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Rächer des Herzens (German Edition)

Rächer des Herzens (German Edition)

Titel: Rächer des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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schüttelte den Kopf. „Man hätte nicht gedacht, dass er so viel Kraft hatte! Aber bei Männern weiß man bei so etwas ja nie. Ich nehme an, dass ihn das das letzte bisschen Kraft gekostet hat.“
    Isabella schwieg, nicht vor Empörung, wie ihre Gastgeberin vielleicht vermutete, sondern weil sie einfach verblüfft war. Lord John Southern hatte seine Frau hingebungsvoll geliebt. In all den Jahren ihrer Ehe hatte es nie den geringsten Hinweis auf Untreue gegeben, zumindest soweit Isabella wusste. Außerdem war Lord John, wie Mrs. Goring bereits gesagt hatte, in den letzten Lebensjahren sehr gebrechlich und häufig krank gewesen. Das alles passte nur schlecht zu der Vorstellung eines zügellosen alten Mannes, der den Dienstmädchen nachstellte.
    „Ich wusste nichts davon“, sagte Isabella dann nachdenklich.
    „Nein, nun …“ Man sah Mrs. Goring die Verlegenheit an. „Es war auch kein passendes Diskussionsthema für Lord Johns Nichte oder, was das anbelangt, für seine Tochter. Ich bin sicher, Miss India wäre schockiert gewesen, wenn sie es gewusst hätte.“
    „Was wurde aus dem Kind?“, fragte Isabella.
    Mrs. Goring sah sie überrascht an. „Nun, wissen Sie, ich habe keine Ahnung! Man hat von dem Jungen nie wieder etwas gehört, nachdem die Leute nach London gezogen waren. Ich kann mir vorstellen, dass Lord John für den Jungen gesorgt hat, denn er war äußerst verantwortungsvoll.“
    „Ja“, erwiderte Isabella, „das war er.“ Sie fand es jetzt seltsam, dass Mr. Churchward ihr nichts von irgendeiner Verpflichtung, die auf dem Besitz lastete, gesagt hatte. Es gab keine wiederkehrenden Zahlungen irgendwelcher Art, die über die Zuwendungen an Diener im Ruhestand hinausgingen. Auch hatte Mr. Churchward ihr keinen Hinweis auf einen dunklen Punkt in der Familiengeschichte gegeben, was er im Erbfall sicher getan hätte. Isabella war keine Mimose, die sich von solchen nicht unüblichen Vorkommnissen erschrecken ließ.Aber als sie jetzt darüber nachdachte, erschien ihr das alles recht seltsam. Sie fragte sich, ob Marcus davon wusste, und wenn ja, warum er es nie erwähnt hatte. Fast schien es, als ob dieser uneheliche Sohn nie existiert hätte, so gründlich war er verschwunden.
    „Noch etwas Tee, meine Liebe?“, fragte Mrs. Goring und hielt ihr die Schale mit dem Gebäck hin. „Sehen Sie, wie ungesittet Miss Belling dem Herrn dort zuwinkt? Sie würde alles tun, um einen Mann zu ergattern …“
    Isabella lächelte unwillkürlich, und Mrs. Goring schwatzte weiter, aber Isabella hörte kaum richtig zu. Sie dachte an Lord John Southern und seinen unehelichen Sohn. Und obwohl offenbar alles dafürsprach, konnte Isabella nicht die Überzeugung abschütteln, dass ihr Onkel gar nicht der Vater des Kindes war.
    Penelope Standish war äußerst unzufrieden.
    Seit ihrer gemeinsamen Ankunft in Salterton hatte Mr. Alistair Cantrell sich bestenfalls geistesabwesend und schlimmstenfalls völlig desinteressiert an ihr gezeigt. Er hatte zwar bei einer Abendgesellschaft letzte Woche mit ihr getanzt, aber nicht öfter als mit jeder anderen jungen Dame. Gelegentlich hatte er sie zu der Leihbücherei begleitet und auch auf ihren Spaziergängen entlang der Strandpromenade. Allerdings wirkte er deutlich aufgeräumter und lebhafter, wenn er mit Freddie die Pläne für den Tag besprechen oder ihn zur Hafentaverne begleiten konnte. Pen hatte tatsächlich angefangen, sich zu fragen, ob es nicht überhaupt Freddie war, dem Alistairs Interesse galt, und ob er ihr nicht deswegen in London den Hof gemacht hatte, um sich dem eigentlichen Objekt seiner Begierde nähern zu können.
    Daher war Pen an dem Morgen, als sie auf der Uferpromenade anhielten, um den Meerblick zu genießen, gar nicht überrascht, dass Alistairs Opernglas nicht auf den Horizont, sondern auf die Ecke der Quay Street gerichtet war. Dort konnte man nämlich gerade Freddie sehen, wie er eilends dem „Ship Inn“ zustrebte. Pen seufzte sowohl über den bedrückenden Anblick ihres Bruders, der seiner ersten Flasche an diesem Tag entgegeneilte, als auch über ihre vereitelten Hoffnungen. Sie musste sich selbst gegenüber zugeben, dass sie große Hoffnungen auf Mr. Cantrell gesetzt hatte. Und als sie darüber nachdachte, wie sehr sie sich zum Narren gemacht hatte, platzte es aus ihr heraus: „Es scheint mir, Mr. Cantrell, dass es eher mein Bruder ist, der Ihre Aufmerksamkeit fesselt, als die Schönheiten der Natur!“
    Pen sah, wie er erschrak. Dann straffte er sich und

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