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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatte. Es wirkte nicht. Meine Lungen schrien nach frischer Luft, ich konnte die alte nicht mehr halten. Ich nahm mir vor, nur wenig einzuatmen, was mir wegen meiner Aufgeregtheit und der körperlichen Anstrengung gründlich misslang. Ein leichter Schwindel überkam mich. Noch zwei solcher Atemzüge und der Untergrund des städtischen Friedhofs würde unser Grab werden. Wie ein Rettungsschwimmer schnappte ich mir Becker unter den Achseln und zog ihn rückwärts aus der Falle. Dummerweise leuchtete die Lampe dadurch genau in die entgegengesetzte Richtung. Mir fehlte ein dritter Arm. Die erste Stufe beutelte uns wieder in die Horizontale. Ich schnappte unwillkürlich nach Luft, meine Sinne begannen zu schwinden. Stufe für Stufe zog ich Becker aus der Gefahrenzone nach oben. 500 Stufen? Oder waren es 1.000? Man hätte mir in dieser Situation alles erzählen können, ich hätte es geglaubt.
    Ein guter Geist in einem gesunden Körper wie dem meinigen kann Übermenschliches bewerkstelligen. Die oberste Stufe war erreicht, die Überlebenschancen waren in den statistisch relevanten Bereich geklettert. Dennoch, wir lagen immer noch am Boden des Stollens. Meine physikalischen Restschulkenntnisse sagten mir, dass es auch im Gang ein Sauerstoffgefälle von oben nach unten geben musste. Becker, der inzwischen anfing, leicht zu zappeln, schnappte nach Luft. Ich auch. Ein letzter Achselzug und ich hatte den Studenten in der Senkrechten aufgerichtet und an die Stollenwand gelehnt. Endlich konnte ich mit Erfolg durchschnaufen. Sicherheitshalber gab ich Becker noch ein paar Watschen, dieses Mal mit positivem Ergebnis. Mit geröteten Wangen starrte er mich an.
    »Was soll das?«, brachte er mit einer dünnen Stimme hervor. »Was ist passiert?«
    Nachdem wir ein paar Minuten später wieder bei akzeptablem Bewusstsein waren, klärte ich den Studenten auf. Er wurde wieder blass und knallte sich den Handballen an die Stirn.
    »So was Dummes«, sagte er. »Da hätte ich selbst drauf kommen müssen. Ich habe mich völlig naiv in Lebensgefahr gebracht.« Er sah mich an. »Sie haben mir das Leben gerettet, Herr Palzki. Und sich dabei selbst in Gefahr begeben.«
    »Na ja«, antwortete ich großzügig. »Das ist doch selbstverständlich. Ich habe es für die Bevölkerung der Kurpfalz getan.«
    Becker verstand nicht, ich musste deutlicher werden. »Wenn Sie da unten umgekommen wären, könnte niemand mehr weitere verrückte Kriminalfälle von Ihnen lesen. Stellen Sie sich mal vor, die Bürger würden wieder wie früher amerikanische oder skandinavische Krimis lesen. Das wäre für unsere Region eine Katastrophe.«
    Dietmar Becker wusste nicht, ob er meine Aussage ernst nehmen sollte. »Trotzdem vielen Dank, Herr Palzki. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie an meine Krimis gedacht haben, als Sie mich retteten.«
    Wir machten uns in gemächlichem Tempo auf den Rückweg. Ohne weitere Pannen erreichten wir den Archivraum. Becker war immer noch etwas unsicher auf den Beinen, er torkelte leicht. Er musste dringend in ärztliche Behandlung. Ob diese Klinik dafür die richtige Wahl war? Egal, ich führte ihn aus dem Archivraum hinaus in die Kellergänge. Die nächste Katastrophe bahnte sich sofort an. Wir liefen direkt dem Notarzt Doktor Metzger in die Arme, der uns selten dämlich anstarrte.
    »Wie laufen Sie beide denn herum?«, brachte er endlich hervor und lachte dabei wie ein asthmakranker Frankenstein. Unsere ehemals weißen Kittel sahen aber auch wirklich verboten aus. Der Siff aus 100 Jahren hing an uns. Selbst Hände und Gesicht erweckten den Eindruck, als hätten wir in einem Abwasserkanal gebadet.
    Ich musste Metzger loswerden. Sollte ich ihn vielleicht nach unten in die Stollen schicken? Nein, meinen gemeinen Gedanken ließ ich keine gemeinen Taten folgen.
    »Wir haben uns gerade etwas im Sterilraum der Klinik umgeschaut«, meinte ich trocken und todernst. »Herrn Becker ist es dabei schlecht geworden. Vermutlich akuter Sauerstoffmangel.«
    »Das kenne ich«, erwiderte Metzger, »dort wird immer auf übertriebene Sauberkeit geachtet und dabei stets vergessen, dass die Räume auch mal gelüftet werden müssen. Ich persönlich finde abgestandene Luft weit angenehmer als den ständigen Desinfektionsgeruch in den OP-Bereichen. In meiner Mobilklinik verzichte ich schon länger auf Desinfektion, ein normaler Haushaltsschwamm tut’s schließlich auch. Und preiswerter ist es allemal, kommt ja letztendlich auch den Kunden zugute.«
    Er besah sich den

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