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Rätselhafte Umarmung

Rätselhafte Umarmung

Titel: Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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wissenschaftlichen Zeitschriften vor sich. Geldmittel für weitere Studien und Dokumentararbeiten würden sich über ihn ergießen. Vielleicht würde man ihn sogar zu ein paar Talkshows einladen. Zumindest würde man ihm einen Abschnitt in Ungelöste Mysterien widmen.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte er sich auf und tastete nach dem Lichtschalter neben der Eingangstür. Der Atem stockte ihm in der Lunge, als das goldgelbe Licht aus dem alten Kronleuchter die Eingangshalle überschwemmte. Jawohl, ihm war etwas ins Netz gegangen - und zwar etwas ganz Bezauberndes.
    Bryan rückte sich die Brille zurecht und starrte sie an. Sein Herz begann, einen eigenartigen Rhythmus zu schlagen. Die Frau vor ihm war durchaus real, auch wenn sie ihm wie eine Vision erschien. Der Wissenschaftler in ihm registrierte ein angemessenes Maß an Enttäuschung bei dieser Feststellung, aber der Mann in ihm empfand kein Bedauern. Bestimmt wäre es physisch unmöglich für einen Mann aus Fleisch und Blut gewesen, von der jungen Frau nicht gefesselt zu sein, die zu Bryan aufsah.
    Sie hatte ein Engelsgesicht: leicht hervortretende Wangenknochen mit flachen Mulden darunter; ein Kinn, das wie geschaffen dafür schien, sich in die Hand eines gutaussehenden Geliebten zu schmiegen; eine feine Stupsnase und volle, rosa Lippen, die so weich und ku ss gerecht aussahen, daß er fast laut aufgestöhnt hätte. Ihre Haut wirkte wie rosa getönte Sahne und war so verführerisch, daß er ihr um ein Haar spontan die Wange gestreichelt hätte. Statt dessen presste er sich die Hand auf die Brust, als hätte er Herzbeschwerden.
    Das Licht aus dem Kronleuchter verfing sich in der Aura aus bla ssg oldenem Haar um ihr Gesicht und ließ die Frau noch ätherischer erscheinen. Sie trug ihr Haar zu einem losen Knoten geschlungen, aber ihr Gesicht wurde von weichen, losen Strähnen umringelt, die ihre weiblichen Züge betonten. Mit riesigen entsetzten, dunkelblauen Augen starrte sie ihn an.
    Ihre Angst traf ihn wie eine Ohrfeige. Er räusperte sich nervös, nahm die Hand wieder von seiner Brust, streckte sie ihr entgegen und bemühte sich um ein strahlendes Lächeln.
    »Bryan Hennessy.«
    Rachel zuckte zusammen, als sie ihn sprechen hörte. Die Stille hatte sie gebannt, jetzt wurde sie aus ihrer Trance gerissen. Sie starrte erst auf die riesige Hand vor ihr, dann wanderte ihr Blick weiter und versuchte den ganzen Mann in Augenschein zu nehmen.
    Er war ziemlich groß und hatte so breite Schultern, daß er die Treppe hinter ihm vollkommen verdeckte. Sein Haar war zerzaust. Die Farbe der Strähnen, die ihm in die breite Stirn fielen, lag irgendwo zwischen Blond und Braun. Panik blockierte immer noch ihre Wahrnehmung, deshalb fiel ihr an seinem Gesicht nur der starke Kiefer und der Bartschatten auf, der ihn überzog. Seine Kleider - abgetragene Jeans, aus deren Vordertasche Papierschnipsel ragten, und ein Flanellhemd, das ihm auf einer Seite aus der Hose hing - waren zerknautscht.
    Alles in allem, fand sie, sah er gefährlich aus, vielleicht sogar verrückt. Er sah jedenfalls nic h t so aus wie jemand, den ihre Mutter zu sich nach Hause einladen würde. Die Frau, an die sie sich erinnerte, hätte sich nicht mal im Bus neben so einen Kerl gesetzt. Wie kam er also dazu, sie an der Tür zu empfangen? Die Anworten, die ihr dazu einfielen, waren nicht allzu ermutigend.
    Sie schluckte ihre Angst so gut sie konnte hinunter und besann sich auf ihr jahrelanges Stimmtraining, um möglichst selbstbewusst zu klingen. »Was haben Sie mit meiner Mutter gemacht?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Bryan ratlos. Ihre außergewöhnliche Schönheit und seine Reaktion darauf hatten ihn zu sehr verwirrt, als daß er klar denken konnte. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wer ist Ihre Mutter?«
    Rachel schluckte schwer. Sie wich langsam zurück und schätzte die Chancen ab, bis zu ihrem Wagen und dann bis zum Polizeirevier zu kommen. Nicht gut, stellte sie fest. Er schien in ausgezeichneter körperlicher Verfassung zu sein. Wahrscheinlich musste man das auch sein, wenn man auf der Flucht war. Sowie sie einen Schritt zurück gemacht hatte, machte er einen vorwärts. Sie hob die Hand, um ihn abzuwehren.
    »Wenn Sie mich anrühren, schreie ich«, warnte sie ihn.
    »Sie haben doch schon geschrien«, gab Bryan mit schmerzverzogener Miene zurück. »Und zwar ziemlich laut, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Meine Ohren klingeln immer noch. Endlich weiß ich wirklich, was schrill

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