Räuberbier
werden. Auch nicht von Doktor Metzger.
Nachdem mir Dietmar Becker mehrfach glaubhaft versichert hatte, dass er wieder okay sei, verabschiedete ich mich. Für eine gemeinsame Wurstorganisationsaktion in der Klinikkantine blieb keine Zeit, Becker musste zum Einsatz, und ich war immer noch mittendrin.
Dennoch hatte sich im Laufe der letzten Stunden ein unbändiger Hunger in meinem Körper breitgemacht. Ein Lebensretter hat Anspruch auf eine ordentliche Mahlzeit, dachte ich mir und hielt während meiner Rückfahrt nach einer Imbissbude Ausschau. Als Ortsunkundiger hatte ich in Mannheim keine Chance, geeignete Etablissements zu finden. Linksrheinisch sah das günstiger aus, eine meiner Lieblingslektüren war nicht umsonst der FFF-VP, der Fast-Food-Führer Vorderpfalz. Es brauchte ja niemand zu wissen, dass Teile der redaktionellen Inhalte von mir selbst stammten. Die ausführlichen und lobenden Artikel über das Caravella in Schifferstadt oder die Curry-Sau mochten für einen Fremden übertrieben wirken, zahlreiche Dankesbriefe an den Herausgeber gaben mir aber recht. Stefanie sollte trotzdem besser nicht erfahren, dass ich an diesem wichtigen und in der Region vielbeachteten Werk mitgeschrieben habe.
Gestärkt und mit mittelmäßigem Sodbrennen fuhr ich in den Hof der Inspektion. Eine zweite Flasche Cola Light hatte ich mir gekauft, um bei der gleich folgenden Besprechung in Juttas Büro den Sekundentod zu vermeiden.
Unser Polizeipraktikant erkannte mich sofort und kam aus seiner schusssicheren Empfangszentrale heraus. In der Hand hielt er eine überdimensionale Lupe ohne Einsatz. Ich hatte keine Ahnung, warum er heute rasiert und motiviert war. Vielleicht hatte er ein Mitarbeitergespräch mit KPD.
»Sie entschuldigen bitte, Herr Steinbeißer«, sprach er mich an. »Herr Diefenbach hat die Sicherheitsbestimmungen verschärft, seit ein falscher Arzt bis zu ihm vorgedrungen ist.« Mit seiner Lupe scannte er meinen Körper und die Cola ab.
»Ist Herr Palzki schon da?«, fragte ich ihn mehr oder weniger beiläufig.
Er schaute mich kurz an und erschrak. »Um Himmels willen, jetzt habe ich Sie auch noch mit Ihrem Kollegen Gerhard Steinbeißer verwechselt, Herr Palzki. Das tut mir sehr leid.«
Prüfend fuhr ich mit der Hand über meinen Hinterkopf. Meine Haare waren noch alle da. Sah ich Gerhard so ähnlich? Ohne Ergebnis suchte ich drei Punkte auf dem Ärmel des Praktikanten.
»Sie haben ja nicht mal eine Waffe, Herr Palzki«, stellte der Praktikant nach dem Ende seiner Sicherheitsüberprüfung fest.
»Meine Waffe ist meine Erfahrung«, antwortete ich druckreif. »Nur KPD ist damit noch besser.«
Ich ging in Richtung Treppenhaus, während unser Praktikant mir nachrief: »Wen meinen Sie mit Kapede?«
Ohne zu antworten, suchte ich Juttas Büro auf.
»Da bist du ja endlich«, lautete die freudige Begrüßung meiner Kollegen. Jungkollege Jürgen starrte lechzend auf die Cola.
»Haben wir wieder Cola im Automaten?«
Mit einem »Danke für die tolle Begrüßung« setzte ich mich an den Besprechungstisch. »Das war die letzte Flasche, Jürgen. Jetzt gibt’s nur noch lauwarmen Mate-Tee mit Rosenkohlgeschmack. Gesünder, als die Polizei erlaubt.« Ich nahm einen provozierend großen Schluck.
Gerhard zeigte auf einen Aktenstapel, der auf dem Tisch lag. »Wir haben alles durchgeackert. Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt, was Schönhausen angeht. Das ist verdammt frustrierend.«
»Na ja«, unterbrach Jutta. »Ganz so schlimm ist es nicht. Ein paar Sachen sind uns aufgefallen. Schönhausens Bruder Karl-Heinz hat mal in einem Tätowierungsstudio als Aushilfe gearbeitet.« Sie hob beschwichtigend ihren Arm. »Ich weiß, das ist sehr dünn, aber immerhin besser als nichts.«
»Ich weiß nicht, Jutta. Ich traue dem Alkoholiker so etwas einfach nicht zu. Weder die Tätowierung noch den Mord. Dafür ist der zu schlicht gestrickt. Der hätte seinem Bruder eher einen Knüppel übergezogen, wenn er ihn umbringen wollte. Haben wir sonst noch was? Habt ihr die Nachbarin überprüft?«
»Meinst du deine oder Schönhausens?«
»Von mir aus beide«, antwortete ich. »Dann hätten wir zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen.«
Meine Kollegen lachten.
»Habt ihr ein Ergebnis aus dem Labor wegen des Hopfens?«
Jutta zog ein paar Blätter aus dem Stapel. »In sämtlichen Kaffeepäckchen befand sich Hopfenextrakt. Keine Drogen, keine sonstigen Inhaltsstoffe.«
»Das verstehe, wer will«, dachte ich laut. »Wollte
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