Rätselhafte Umarmung
lächelte und schüttelte den Kopf. »Da will jemand bloß sichergehen, daß ich dich nicht verlasse.«
Sie schaute ihn verwirrt an.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er und gab endlich dem übermächtigen Verlangen nach. »Ich habe nicht die Absicht, dich in den nächsten hundert Jahren allein zu lassen.«
Rachel ging das Herz über. »Meinst du das ernst?«
»Völlig.«
»Und was ist mit Ungarn und Mr. Huntingheath?«
»Die sind beide nicht so wichtig wie du. Willst du meine Frau werden, Rachel?« fragte er leise.
»Ja, ich will«, hauchte sie und legte den Kopf zurück, um seinen Kuss zu erwidern.
Warm und fest lagen seine Lippen auf ihren, männlich und sinnlich und so leise zitternd, daß sich ein Kloß in ihrer Kehle festsetzte. Sie schmiegte sich in seine Arme und hatte das Gefühl, endlich daheim zu sein. Hier gehörte sie hin. Hier war es warm und sicher. Hier wollte sie ihr ganzes Leben verbringen - in den Armen eines Mannes, der Magie in ihr Leben gebracht hatte, der jede Dunkelheit erhellte und der einen Regenbogen in ihr Herz gezaubert hatte.
»Gut gespielt, ich muss schon sagen.«
Rachel wollte sich aus Bryans Armen losreißen, aber er hielt sie fest. Er hob den Kopf, um den Eindringling vielsagend anzusehen. »Das ist kein Spiel. Vergiss es, Wimsey.«
»Wimsey?« fragte Rachel. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Haut, bis sie rau wie Sandpapier war.
Bryan nickte und machte eine Kopfbewegung in Richtung Spiegel, der über der alten Kommode hing. Rachel drehte sich um und folgte seinem Blick. Ihr Mund klappte schlagartig auf.
Dort stand es - das Hirngespinst ihrer Mutter, die Einbildung, an der Bryan so unbeirrt festgehalten hatte, der Geist, an den sie hatte glauben wollen. Seine Gestalt war leicht durchsichtig. Das gutaussehende Wesen war förmlich gekleidet und lächelte sie an. Und es hielt eine Rose in der Hand.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ihre Augen auf die perfekte weiße Blüte fielen. Dann wanderte ihr Blick zu den Augen des Mannes, der die Blume hielt. Mit einem Nicken beantwortete Wimsey all die Fragen, die ihr nicht über die Lippen kommen wollten. Es war von Anfang an Wimsey gewesen.
Jetzt hielt er ihr die Rose hin. Rachel wandte sich vom Spiegel ab, drehte sich in Bryans Armen um, bis sie der Erscheinung ins Gesicht blickte, die am Schrank wartete.
»Danke«, flüsterte sie und nahm die Blume entgegen.
»Ich danke Ihnen, meine Liebe«, murmelte er zur Antwort. Seine blassen Augen leuchteten, als er ihr die Rose gab.
Dann verschwand er in einem gleißend hellen Lichtblitz.
»Wo ist er hin?« fragte Rachel, ohne auch nur eine Sekunde daran zu zweifeln, daß er wirklich da gewesen war.
»Dorthin, wo er hingehört«, antwortete Bryan sanft lächelnd.
»Dann sind wir allein?«
Er nickte.
Mit einem verführerischen Lächeln schlang sie die Arme um seinen Hals. »Ich glaube, jetzt wäre ein guter Augenblick, mit deinen Belehrungen über Magie anzufangen.«
»Hmm, ja«, stimmte ihr Bryan zu. Seine Augen funkelten, als er sie langsam zum Bett zog. Lachend und außer Atem fielen sie auf die Matratze. Rachels Haar floss wie Mondlicht um ihre Gesichter.
Bryan küsste sie auf die Wangen, auf die Lider und auf den Mund.
»Warum fangen wir nicht mit einem leidenschaftlichen Erdbeben an?« schlug er vor. »Ich glaube, dieser Trick liegt dir besonders.«
Rachel lächelte und umarmte ihn überglücklich. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Vielleicht war er ein bisschen verrückt, und er war ihr immer noch ein Rätsel, aber er gehörte ihr ganz und gar, und er würde ihr Herz jeden Tag mit neuer Magie füllen.
Sie wob die Finger durch sein braunes Haar und zog ihn zu sich herab, um ihm einen langen, hingebungsvollen Kuss zu geben, der ihn nur noch ein ehrfürchtiges Wort flüstern ließ. »Abrakadabra.«
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