausgerutscht und der Länge nach hingefallen, da bekam sie endlich den Mops am Halsband zu fassen und zerrte ihn herunter.
    Fast hätte sie ihm einen Klaps gegeben. Doch genau in dem Moment sah sie etwas Seltsames aus dem Abfallhaufen herausragen. War das nicht ein Schuh?
    Sie trat näher – ein Hosenbein mit einer Fahrradklammer. Erschrocken ließ sie Amadeus los und entfernte vorsichtig weiteren Unrat. Ihr Herz schlug schneller. Da lag tatsächlich ein Mensch. Als sie einen Kranz mit der Aufschrift Auch Fifi vergisst Dich nicht anhob und das Gesicht des Toten sah, wusste sie, dass sie Josef Wilfert gefunden hatte.

5.
    »Mist«, schimpfte Saskia, als sie einen Aktenordner, der sich offenbar verkantet hatte, aus dem obersten Regal zu ziehen versuchte.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen!« Elfie sprang auf und konnte gerade noch verhindern, dass ihnen beiden der Ordner auf den Kopf fiel.
    »Was ist das denn?«, fragte sie und wunderte sich über eine mit Spinnweben überzogene karierte Reisetasche, die hinter den Akten eingeklemmt war.
    Gemeinsam holten sie die Tasche aus dem Regal und stellten sie auf Elfies Schreibtisch, auf dem es inzwischen schon recht ordentlich aussah. Ablagekörbe und Schnellhefter, übereinander gestapelt, hatten das Papierchaos eingedämmt.
    Elfie griff durch den offen stehenden Reißverschluss und förderte zwei weitere Gartenstuhlauflagen zutage, ebenso bunt gemustert wie die, auf der sie seit Tagen saß. Na, vielleicht könnte sie sich eine davon in den Rücken legen. Dann würde ihr Stuhl nicht mehr ganz so unbequem sein.
    Plötzlich flog ihr eine Motte entgegen, die es sich offensichtlich in der Reisetasche gemütlich gemacht hatte. Unwirsch wedelte Elfie mit den Händen, griff dann in ihrer Handtasche nach der weinroten Fliegenklatsche, zerrte an dem Teleskopgriff und schlug zu. Daneben. Sie holte nochein paar Mal aus, aber die Motte entkam ihren Nachstellungen und verschwand in einer dunklen Ecke.
    »Wow, eine Fliegenklatsche, bei der man den Griff zusammenschieben kann!« Saskia staunte mit offenem Mund und ließ ihr Zungenpiercing klappern. »Was es so alles gibt.«
    »Na, sonst nimmt so ein Teil in der Handtasche doch zu viel Platz weg«, erklärte Elfie.
    »Klar, und eine Fliegenklatsche muss man ja in jeder Lebenslage bei sich haben«, kommentierte Saskia und grinste.
    »Ich schon – wie Sie sehen«, meinte Elfie und stieß gleich darauf einen leisen Schrei aus, weil sie beim Herumhantieren nicht auf ihre Füße geachtet und sich den Knöchel unten am Schreibtisch gestoßen hatte. Ein blauer Fleck mehr.
    Sie wühlte weiter in der karierten Tasche herum und stieß auf einen Stoß Zettel, der mit einer Büroklammer zusammengeheftet war.
    »Lieferscheine!«, rief sie ganz glücklich. »Vielleicht finden sich ja auch die Rechnungen dazu.«
    »Keine Rechnungen«, meinte sie wenig später enttäuscht und stellte dann fest, dass sich auch noch einiges andere in der Tasche befand, das sie nicht recht zuordnen konnte. Nun, sie würde es schon schaffen, obwohl der Gegenstand, den sie gerade in Händen hielt …
    Elfie ließ ihr Fundstück wieder fallen, weil sich in dem Augenblick die Tür öffnete und Carlos Knörringer eintrat.
    »Hier in dieser alten Reisetasche habe ich Lieferscheine gefunden«, überfiel ihn Elfie ganz gegen ihre Art. »Nicht gerade der optimale Ort, solche wichtigen Papiere aufzubewahren.« Carlos murmelte eine Art Entschuldigung.
    »Einige von ihnen helfen mir durchaus weiter, aber so manches andere ist mir auf den ersten Blick unverständlich.Zum Beispiel dieses hier!« Elfie griff in die Tasche und streckte Carlos Knörringer etwas entgegen.
    Der zuckte zurück. »Eine Fliegenklatsche …?«
    Jetzt war es an Elfie, rot zu werden. »Nein, nicht doch.« Sie ließ die Fliegenklatsche fallen und griff nach dem schweren Holzkreuz mit einem silbernen Corpus, das sie eben in der Tasche gefunden hatte. »Was soll ich dem Finanzamt dazu erläutern?«
    Carlos Knörringer war zunächst einen Augenblick lang sprachlos, meinte dann jedoch: »Ich glaube, dafür gibt es eine simple Erklärung. Das Kreuz hatte ein Angehöriger für den Sarg eines lieben Verstorbenen käuflich erworben, hat aber dann das mit dem geschundenen Christus mit Rücksicht auf seine Enkelkinder nicht haben wollen. Wir haben dieses Kruzifix zurückgenommen, es gegen eines ohne Corpus ausgetauscht und die

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