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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Luft und bekam einen Hustenanfall. Bree klopfte ihr auf den Rücken, bis der Husten nachließ. Antonia setzte sich wieder aufrecht hin. »Entschuldigung«, flüsterte sie. »Mir ist gerade etwas so Aufregendes eingefallen, dass ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt habe. Was meinst du? Ob Tully O’Rourke Sir Ciaran Fordham vielleicht für die Shakespeare Players gewinnen will? O. Mein. Gott.«
    Bree schüttelte den Kopf. »Halte ich für unwahrscheinlich. Andererseits macht das klassische Theater eine ziemlich schwere Zeit durch, und vielleicht braucht er ja Geld. Ciaran Fordham. Meine Güte.« Seit ihrem zwölften Lebensjahr schwärmte sie heftig für diesen Schauspieler. Damals hatte er in einem Fernsehfilm über Kleopatra den Julius Cäsar gegeben und war für Bree der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Er hatte Augen von besonders durchdringendem Blau, eine zerfurchte Stirn und eine heisere Baritonstimme, die selbst noch solche Zeilen wie: »Kleopatra! Meine Liebe! Mein Leben! Cäsar grüßt dich!« melodiös klingen ließ. Bree unterdrückte ein Lachen. »Nicht zu fassen. Jetzt, wo ich weiß, wer sie ist, trau ich mich nicht mehr, mich nach ihr umzudrehen.« Sie machte eine kurze Pause. »Äh … er sitzt doch nicht etwa neben ihr?«
    Antonia warf einen Blick über die Schulter. »Ach was«, sagte sie, um dann mit der Unbekümmertheit des echten Theaterprofis hinzuzufügen: »Sie selbst ist auch eine tolle Schauspielerin, weißt du. Ich habe die zwei in Das Wintermärchen gesehen. Sie war wirklich großartig. Sein Leontes war auch nicht schlecht, obwohl wir, wie ich mich erinnere, alle der Ansicht gewesen sind, dass er nicht gerade in Hochform war. Aber das war kurz nach seinem Herzinfarkt, so dass niemand allzu viel von ihm erwartete. Trotzdem ist und bleibt er Ciaran Fordham.«
    Antonias Theaterklatsch rauschte an Bree vorbei, da ihre ganze Aufmerksamkeit Barrie Fordham galt – eigentlich wohl eher Lady Fordham, da der große Schauspieler zum Ritter geschlagen worden war. Fragil. Das war die treffendste Bezeichnung. Die Schauspielerin war äußerst schlank, hatte die anmutigen Bewegungen einer Ballerina und einen wandlungsfähigen, ausdrucksvollen Mund. Ihre riesigen Augen lagen tief in den Höhlen und waren leicht umschattet. Als sie das Schild mit der Nummer hob, wandte sich Bree abrupt wieder der Versteigerung zu.
    Der Posten, zu dem auch Russell O’Rourkes Schreibtisch gehörte, war an der Reihe.
    Bree stieß ihre Schwester an. »Gib mir dein Schild.«
    »Wozu denn? Du willst doch gar nicht mit …« Antonia verstummte mitten im Satz, um dann mit schriller Stimme fortzufahren: »Das ist doch nicht dein Ernst! Du willst bei diesem Schreibtisch mitbieten? Warum denn?«
    »Würdest du bitte etwas leiser sprechen?«
    »Aber Bree …!«
    »Pst!« Bree schnappte sich das Schild und hielt es so, dass Antonia es nicht mehr erreichen konnte. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte. Sie bezweifelte zwar, dass sie den Schreibtisch zu einem Preis erstehen konnte, der im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten lag. Trotzdem schuldete sie ihrem neuen Klienten zumindest einen Versuch. Außerdem interessierte es sie, wie Tully O’Rourke reagieren würde, wenn sich ein anderer Bieter in dieses nicht sonderlich geschickte Betrugsmanöver einmischte.
    Sie hob die Nummer. »Eintausend Dollar für den Empire-Schreibtisch mit Zubehör.«
    Barrie Fordham drehte sich sofort um und starrte Bree mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen an – wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht eines Autos. »Siebentausend«, sagte sie mit wohlmodulierter Stimme. »Siebentausend Dollar. Und ich bin bereit, noch höher zu gehen.«

La propriété, c’est le vol.
Eigentum ist Diebstahl.
Pierre-Joseph Proudhon, Was ist Eigentum?
    »Was ist denn in dich gefahren? Warum um alles in der Welt hast du für den Schreibtisch von diesem verdammten Russell mitgeboten?« Da Tante Cissy wesentlich kleiner war als Bree, musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihrer Nichte ins Ohr flüstern zu können.
    »Ich habe ihn ja nicht bekommen«, entgegnete Bree.
    »Na selbstverständlich nicht. Aber Tully muss jetzt für ein Möbelstück, das ihr doch schon gehört, eine Summe zahlen, die den Mindestpreis um zwanzig Prozent übersteigt. Dabei ist das Ding noch nicht mal echtes Empire!«
    »Ich dachte, Barrie Fordham hätte die Sachen gekauft«, sagte Bree. »Oder irre ich mich da?«
    »Du weißt genau, was ich meine, Bree

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