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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Gesichtsausdruck nur schwer deuten. »Na, so ein Zufall«, sagte Tully. »Gerade in diesem Moment könnte ich eine gute Rechtsanwältin gebrauchen. Es sei denn …«, sie drehte sich dem Auktionator zu und setzte ein strahlendes Lächeln auf, »… Sie haben sich anders besonnen, Mr. Finnegan.«
    »Bert«, entgegnete Finnegan. »Sagen Sie einfach Bert zu mir.« Er wischte sich mit einem großen Taschentuch über den Nacken. »Die Sache ist die, Miz O’Rourke, dass ich dem Staat erklären muss, warum all diese Sachen so wenig eingebracht haben. Und meinem Boss ebenfalls.«
    »Sie haben doch jedes Mal den Mindestpreis erzielt«, sagte Tully in scharfem Ton. »Und in einem Fall sogar weit mehr als den Mindestpreis.« Sie musterte Bree mit kühlem Blick. »Was sagen Sie als Rechtsanwältin dazu, Miss Beaufort?«
    »Leider habe ich keine Ahnung, worum es eigentlich geht«, gab Bree zurück. »Außerdem bin ich mir sicher, dass Ihre eigenen Rechtsanwälte Ihnen da viel besser raten könnten als ich.«
    Tullys kohlschwarze Augen wanderten zu dem Mann im grauen Anzug hinüber, der mit Barrie Fordham und der bedrückt wirkenden Assistentin zusammenstand und es irgendwie geschafft hatte, den Kameramann von den anderen abzusondern. Ein kluger Schachzug, dachte Bree. Noch mehr schlechte Presse konnte Tully O’Rourke im Augenblick wirklich nicht gebrauchen. »Sie meinen Barney? Der fliegt heute Mittag nach New York zurück. Und was Barrie angeht – tja, was soll ich da sagen? Ich habe eben wunderbare Freunde.« Sie schüttelte den Kopf, als wundere sie sich selber darüber. »Ich hatte keine Ahnung, dass sie hier heute aufkreuzen würden, um mir zu helfen, meine Sachen zurückzubekommen. Außerdem …«, ihre Stimme wurde merklich kühler, »… waren ja nicht gerade Unmengen von anderen Bietern da.« Erneut blickte sie Bree prüfend an. »Deshalb habe ich leider auch gar keine Ahnung, worin Mr. Finnegans Problem eigentlich besteht, Miss Beaufort.«
    »Bei dieser Auktion hätten wir einen Profit von mindestens fünfzigtausend machen müssen. Spielend«, warf Finnegan mit lauter Stimme ein. »Wenn die richtigen Bieter gekommen wären, vielleicht sogar noch mehr.«
    »Nun, Mr. Finnegan« sagte Bree zögernd, »Mrs. O’Rourke scheint nicht ganz unrecht zu haben. Das sage ich jetzt als Privatperson und nicht als Rechtsanwältin. Es waren eben einfach keine anderen ernsthaften Bieter da.«
    »Außer Ihnen«, stellte Tully fest.
    »Außer mir«, pflichtete Bree ihr bei.
    »Na, sehen Sie!« Tully tätschelte Finnegan die Hand.
    »Diese Sachen waren Eigentum des Staates, der ebenfalls mit mehr Profit gerechnet hat. In Zukunft kann ich es mir abschminken, noch mal einen staatlichen Auftrag an Land zu ziehen.«
    »Das kann Ihnen doch wohl gleich sein, oder?«
    »Und was andere Bieter angeht«, entgegnete Finnegan, der zunehmend in Rage geriet, »so haben Sie völlig recht. Es waren keine da – außer Ihnen, Miss Beaufort, und diesem Mann im grauen Anzug, der ein New Yorker Anwalt zu sein scheint und Sie offenbar sehr gut kennt, Miz O’Rourke. Und dann war da noch diese Miz Fordham, die Sie ebenfalls sehr gut kennt. Bei einer Auktion wie dieser verschicken wir Extraeinladungen an unsere Stammkunden.« Er verzog den Mund zu einem freudlosen Grinsen. »Auch diesmal haben wir solche Einladungen drucken lassen, in der Druckerei, die wir immer damit beauftragen. Und wissen Sie, was passiert ist?«
    Niemand sagte ein Wort.
    »Das Datum war falsch angegeben.« Finnegan tippte Bree auf die Schulter. »Auf all diesen Einladungen, die wir verschickt haben, stand, dass die Versteigerung des O’Rourkeschen Nachlasses erst in einer Woche stattfinden würde. Die Kunden, mit denen wir gerechnet haben, werden also alle am nächsten Sonntag hier aufkreuzen und feststellen, dass es gar nichts für sie zu kaufen gibt. Und wissen Sie, was noch passiert ist? Auf dem zweiten Schwung von Benachrichtigungen, auf dem stehen sollte, dass die Auktion heute Nachmittag um zwei Uhr stattfindet, stand stattdessen acht Uhr morgens. Wer verdammt noch mal kommt denn an einem Sonntag um diese Zeit zu einer Auktion?«
    »Sie zum Beispiel«, erwiderte Tully.
    »Tja, weil wir eine entsprechende Anweisung … von oben erhalten haben. Ich würde wirklich gern wissen, mit wem in der Hauptgeschäftsstelle Sie da geredet haben, Miz O’Rourke.«
    »Ich verstehe nicht ganz, warum Sie annehmen, ich hätte etwas damit zu tun«, sagte Tully. »Die Sachen sind doch verkauft

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