Rächer des Herzens (German Edition)
Treppe hinauf in ihr Schlafgemach trug. Aber Marcus blieb umsichtig.
Bei dem schwachen Licht der Wagenlampen wandte er sich ihr zu und sprach ruhig: „Bella, wenn du deine Meinung geändert hast, dann werde ich dich jetzt allein hineingehen lassen. Falls nicht – werde ich nie wieder zulassen, dass du allein schläfst.“
Sie ergriff seinen Arm. „Ich will nicht allein sein“, sagte sie eindringlich.
Weitere Worte waren nicht mehr nötig. Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie die Stufen zur Eingangstür hinauf und weiter in die Eingangshalle. Freudige Erregung erfasste Isabella. Sie spürte sein brennendes Verlangen in allen seinen Berührungen. Nur noch einen Augenblick und sie wären sicher in ihrem Schlafgemach. Dort könnten sie sich gegenseitig die Kleider vom Leibe reißen, auf die weiche Matratze fallen und einander nehmen mit all der wilden Leidenschaft, die sie durchfuhr …
Plötzlich blieb Isabella stehen, und jeder Gedanke daran, die Treppe hinaufzustürmen, um ins Bett zu kommen, war auf einmal verschwunden.
Eine bunte Anzahl von Gepäckstücken stand am Fuße der Treppe aufeinandergestapelt, und aus dem Salon ertönten laute Stimmen.
„Pen“, sagte Isabella tonlos, „und Freddie auch, vermute ich.“
„Lord Standish und Miss Penelope Standish sind eingetroffen, Mylord, Mylady“, bestätigte die Wirtschafterin, indem sie geschäftig in die Eingangshalle eilte, „und Mr. Cantrell.“
Isabella tauschte einen Blick mit Marcus. In seinen Augen erkannte sie milde Überraschung und Resignation, so als ob er all das erwartet hatte und sich nun in sein Schicksal fügte. Er sah sie an und schüttelte tief enttäuscht den Kopf.
Sie biss sich auf die Lippen. „Wie unpassend!“, sagte sie.
„Mylord?“, sagte die Wirtschafterin etwas unsicher. „Ich habe Ihre Gäste in den Salon gebeten.“
„Danke, Mrs. Lawton“, antwortete Marcus freundlich. Er holte tief Luft, lächelte Isabella zu und hielt ihr seine Hand hin.
„Komm, meine Liebste, sehen wir doch, was unsere unerwarteten Gäste zu sagen haben.“
Sie hörten Pen, wie sie ihren Bruder zurechtwies, gerade als Mrs. Lawton die Tür für sie öffnete.
„Also wirklich, Freddie“, sagte Pen gerade, „was ist bloß in dich gefahren, dass du dich so überstürzt davongemacht hast, ohne ein Wort zu sagen?“
„Ich wollte einfach ans Meer“, hörte Isabella Freddie kleinlaut antworten. „Meine Gesundheit, weißt du.“
„Unsinn!“, rief Pen aus. „Du machst dir doch gar nichts aus dem Landleben!“
„Das stimmt!“, griff Freddie das Stichwort auf. „Aus dem Landleben mache ich mir auch nichts – aber das Meer, Penelope …“
„Guten Abend, Kinder“, sagte Isabella freundlich in der Absicht, den Wortwechsel der Geschwister zu beenden. Sie ging hinüber zum Sofa und gab Pen einen Kuss auf die Wange, während Marcus Alistair begrüßte. „Wir haben euch draußen im Hof gehört. Wie schön, euch beide hier zu sehen!“
„Es tut mir leid, Bella.“ Pen hatte den Anstand, leicht verlegen dreinzublicken. Sie drehte sich schwungvoll auf dem Sofa herum und begrüßte Marcus: „Guten Abend, Cousin Marcus.“ Dann wandte sie sich wieder Isabella zu. „Ich habe Freddie eben erklärt, dass er nicht einfach ohne richtige Vorbereitungen verschwinden kann.“
„Das haben wir von draußen auch gehört“, erwiderte Isabella, wobei sie bemerkte, dass Marcus Freddies träge Gestalt lange prüfend ansah. „Ich kann also davon ausgehen, dass ihr nicht zusammen hierher gereist seid?“, erkundigte sich Isabella.
„Nein, das sind wir nicht“, antwortete Pen entrüstet. „Freddie wollte nicht auf mich warten, sonst hätte ich ihn begleiten können!“
„Zum Teufel“, sagte Freddie und wurde rot dabei. „Es war einfach eine Entscheidung des Augenblicks. Kann man denn nicht einmal spontan handeln?“
Isabella wandte sich an Alistair Cantrell, der sich in seiner bekannt ruhigen Art zurückgehalten hatte.
„Guten Abend, Mr. Cantrell“, sagte sie. „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass Sie meine schwierigen Geschwister erdulden mussten und meine Schwester sicher hierher begleitet haben.“
„Es war mir ein Vergnügen, Lady Stockhaven“, gab Alistair prompt zurück.
„Ich sehe, dass man Ihnen Erfrischungen angeboten hat“, fügte Isabella hinzu, indem sie auf die Speisereste auf einem Tablett blickte, „und dass zumindest Pen es sich hat schmecken lassen.“
„Ich hatte Hunger“, brachte Pen zu ihrer
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