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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Nennung meines vollständigen Namens. Den habe ich mir schließlich hart erarbeiten müssen.«
    Ich verstand endlich. »Selbstverständlich, Herr Professor Doktor Kleinmacher. Entschuldigen Sie bitte meine Unachtsamkeit.«
    Statt das Thema zu beenden, legte er nach: »Unachtsamkeiten können Menschen das Leben kosten. Aber Sie sind ja auch kein Arzt. Womit kann ich Ihnen helfen, Herr Palzki?«
    »Kennen Sie einen Herrn Detlev Schönhausen?«
    Kleinmacher musste nicht überlegen. »Wenn Sie Herrn Doktor Schönhausen meinen, kann ich Ihre Frage bejahen.«
    »Herr Schön-, äh, Doktor Schönhausen ist tot.«
    Sein Cognacschwenker zitterte in der Hand. »Tot? In dem Alter? Hatte er einen Unfall?«
    »Kannten Sie ihn näher?« Seine letzte Frage ignorierte ich im Moment.
    Der Professor schüttelte den Kopf. »Er war nur ein Assistenzarzt, da ergeben sich im Regelfall keine intensiven Kontakte. Ich weiß so gut wie nichts über ihn. Außerdem bin ich seit über einem Vierteljahr nicht mehr in der Klinik Lebenswert tätig.«
    »Ich weiß«, konterte ich. »Mit Ihrem Nachfolger Doktor Wutzelsbach habe ich bereits gesprochen.«
    »Wutzelsbach! Diese Niete!«Er schrie fast, Mimose blickte erschrocken zu ihm auf. »Weiß der Teufel, warum er zum Chefarzt befördert wurde. Mit legalen Mitteln wohl kaum. Stellen Sie sich mal vor, der ist nur promoviert! Und das auch noch an einer südamerikanischen Universität. Das sollte mal jemand überprüfen, ob der seinen Titel in Deutschland überhaupt legal verwenden darf.«
    Das Gesicht des Professors war rot angelaufen. Bevor er mit seinen Beschimpfungen weitermachen konnte, unterbrach ich ihn.
    »Deswegen bin ich nicht hier. Ich brauche Informationen zu Herrn Schönhausen. – Über Herrn Doktor Schönhausen«, verbesserte ich mich.
    Langsam beruhigte er sich. »Was ist denn überhaupt passiert, Herr, äh?«
    »Palzki. Herr Kriminalhauptkommissar Reiner Palzki.« Sollte ich jetzt auch auf meiner Berufsbezeichnung bestehen?
    »Sie wollen mir meine Frage nicht beantworten?«
    Der Prof schien schlauer zu sein, als ich dachte.
    »Doch, doch, Herr, äh«, antwortete ich gehässig und redete sofort weiter, bevor er Mimose auf mich hetzen konnte. »Der Assistenzarzt wurde ermordet. Leider liegen die Hintergründe bisher komplett im Dunkeln. Ich erhoffe mir, von Ihnen etwas zu erfahren.«
    Kleinmacher hatte sich einen weiteren Cognac eingeschenkt. Mich würde interessieren, was Mimose in seinem Napf zu trinken hatte.
    »Ich habe keinen Kontakt mehr zu der Klinik«, sagte der Prof. »Ich habe mich ins Privatleben zurückgezogen, um meine Forschungen unter eigener Regie fortsetzen zu können. Während meiner Zeit als Chefarzt hatte ich den dafür benötigten Freiraum nicht. Wegen jeder Kleinigkeit wird der Chefarzt verlangt. Der einzige Vorteil war, dass ich jede Menge Liquidationen ausstellen konnte. Davon habe ich mir diesen netten Alterssitz bauen lassen.«
    Chefarzt muss ein lohnender Job sein, dachte ich mir. Als Polizist hatte man es da schwieriger. In Deutschland war es nämlich oft unüblich, dass ein Beamter die ausgesetzten Verwarnungs- und Bußgelder in die eigene Tasche stecken durfte.
    »Worüber forschen Sie denn?«
    Der Prof lachte. »Das würden Sie ja doch nicht verstehen, mein Lieber. Ich habe noch Großes vor. Natürlich kann ich nicht mit den geräumigen Forschungslabors konkurrieren, die haben eine viel bessere Ausstattung, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Aber ich habe eine Nische gefunden. Vielleicht sogar eine lohnende Nische.«
    Um seine Geduld nicht überzustrapazieren wechselte ich das Thema. »Wir haben Ihr Archiv im Keller der Klinik gefunden, Herr Professor Kleinmacher.«
    »Professor Doktor Kleinmacher«, kam seine überhebliche Antwort wie aus der Pistole geschossen. »Das ist richtig. Der ganze Geschäftskram muss einige Jahre aufgehoben werden, falls das Finanzamt oder irgendwelche Sozialversicherungsträger prüfen wollen.«
    »Es sind auch Reparaturrechnungen Ihres Wagens dabei«, hakte ich nach.
    »Das ist auch richtig so«, klärte er mich auf, während er sich einen dritten Cognac einschenkte. »Das war schließlich mein Dienstwagen.«
    Das klang für mich einleuchtend.
    »Waren Sie auch persönlich in dem Archiv?«
    Für einen winzigen Moment zuckte es in seinem Gesicht. »Nein, dafür habe ich das Sekretariat bemüht.« Er sah mir in die Augen und musste wohl meine Ungläubigkeit bemerkt haben. Er war wirklich ein exzellenter Menschenkenner. Schnell

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