Rächer des Herzens (German Edition)
Einige der Gefangenen sagten übereinstimmend aus, Edward Warwick habe etwas von einem Schatz dort erwähnt, der jedoch noch nicht gefunden worden sei.“
„Ein Schatz?“, sagte Alistair überrascht und runzelte die Stirn.
„Das war der Ausdruck, den sie benutzten.“
„Es könnte um Geld oder Schmuck gehen …“
„Oder um wichtige Informationen.“
Alistair rieb sich die Stirn. „Informationen in deinem eigenen Haus, von denen du nichts weißt, Marcus?“
„Ja, vielleicht“, erwiderte Marcus nachdenklich. „Oder Informationen, die Lady Jane besaß. Seltsam, nicht?“ Er drehte sein leeres Weinbrandglas zwischen den Fingern. „Ich habe nicht mehr über Warwick und seine Pläne herausgebracht, als ich ohnehin schon wusste. Er hat so viele Namen und tritt in so vielen verschiedenen Gestalten auf wie er kriminelle Energie hat, aber er wird so sehr gefürchtet und abgeschottet, dass ich nur wenig mehr erfahren konnte.“
„Du hast also im Fleet nur wenig herausgefunden“, sagte Alistair langsam, „und was hast du jetzt vor?“
„Zwei Dinge“, antwortete Marcus. Er wusste, dass er die Angelegenheit unbedingt im Auge behalten musste.
„Ich werde weitere diskrete Nachforschungen über Warwicks Treiben hier in London anstellen, und falls das keine neuen Informationen bringt, werde ich nach Salterton zurückgehen, wo alles anfing, und versuchen, dort etwas Neues zu entdecken. Der Witwensitz ist fast vollständig wiederhergestellt. Ich glaube, es ist nützlich, sich den Baufortschritt anzusehen.“
„Ich denke, dass du einen neuen Verpächter dort bekommen wirst, nachdem Lady Jane gestorben ist“, sagte Alistair nachdenklich. „Wem hat sie ihr Anwesen hinterlassen? Ihr nächster männlicher Verwandter dürfte Freddie Standish sein, oder?“
„Ja, das stimmt“, bestätigte Marcus, „aber er ist nicht der Erbe. Das Anwesen war nicht als Familienerbgut eingetragen.“ Er hielt inne. Das Nutzungsrecht an Salterton Cottage war Marcus gewährt worden, als er Isabellas Cousine India heiratete. Er besaß recht viele Häuser, aber die Vereinbarung über das Cottage kam ihm gut zustatten, denn das bescheidene Anwesen diente India als eigenes Heim, wenn sie ihre Eltern auf Salterton Hall besuchte. Lady Jane mochte Marcus gern und hatte ihm das Nutzungsrecht nach Indias Tod weiterhin überlassen. Er war danach seltener zu seiner Schwiegermutter gefahren, aber bei jedem Besuch sah er auch nach Salterton Cottage. Bei einem dieser Besuche hatte Lady Jane ihm gesagt, dass sie Salterton Hall nach ihrem Tode Isabella vermachen würde. Marcus hatte das bereits gewusst, sagte aber nichts davon. Die Bedingungen von Lady Janes Testament hatten, als sie bekannt wurden, einen großen Keil zwischen sie und ihre Tochter India getrieben.
„Mama hat mir Isabella immer vorgezogen!“, hatte India ihm einmal in einem leidenschaftlichen Ausbruch gesagt, der gar nicht zu ihrem Wesen passte. „Sie sagte zu mir, dass ich Salterton nicht brauche, weil ich dich geheiratet habe. Und außerdem hätte das Landhaus Isabella immer mehr bedeutet als mir!“ Dabei hatte sich Indias Gesicht vor Wut verzerrt. „Meine Cousine hat Mama geschrieben und dabei Interesse geheuchelt. Erst heiratet sie diesen abscheulichen Alten wegen seines Geldes, und nun nimmt sie mir auch noch mein Erbe! Nie hätte ich geglaubt, dass Mama mir das antun könnte!“
Marcus hatte versucht, sie zu besänftigen, aber sie ließ sich nicht trösten. Zwischen Mutter und Tochter hatte danach immer eine angespannte Atmosphäre geherrscht. Durch Indias frühen Tod war diese Erbschaftsregelung natürlich letztlich ohne Belang für sie, aber Marcus hatte nie vergessen, wie bitter es für India war, sich so betrogen zu sehen. Die Angelegenheit schien ein weiteres Beispiel für Isabellas Gier zu sein.
Ein belustigtes Lächeln erschien auf Marcus’ Lippen, als er an seine neue Frau als Erbin dachte – und als seine Verpächterin. Was hatte Isabella gesagt? Ihr finanzieller Engpass war nur vorübergehend, und die Zweckehe würde nur so lange halten, bis sie ihr Haus verkauft und ihr Erbe flüssig gemacht hatte. Er war davon ausgegangen, sie rechne damit, wenigstens etwas von Fürst Ernests Besitz retten zu können, aber nun fragte er sich, ob es nicht eher Jane Southerns Vermächtnis war, auf das Isabella sich verließ.
„Freddie Standish braucht das Geld“, sagte Alistair und unterbrach den Gedankengang seines Freundes. „Er wird über den Verlust von Salterton
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