Rächer des Herzens (German Edition)
kurz von ihm lösen. „Nicht hier! Das Wäschemädchen kann jeden Augenblick hereinkommen.“
Zur Antwort stand Marcus auf, ging zur Tür und drehte entschlossen den Schlüssel im Schloss herum.
„Jetzt kann sie es nicht mehr“, sagte er grinsend und ging zu seiner Frau.
Danach beobachtete er gesättigt und voller Vergnügen, wie Isabella offenkundig erfolglos versuchte, ihr widerstrebendes Haar zu bändigen und es unter diese lächerliche Haube zu stecken. Sie sah über die Schulter, wie er lächelte, und verzog ein wenig verärgert den Mund.
„Marcus, wenn du mir doch nur helfen würdest, statt über meine Bemühungen zu lachen!“
„Dann würdest du immer noch aussehen, als wärest du im Wäscheraum herumgepurzelt“, sagte Marcus lachend, stand aber bereitwillig auf und kam herüber, um ihr zu helfen.
Er legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie zu sich, sodass sie ihn ansah.
„Es gibt eine Sache, zu der ich dich etwas fragen wollte, als wir vorhin miteinander sprachen“, sagte er.
Er sah, wie die helle Fröhlichkeit aus ihren Augen wich und einer gewissen Angst Platz machte. Daher hielt er sie noch fester, um sie zu beruhigen.
„Edward Warwick“, fuhr er fort. „Ich verstehe nicht, warum er nach Salterton zurückgekommen ist. India ist tot und begraben und die Vergangenheit mit ihr. Was ist das Geheimnis, von dem er glaubt, dass ich es in Händen halte? Was hofft er zu erreichen?“
Ein ganz besonderer Ausdruck zog über Isabellas Gesicht, darin lag einerseits Bedauern, andererseits Mitgefühl.
„Ich glaube wirklich, dass er zurückgekommen ist, um etwas zu finden“, sagte sie. „Marcus, ich glaube, er will sein Kind.“
22. KAPITEL
„Wir müssen ihm eine Falle stellen“, sagte Marcus. Er war mit Alistair in der Bibliothek. Es war spät. Eine einzige Lampe verbreitete ihr mildes Licht. „Warwick ist hier in Salterton, aber ohne einen Köder können wir ihn nicht hervorlocken.“
„Wir könnten Standish einsetzen“, erwiderte Alistair. „Warwick vertraut ihm.“
„Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Isabellas Bruder aus der Sache herauszuhalten.“
„Er ist aber schon bis über beide Ohren darin“, bemerkte Alistair. „Wenn du ihn außen vor hältst, könnte er unsere Pläne zunichte machen.“
Marcus wurde schlagartig ernst. „Isabella und ich haben uns erst kürzlich versöhnt. Ich kann und will das nicht für irgendetwas gefährden, selbst nicht für Edward Warwick.“
Auf Alistairs Gesicht malte sich ein leicht spöttisches Lächeln. „Du willst damit sagen, es gibt nichts Wichtigeres in der Welt als deine Frau.“
Ihre Blicke trafen sich. „Genau das will ich damit sagen“, stimmte Marcus zu. „Ich liebe sie, Alistair.“
Eine kurze Pause trat ein.
„Also“, sagte Alistair dann, „womit lassen wir ihn in die Falle gehen?“
Marcus nahm das silberne Medaillon vom Schreibtisch auf. „Hiermit“, antwortete er.
Isabella war im Bett, umschlungen von Marcus’ Armen, aber sie schlief nicht. Ihre Gedanken waren bei India, aber nicht so verbittert wie früher, sondern voll Mitgefühl und Verständnis und mit Reue darüber, dass ihre Erkenntnis zu spät gekommen war. Am Morgen, noch im Halbschlaf, kuschelte sie sich enger an Marcus’ wärmenden Körper und dachte daran, nach oben auf den Speicher zu gehen, um sich etwas auszusuchen, das sie immer an India erinnern würde. Dann würde sie dafür sorgen, dass alles andere von ihrer Cousine aus dem Haus kam. So konnten Marcus und sie endlich dieses Kapitel abschließen.
Sie war nahe daran einzuschlafen, als sie sich plötzlich fragte, was wohl aus dem Kind geworden war.
Es war ein heißer Morgen, jedenfalls wenn man sich körperlich betätigte. Trotzdem rannte Freddie Standish. Normalerweise tat er das nie, und als er durch die Räume von Salterton Hall hetzte, wurde ihm auch klar, warum. Schnelles Laufen war unangenehm. Es ließ einen schwitzen und keuchen. Aber dies war ein Notfall, und daher war er bereit, es dieses eine Mal zu tun.
Er konnte Marcus Stockhaven nirgends finden. Er war weder in der Bibliothek noch im Salon, obwohl die Wirtschafterin Freddie versichert hatte, dass sowohl Lord Stockhaven als auch Mr. Cantrell im Hause waren. Unter normalen Umständen wäre es Freddie nicht im Traum eingefallen, Stockhaven aufzusuchen. Während der letzten drei Wochen hatte er immer versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Es gab etwas an Stockhaven, das Freddie stets das Gefühl gab, ihm nicht
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