Räuberbier
wissen«, verteidigte sich der Braumeister.
»Nein, das konnten Sie nicht. Statt sich damit zufriedenzugeben, bringen Sie zusätzlich diesen Schönhausen um. Was haben Sie sich dabei gedacht, Panscher?«
Der Braumeister geriet unter Druck. Gleich würde er überreagieren. »Der hat mich auch bedroht und erpresst. Sein Bruder muss vor seinem Tod mit ihm gesprochen haben. Er wusste über die Sache Bescheid und wollte den gesamten Hopfen haben. Da habe ich mich mit ihm im Keller verabredet. Mir blieb keine andere Wahl.«
»Nein, die hatten Sie nicht«, sagte der andere, trat einen Schritt vor ins Licht und zog eine Waffe. »Herr Palzki, verhaften Sie Herrn Panscher! Er hat zwei Menschen ermordet, und bei Ihnen hat er es versucht.«
Jetzt oder nie, dachte ich und konterte. »Festnehmen, Herr Professor Doktor Kleinmacher. Verhaften kann nur der Richter.«
Der Professor hielt nach wie vor die Waffe auf Panscher gerichtet. Wenn er abdrückte, wäre die Beweiskette unvollständig.
»Ich will aber noch mehr, Herr Kleinmacher.«
»Professor Doktor Kleinmacher«, verbesserte dieser sofort in energischem Ton. »Ich hab’s Ihnen bereits gesagt, dass ich auf meinen vollständigen Namen bestehe.«
»Von mir aus«, entgegnete ich und wusste, dass ich dennoch weiter provozieren musste, um den Plan zu vollenden.
»Ich weiß auch, wer Doktor Detlev Schönhausen ermordet hat.«
Kleinmacher stand einen Augenblick mit geöffnetem Mund da. »Ist da auch Panscher für verantwortlich?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das war jemand mit einem unbeirrbaren Willen für sein Forschungsprojekt, jemand, der über Leichen geht. Sie waren es, Kleinmacher. Sie haben den Doktor kaltblütig ermordet.«
Jetzt war es raus. Da keine Beschwerde wegen der unvollkommenen Namensnennung kam, war ich sicher, richtig kombiniert zu haben.
»Er war selbst schuld«, gestand der Professor, was ihm wegen der Waffe anscheinend nicht schwerfiel. »Hätte er noch ein Jahr lang mitgemacht, dann wären meine Forschungen erfolgreich beendet gewesen. Ausgerechnet in dieser schwierigen Phase auszusteigen war inakzeptabel. Wir hatten einen Deal, er hat seinen Teil gebrochen, das musste mit dem Tod bestraft werden.«
»Und das alles wegen des Hopfens«, schlussfolgerte ich.
Kleinmacher reagierte aufgebracht. Panscher wollte etwas sagen, der Professor schnitt ihm das Wort ab. »Haben Sie eine Ahnung, Palzki. Für meine Forschung bin ich auf erstklassigen Hopfenextrakt angewiesen. Nur Brauereien verfügen über den besten Hopfen, den der Markt hergibt. Alles andere ist für meine Forschungen unbrauchbar, insbesondere die asiatische Importware. Zwei Jahre lang hat mein Mittelsmann Doktor Schönhausen den Hopfenextrakt über Herrn Panscher organisiert.«
Panscher ignorierte die auf ihn gerichtete Waffe und unterbrach Kleinmacher. »Die ganze Zeit haben Sie auch nur sehr wenig von dem Zeug gebraucht. Das konnte ich locker in der Produktion abzweigen, in dem ich ständig zwei bis drei Prozent Mehrverbrauch aufschrieb. Das wäre in 100 Jahren niemandem aufgefallen.«
Ich kombinierte. »Und plötzlich haben Sie, Kleinmacher, mehr Hopfenextrakt gebraucht, ich verstehe.«
»Nichts verstehen Sie«, erwiderte dieser aufgebracht. »Ich bin in der Endphase meiner Forschung. Meine Ergebnisse werden die Welt revolutionieren. Man wird mich mit Preisen überhäufen.«
Ich provozierte ihn weiter. »Ich verstehe trotzdem. Xanthohumol, ein Pflanzenfarbstoff aus Hopfen, kann Entzündungen im Körper behindern. Sie sind dabei, ein Anti-Krebs-Mittel zu entwickeln, Kleinmacher. Wir haben herausgefunden, dass Sie sogar einen Forschungspreis bekommen haben.«
Das war in Jürgens Akte gestanden.
»Oh, Sie sind ja noch schlauer, als ich dachte, Palzki. Sie können sogar Xanthohumol fehlerfrei aussprechen. Andere haben sich bereits diesem Thema gewidmet, bisher immer erfolglos. Auch meine ersten Versuche, für die ich den erwähnten Preis bekam, waren noch nicht sehr zielführend. Nun habe ich für meine Forschungen ganz neue Ansätze. Sehr vielversprechende Ansätze. Meine Forschung wird die Menschheit von einer jahrtausendalten Geisel befreien. Doch jetzt, auf der Zielgeraden, benötige ich größere Mengen Hopfen. Doktor Schönhausen flog in meinem Auftrag nach Asien und hat dort billigen Hopfenextrakt gekauft. Diesen hat er dann durch diese unterirdischen Gänge in die Brauerei geschmuggelt und Panscher übergeben. Der hat dann die Dosen ausgetauscht.«
Nun brachte auch
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