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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Studenten näher. »Sie sehen aber wirklich sehr schlecht aus, mein Lieber. In meinem Reisemobil biete ich Sauerstofftherapien an, leider lässt man mich mit meinem Wagen nicht aufs Klinikgelände. Wenn Sie mitkommen möchten, ich parke ganz in der Nähe. Ich habe bis zum nächsten Blinddarm ein paar Minuten Zeit.«
    Becker schüttelte mit sichtlicher Kraftanstrengung den Kopf. »Danke, Herr Doktor, es geht schon wieder. Ich muss jetzt nur schnell was essen.«
    »Ja, ja«, sagte Metzger mit vieldeutigem Grinsen. »Kaum ist ärztliche Hilfe im Anrollen, schon ist der Patient wieder gesund. Kennt man ja aus jeder Zahnarztpraxis. Meine Schwester in Dannstadt«, er schaute mich an, »die kennen Sie ja, die verkauft in ihrem Esoterikversand bemalte Kieselsteine als Heilsteine. Und was soll ich sagen? Sie wird mit Dankesschreiben aus aller Welt geradezu überschüttet. Krankheiten sind fast immer nur Einbildungen. Aber was soll ich dagegen haben? Schließlich verdiene ich mit den Einbildungen der Leute meinen Lebensunterhalt.«
    Er sah mich genauer an. »Warum haben Sie eigentlich einen Kittel an?«
    Diese Frage hatte ich längst erwartet. »Ich bin inkognito hier, Herr Metzger. Wir untersuchen, warum die Klinikleitung einen Exklusivvertrag mit dem städtischen Friedhof hat. Verraten Sie es aber bitte nicht weiter, zumindest nicht den Lebenden.«
    Metzger pulte eine seiner obligatorisch überreifen Bananen aus dem Kittel, der nicht viel weißer aussah als unsere. »Aha, ich wusste gar nicht, dass Sie auch für Wirtschaftsstraftaten zuständig sind. Da will ich Sie nicht länger stören, machen Sie es gut.« Er drehte sich zu Becker. »Gehen Sie raus an die frische Luft, das ist das Einzige, was wirklich hilft, auch wenn’s logischerweise in keinem Fachbuch steht.«
    Lachend und dabei schmatzend ging er seinen Weg.
    Becker und ich liefen nach oben. Jeder, der uns sah, blickte uns mit gerümpfter Nase leicht angeekelt an. Niemand kam dieses Mal auf die Idee, uns einen guten Tag oder Ähnliches zu wünschen. Ohne einem Rausschmeißerkommando vor die Füße zu laufen, erreichten wir den Raum mit den vielen Metallspinden. Ich gab dem Studenten meinen Kittel, der ihn mit dem seinigen in eine Ecke pfefferte.
    »Da hinten ist eine Waschgelegenheit«, meinte er. »Waschlappen und Handtücher liegen im Regal.«
    Es war zwar keine Dusche, aber in meiner Situation war ich nicht sehr wählerisch. Zehn Minuten später sahen wir beide wieder einigermaßen manierlich aus. Sogar meine schwarze Stoffhose war in meinen Augen noch durchaus ansehnlich, zumindest wenn man nicht zu sehr drauf achtete. Der Student hatte sich inzwischen wieder vollkommen erholt.
    »Herr Palzki«, begann er und ich wusste, dass sich Ungemach anbahnte. »Ich habe mir Gedanken gemacht.«
    »Das ist schön, dass Sie damit endlich anfangen.«
    »Ich meine es ernst.« Er schaute auch ziemlich ernst drein. »Zum Dank für meine Rettung habe ich beschlossen, meinen Protagonisten in den Krimis nach Ihnen zu benennen. Na, ist das nicht eine schöne Überraschung? Fortan wird Kriminalhauptkommissar Reiner Palzki in der Kurpfalz ermitteln. Und in den bisher erschienenen Krimis tausche ich bei Neuauflagen den Namen ebenfalls aus. Da sind Sie platt, was?«

10 Akademische Titel
    Nach dieser Beckerschen Eröffnung nahm ich mir vor, zukünftig genau zu überlegen, ob ich mich im Ernstfall noch mal als Lebensretter betätigen sollte. Wenn Becker wirklich meinen Namen für seinen grotesken Kommissar benutzen würde, käme er vielleicht auch auf die Idee, KPD in seinen Romanen einzuführen. Der Ärger wäre vorprogrammiert. So wie dieser Student die Beamten der Kriminalinspektion beschrieb und damit ins Lächerliche zog, konnte das nicht unwidersprochen bleiben. Solche Chaoten hätten bei einer meist seriösen Behörde wie der Polizei nicht den Hauch einer Chance. Ich musste Becker die Idee unbedingt wieder ausreden. Obwohl, mein Vorgesetzter könnte sich vielleicht gebauchpinselt fühlen.
    Insbesondere, wenn er Becker überreden könnte, seine Krimis nicht als Palzki-Fälle zu vermarkten, sondern als die Abenteuer von Klaus P. Diefenbach, den ultimativen und erfolgreichen Verbrecherjäger. Das restliche Personal wäre dann nur noch unbedeutendes Beiwerk, quasi eine Fußnote. Was eigentlich ziemlich exakt der Realität entsprechen würde. Sei’s drum, ich nahm mir vor, die Beckerschen Geschichten zukünftig zu ignorieren. Wer so etwas las, dem konnte sowieso nicht mehr geholfen

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