Räuberbier
Was wollen Sie mit diesem Strick? Spielen Sie eine moderne Variante des russischen Roulettes?«
Ich trank mein Glas leer. »Das hat etwas mit Symbolik zu tun, Herr Panscher«, antwortete ich ihm. »Wir wollen nämlich einen Mörder fangen.«
»Einen Mörder? Welchen Mörder?«
»Den Mörder von Fritz Klein.«
Der Braumeister stutzte. »Denken Sie, dass der heute bei Ihnen vorbeikommt? Außer uns und dem Wachpersonal ist vermutlich niemand auf dem Betriebsgelände.«
Ich schaute ihm fest in die Augen. »Er ist bereits angekommen, Herr Panscher. Sie selbst haben Ihren Gehilfen vom Gärtank gestoßen.«
Jetzt war es raus. Die nächsten Sekunden würden alles entscheiden. Hoffentlich war Jacques präpariert und Panscher würde genauso reagieren, wie wir es uns erhofften.
Der Braumeister blieb cool. »Finden Sie nicht, dass das ein bisschen zu weit hergeholt ist? Warum sollte ich den Fritzl umgebracht haben?«, fragte er scheinheilig. Nach wie vor stand er am Ende der Treppe, etwa fünf Meter von uns entfernt.
»Weil er die Sache mit dem Hopfen bemerkt hatte. Sie haben doch mit dem Hopfenextrakt gehandelt, oder?«
Er wurde sichtlich blass. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Die im Labor haben mit dem Hopfen Schnaps gebrannt, das hat aber mit mir nicht das Geringste zu tun.«
»Das glaube ich Ihnen sogar«, fiel ich ihm ins Wort. »Ihr Geschäftspartner war Doktor Schönhausen.«
Viel zu langsam kam die Reaktion. »Schönhausen, wer soll das denn sein?«
»Sie werden doch Doktor Schönhausen von der Klinik Lebenswert kennen. Immerhin haben Sie gestern seinen Bruder umgebracht.«
»Ach, Sie meinen diesen Alkoholiker, der im Keller der Brauerei gefunden wurde?«
»Genau den, woher wissen Sie eigentlich, dass er Alkoholiker war?«
Panscher zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich, das werden Sie gestern im Sudhaus gesagt haben, als die Polizei da war. Herr Palzki, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich mit Ihnen zusammen im Labor war, als Bauer, der Laborleiter, festgenommen wurde? Wie sollte ich da zum gleichen Zeitpunkt den Kerl im Keller umgebracht haben?«
Es klappte. Panscher redete und redete, statt zu handeln. Wir kamen unserem Ziel ein kleines Stück näher.
»Ich habe ein gutes Gedächtnis, Herr Panscher. Sie sind erst ganz zum Schluss gekommen, und außerdem wirkten Sie ziemlich abgehetzt. Ich vermute, dass Schönhausen wenige Minuten vorher durch Ihre Hände starb.«
»Vermutungen. Ich bitte Sie, Herr Palzki. Ist das nicht alles viel zu weit hergeholt? Zwei Morde wegen ein bisschen Hopfen, das glaubt Ihnen doch niemand.«
»Es waren ja auch drei Morde«, entgegnete ich. »Überdies haben Sie die Paletten im Lager auf uns gestürzt. Schade um das ganze Bier.«
Panscher trat einen winzigen Schritt vor. Er trug einen weiten Mantel, der Spielraum für Spekulationen ließ. »Und das alles haben Sie angeblich herausgefunden? Ich befürchte nur, dass Sie nicht einen einzigen Beweis für Ihre abstrusen Behauptungen haben.«
»Oh doch«, antwortete ich. »Als ich gestern zusammen mit Herrn Becker in Ihrem Sudhaus auftauchte, nachdem wir die Leiche entdeckt hatten, sah ich es sofort. Sie trugen Sandalen, Herr Panscher! Sandalen im Winter. Mir war sofort klar, dass Sie es waren, der die Paletten auf uns stürzen ließ und dann während der Verfolgung einen Schuh verloren hat. Zurück an Ihrem Arbeitsplatz haben Sie nur die Sandalen gefunden. Stimmt’s, Herr Panscher?«
»Und wenn schon«, antwortete der Braumeister. »Das war ja nur ein kleiner Spaß. Ich wollte Sie bloß erschrecken. Dass gleich eine halbe Tagesproduktion umkippt, war nicht beabsichtigt. Daraus können Sie aber keinen Zusammenhang mit den Morden ziehen.«
»Doch, doch«, tönte es aus dem Hintergrund. Eine weitere Person war, von uns allen unbemerkt, die Treppe zum Bräukeller heruntergekommen.
»Herr Palzki hat schon richtig kombiniert, Herr Panscher«, sagte die Person, die im Halbschatten stand. »Dieser Palzki ist ein cleverer Bursche, das habe ich sofort nach dem ersten Kontakt bemerkt. Allerdings haben Sie sich recht dämlich angestellt, Herr Panscher. Ihren Gehilfen hätten Sie unauffälliger verschwinden lassen können.«
Panscher wurde nervös. »Aber der Dreckshund hat mich doch erpresst. Er wollte schnurstracks zur Polizei laufen. Ich musste sofort handeln.«
»Das haben Sie auch getan«, antwortete unser Neuankömmling, »und ihn direkt vor die Füße eines Polizeibeamten geworfen.«
»Das konnte ich nicht
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