Räuberbier
Personen kamen die Treppe heruntergerannt, sie trugen allesamt Sauerstoffmasken, an denen kleine Druckbehälter hingen. Zwei davon nahmen dem Professor die Waffe ab und trugen ihn nach oben. Die anderen beiden übergaben Ferdinand und mir weitere Masken, die wir sofort überzogen. Keine Minute später waren wir im Eingangsbereich des Bräukellers im Erdgeschoss angekommen. Im Hintergrund stand Panscher mit Handschellen neben Gerhard, Jutta und weiteren Beamten. Den Professor hatte man gleich in einen bereitstehenden Notarztwagen verfrachtet. Jacques kam auf mich zu.
»Na, Junge, hattest du heute wieder deinen Spaß?«
Ich schlug ihm auf die Schulter. »Klar doch, das machen wir jetzt jede Woche.«
Jacques lachte. »Bis die Spurensicherung runter kann, dauert es noch ein wenig. Erst muss das meiste Kohlenstoffdioxid wieder aus dem Keller raus.«
»Wird der Professor wegen der fehlenden Sauerstoffversorgung einen Dauerschaden davontragen?«, wollte ich von ihm wissen.
»Von der kurzen Zeit? Niemals«, antwortete Jacques überzeugt.
Ich traute meinen Augen nicht. In der Tür erschienen KPD, Benno und der Geschäftsführer Jürgens. KPD hob kurz die Hand, als er mich bemerkte. Dann wandte er sich seinem Freund Benno zu und ich konnte seine Worte deutlich hören: »Siehst du, Benno, jetzt haben wir beide alles aufgeklärt. Unsere Statistiken sind gerettet und du kannst beruhigt in Pension gehen. Wie viele Minuten sind’s eigentlich noch?«
Ich schaute unwillkürlich auf meine Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Punktlandung, dachte ich.
»Wie kommt KPD hierher?«, fragte ich Gerhard, der sich mit Jutta zu mir gesellte.
»Er wird’s von dem Geschäftsführer haben. Den haben wir eingeweiht. Vermutlich hat er die Info an die Mannheimer Kripo weitergegeben und von da ging es dann an KPD. Er ist erst vor einer halben Stunde angekommen. Fast hätte er alles vermasselt, weil er direkt in den Bräukeller gehen wollte. Wir haben ihn gerade noch davon abhalten können.«
Jutta sprach weiter. »Uns blieb nichts anderes übrig, als ihm die Geschichte zu erzählen. Irgendwie hat ihn das aber nicht interessiert, Hauptsache, der Fall war von seinem Tisch.«
Die Eingangstür ging auf und ein Beamter rief uns allen zu: »Kommt mal raus, schaut euch das an. So was hat die Welt noch nicht gesehen!«
Und so war es auch. Ich hatte schon viele Silvesternächte erlebt. Das, was gerade ablief, war unglaublich. In südwestlicher Richtung wurde hoch im Himmel ein Feuerwerk abgebrannt, das aussah, als könne es unmöglich irdischen Ursprungs sein. Die Größe, die Farben, die Figuren stellten alles bisher Dagewesene in den Schatten. Mitten in der Gruppe der staunenden Beamten stand Jacques. »Ich wusste, dass der Zeitzünder funktioniert.«
Das Spektakel dauerte fast eine halbe Stunde. Alle starrten in den Himmel, sogar Michael Panscher, den man kurzerhand mit seinen Handschellen an eine Laterne gebunden hatte.
Nachdem wieder einigermaßen Stille in der Luft lag, kamen KPD und Benno auf uns zu.
»Das habt Ihr Pfälzer gut gemacht«, lobte der Mannheimer Kripochef. »Mit so einem Chef wie Herrn Diefenbach können Sie zufrieden sein, Herr Palzki. Er hat den Fall noch rechtzeitig gelöst.«
Ich traute meinen Ohren nicht, doch er sprach schon weiter. »Besonders gefreut hat mich, dass Herr Bosco das Feuerwerk zu Ehren meiner Pensionierung abgebrannt hat.«
Ich schielte an Benno vorbei direkt zu dem listig grinsenden Jacques.
Der Geschäftsführer Jürgens kam und ging an mir vorbei direkt zu KPD. »Als Belohnung lade ich Sie und Ihre Dienststelle zu einer zünftigen Bierprobe ein, Herr Diefenbach.«
KPD bedankte sich und schaute auf die Uhr. »Jetzt muss ich aber zurück zur Party nach Schifferstadt.«
Ich stand da und kam mir sehr verloren vor. Dass andere die Lorbeeren kassierten, war für mich nichts Neues. Deprimierend war es trotzdem.
Irgendjemand schrie lauthals durch die Nacht: »Prost Neijohr!«
Epilog
Das neue Jahr ist jetzt schon ein paar Tage alt und ich habe endlich die Muße, über den vergangenen Fall nachzudenken.
Professor Doktor Kleinmacher und dem Braumeister Michael Panscher wird im Laufe des Jahres der Prozess gemacht. Interessanterweise war das Labor des Professors in Kleinkarlbach leer geräumt, als es von der Polizei durchsucht wurde. Jemand musste schneller gewesen sein. Dass es einen guten Freund, vielleicht sogar einen Kollegen geben musste, war uns schnell klar. Schönhausen war von zwei Personen
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