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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Schwert und stieß mit ihm die Tür auf,
die völlig unerwartet mit einem lauten Krachen aus den Angeln flog. Gähnende
Leere strömte aus den Zimmern heraus. Langsam betrat der König das Gemach des
Kanzlers. In einigen Metern Entfernung fielen einzelne Strahlen des blassen
Mondes auf die Regale. Der überwiegende Teil der großen Kammer ward von
Schwärze erfüllt.
    „Licht!“, dachte Regnir und
schritt mit gewappnetem Herzen zu einem der Fenster, um die langen Vorhänge
beiseite zu ziehen. Sogleich wich das Dunkel dem Nachtschimmer. Wenngleich
dieser schwach war, verschaffte er den Augen des Königs doch genügend
Helligkeit. Und was er sah, ängstigte ihn: Große Teile der Einrichtung waren
zertrümmert worden. Holzsplitter lagen überall neben zerfledderten Büchern
verteilt. Das Bett des Kanzlers erweckte den Eindruck, als wäre es von
Hunderten scharfen Klingen zerfetzt worden und Dutzende Scherben säumten den
Fußboden. Nichts schien heil geblieben zu sein. Alles war zertrümmert und
zerschlagen.
    Regnir konnte erkennen, dass das,
was den Kanzler angegriffen hatte, etwas suchte, denn die Schubladen der
Kommoden waren allesamt herausgezogen worden. Er kniete nieder und versuchte,
Hinweise auf das Vorgefallene zu finden. Welche Kreatur könnte wohl zu solch
einer Tat imstande gewesen sein? Der König sah auf den Boden hinab. Dort fand
er ein kleines Stück Pergament, auf dem ein ihm unbekanntes Gedicht Thormirs
niedergeschrieben war, und steckte es in seine Taschen. Hatte es den
Eindringling nach besonderen Dokumenten verlangt? Konnte Gharmon versucht
haben, mit Gewalt an die Geheimnisse des Königreichs zu gelangen? Nach
Anhaltspunkten suchend verweilte Regnir noch einige Minuten lang in den
Trümmern kniend.
    Dann stürzte Erthrarca in den
Raum: „Mein Herr. Alle Befehle wurden ausgeführt. Die Sicherung der Stadt und
der umliegenden Gebiete hat begonnen. Unser Netz hat nun recht enge Maschen.
Wie Ihr es gewünscht habt, bin ich so schnell wie möglich hierher geeilt, um an
der Unterredung mit dem Kanzler teilzu- …“ Ihre Worte erstarben augenblicklich,
als die das zerschmetterte Gemach Thormirs erblickte. Von dem Anblick
geschockt, nahm ihr Gesicht eine sehr helle Blässe an. „Mein König … was … was
ist hier geschehen?“
    Doch dieser schwieg zunächst, bis
er kurz darauf aufstand und sich zu Erthrarca wandte.
    „Thalog Amol Ghalal hat Rache
genommen“, sagte Regnir mit düsterer Stimme.

Epilog
     
    Was geschah nun wirklich in jener
Nacht, als der Schrei so unerwartet die Stille zerriss? Regnir setzte zunächst
alles daran, den Kanzler, seinen ehemaligen Mentor, zu suchen, allerdings
sollte dies fehlschlagen. Thormir war wie vom Erdboden verschluckt. Zwei
Möglichkeiten, so dachte der König, blieben offen und eine gruselte ihn mehr,
als die andere. Entweder war der Großgott des besiegten Volkes der Orks tatsächlich
in die Stadt gelangt und hatte den Verwahrer seines „Geschenkes“ mit sich
genommen. Oder der alte Magier war selbst aktiv geworden …
    Die rätselhafte Lage wurde nicht
besser, als Kunde von den Wachen im Norden eintraf, dass ein Schatten sie
überwältigt hätte, und in die Tiefen der Orkhöhlen hinabgefahren sei. Der
königliche Rat entsendete daraufhin unter Theodus‘ Kanzlerschaft abermals ein
Heer in die Festung unter Tage, da man fürchtete, dass der alte Feind
zurückgekehrt sein könnte. Doch fand man weder Orks noch Trolle vor. Lediglich
eine schwarze Robe fischte man aus den kalten Wassern des unterirdischen Sees
in der untersten Ebene von Gash og Mal, der Festung unter Tage.
    Thormir blieb verschollen und die
Gewissheit war groß, dass er nicht wieder lebend in die Stadt zurückkehren
würde. Sein Leichnam aber konnte nie gefunden werden. Regnirs Lebenswandel
wurde angesichts dieses großen Verlustes trüb und beschwerlich und es gingen
mehrere Monde ins Land, bis er sich der Zukunft widmete.
    Gleichwohl standen noch immer die
Herausforderungen der Zukunft vor den Toren. Gharmon, der Widersacher aus den frühen
Tagen, stellte nach Bekanntwerden von Thormirs Verschwinden Ansprüche an die
Krone und forderte seinen Platz in der Hierarchie der Menschen ein. Das Gefüge
des Königreichs sollte einer schweren Probe unterzogen werden.
    Etwa ein halbes Jahrhundert später
setzten zudem die Erben König Regnirs zum ersten Mal einen Fuß auf das nahe
Festland Numos, wo neue Möglichkeiten und Gefahren sie erwarteten.
    Denn wie es einst Kanzler Thormir
gesagt hatte:

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