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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Rosenkohl oder ähnlich schrecklichem Gemüse. »Denk an unser Baby«, antwortete ich diplomatisch, und sie gab sich damit zufrieden.
    »Nachdem ihr euch die Raketen und die Ballerei um Mitternacht angeschaut habt, nehmt ihr am besten ein Taxi. Wann ich heimkomme, kann ich nicht genau sagen.«
    »Spinnst du?«, reagierte Stefanie. »Wir wohnen zu Fuß zehn Minuten von hier entfernt. Was sollen wir da mit einem Taxi?«
    »Baby?«, fragte ich ziemlich kleinlaut.
    »Das kommt im Mai, jetzt haben wir Dezember.«
    Die Verabschiedungszeremonie dauerte ein paar Minuten. Ich versprach ihr, mich auf nichts Gefährliches einzulassen und danach gleich nach Hause zu kommen. Melanie registrierte meine Verabschiedung erst gar nicht und Paul stand vor einem halben Dutzend Beamten und erzählte ihnen Witze. Garantiert waren sie nicht jugendfrei, so wie sie lachten.
     
    *
     
    So spät abends war ich noch nie in der Brauerei gewesen. Der Eingang durch das Verwaltungsgebäude war um diese Uhrzeit nicht mehr besetzt, genauso wenig wie die Lkw-Einfahrt. Um dieses Problem zu meistern, setzte ich auf modernste Technik. Ich suchte mein Handy im Handschuhfach und rief Ferdinand an. Wenige Minuten später kam er angelaufen und öffnete mir eine kleine Nebentür.
    »Alles klar bei dir?«, flüsterte er, obwohl das Betriebsgelände menschenleer sein sollte.
    Ich nickte. »Nur eine kleine Vorstufe eines Tinnitus«, antwortete ich. »Die Musik war recht laut.«
    Ferdinand, der von der Party in Schifferstadt keine Ahnung hatte, schaute mich verwundert an. »Hast du auch so einen neumodischen Ohrstöpsel mit Musik?«
    Bis wir im Bräukeller angekommen waren, hatte ich ihm meinen Zeitvertreib der letzten Stunden erklärt.
    Der Bräukeller sah aus wie immer. Picobello aufgeräumt und interessant beleuchtet. Auf dem Haupttisch, an dem Ferdi und ich schon mehrfach unser Wiedersehen gefeiert hatten, standen leere Biergläser. Es sah gemütlich aus, und am liebsten hätte ich mich in einen der Stühle gefläzt und ein paar Räuberbier genossen. Doch wir hatten einen Auftrag.
    Ferdi zeigte zur Decke über dem Haupttisch. »Haben wir das gut hingekriegt?«
    »Ein bisschen makaber ist es schon, meinst du nicht?«
    »War das mein Plan oder eurer?«
    »Wo habt ihr den her?«
    »Ich habe einen Bekannten, der im Museum arbeitet. Das, was du siehst, ist ein Original!«
    Ich schluckte. »Ist da mal einer mit …?«
    »Klar doch«, antwortete Ferdi. »Mehrere sogar. Liegt aber alles schon ziemlich lange zurück.«
    Ich betrachtete den Galgenstrick, der direkt über dem Tisch hing, mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht.
    Mit einem Mal war ich mir sehr unsicher, ob unser Plan ein guter Plan war. Ich musste aufpassen, damit ich Ferdi mit meiner Unsicherheit nicht ansteckte.
    »Na ja, ist schließlich nur für die Symbolik.«
    »Hoffen wir es«, entgegnete mein Freund. »Ich hoffe, dass Herr Bosco weiß, was er tut.«
    »Bisher ist es immer gut gegangen«, sagte ich überzeugend.
    Ferdinand Jäger ging hinter die Theke. »Was willst du trinken?«
    »Auf jeden Fall was Alkoholfreies. Hast du Karamalz?«
    Er holte zwei Karamalz aus dem Kühlschrank und schenkte ein. »Hab ich schon lange nicht mehr getrunken, schmeckt aber gut.« Er prostete mir zu und dabei fiel mein Blick erneut auf den Galgen.
    »Wie lange wird’s noch dauern?«, fragte ich. »Hat alles geklappt?«
    »Der Fisch wurde auf jeden Fall geködert. Ob er ihn auch schnappt, werden wir demnächst merken. Von jetzt an bis Mitternacht ist alles drin. Wenn wir Pech haben, riecht unser Freund den Braten und lässt uns hier versauern.«
    Wir tranken unser Alkoholfreies und schwiegen uns wie richtige Männer an. Plötzlich hörten wir leise Schritte auf der Treppe. Eine Person kam zu uns in den Bräukeller. Mein Herzschlag übertönte die folgenden Schritte. Stimmte meine Vermutung? Hatte ich richtig kombiniert oder falsch gelegen? Die Ungewissheit der nächsten Sekunden fraß mich beinahe auf.
    »Guten Abend, die Herren«, begrüßte uns eine bekannte Stimme. »Zu so später Stunde sitzen Sie im Bräukeller zusammen? Draußen feiert der Rest der Welt Silvester.«
    »Sie sind doch auch hier«, antwortete ich ihm.
    Er lachte. »Einer muss schließlich arbeiten. Ich habe bei meinem Rundgang Licht durch die Lichtschächte gesehen und wollte mal nachschauen.«
    »Wir haben noch freie Stühle«, bot Ferdinand unserem Gast an, doch der blieb in ein paar Metern Entfernung stehen. Er entdeckte den Galgen.
    »Nanu?

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