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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bußgeldbarzahlungen oder so etwas in diese Richtung.«
    »Es geht trotzdem nicht«, beharrte ich weiterhin. »Ihr bringt mich in Teufels Küche. Ich muss heute Abend nochmals weg.«
    Während im Hintergrund jemand ›Ich bin eine Assi mit Niveau, ich lese Lyrik auf dem Klo‹ sang, rückten Gerhard und Jutta näher.
    »Ich hab’s gewusst«, sagte Gerhard siegessicher, »dass du ein Ding planst. Lass mich raten, du warst vorhin bei Jacques.«
    Egal, wie meine Reaktion ausgefallen wäre, meine Kollegen hätten sie auf jeden Fall als Zustimmung gedeutet.
    »Sag schon, wann geht es los?« Selbst Jutta, normalerweise die Ruhe in Person, fing an zu zappeln.
    Was blieb mir in dieser Situation übrig? In ein paar Minuten würde Stefanie mit unseren Kindern auftauchen. Ich nutzte die Zeit, meinen Kollegen von meinem Verdacht und den Plänen zu erzählen. Wahrscheinlich war es so sogar besser. Ein Sicherungsnetz war selbst in einem Zirkus nie verkehrt. Gerhard und Jutta versprachen, im Hintergrund etwas aufzupassen und es Stefanie schonend beizubringen, dass wir zu später Stunde zu einem Einsatz mussten. Dafür war ich den beiden sogar dankbar. Stefanie würde ihnen mehr glauben als mir allein. Wenn Jutta und Gerhard dabei waren, konnte es nicht so gefährlich sein, das war die fälschlicherweise angenommene Denkweise meiner Frau.
    Fast hätte ich doch noch zu einem Bier gegriffen, konnte aber in letzter Sekunde die mit mir selbst getroffene Abmachung wieder ins Gegenwarts-Gedächtnis rufen.
    Kurz darauf kam Stefanie an. Sie lächelte, auch wenn man ihr sofort ansah, dass die Musik für ihren Geschmack etwas zu laut war. Hinter Stefanie kamen Paul und Melanie eingelaufen. Paul erachtete es als überflüssig, seinen geliebten Vater zu begrüßen. Er lief schnurstracks zur Ausschanktheke und hatte Sekunden später eine Flasche Cola in der Hand. Bei Melanie dauerte das Warming-up etwas länger. Sie schaute trübselig zu Boden, ihr Leben war durch fehlende Rücksichtnahme der Eltern an diesem Tag zerstört. Wahrscheinlich hatte ihr Stefanie sehr undiplomatisch erklärt, dass ich sie nicht zu der von ihr gewünschten Party bringen würde. Die Trotzphase war allerdings recht kurz. Sehr schnell bemerkte sie, dass es in diesem Raum auch mehrere Jungs im passenden Alter gab. Ein Dauerlächeln vertrieb ihre Bitterkeit. Ich nahm mir vor, gut auf meine Tochter aufzupassen und in regelmäßigem Abstand, also so ungefähr im 20-Sekunden-Rhythmus, nach ihr zu schauen.

15 Galgenhumor
    Die Stunden quälten sich dahin. Längst hatte ich, wie mein Sohn, eine Überdosis Koffein in der Blutbahn. Stefanie hatte Paul bestimmt zehn Mal eine halb getrunkene Colaflasche abgenommen. Aber Minuten später hatte er sich wieder eine neue organisiert. Überall standen halb volle Colaflaschen in der Gegend herum. Melanie hatte ich bereits seit einer Weile nicht mehr gesehen. Meiner Frau fiel meine Unruhe auf und sie fragte nach dem Grund.
    »Ach Reiner«, antwortete sie. »Hab Vertrauen in Melanie. Wir wollen unsere Kinder doch zur Selbstständigkeit erziehen. Wie sollen die das werden, wenn wir sie laufend kontrollieren und unter Generalverdacht stellen?«
    Keine fünf Minuten später war Stefanie genauso zappelig wie ich.
    »Ich geh halt mal kurz nachschauen«, meinte sie in ihrer mir nicht ganz verständlichen Frauenlogik zum Thema Erziehung.
    Zwei Minuten später kamen beide zurück. Stefanie mit hochrotem Kopf und Melanie peinlich berührt zum Boden blickend.
    Ich verkniff mir, nach dem Grund zu fragen.
    Gerhard, der nach unserem Gespräch ebenfalls mit dem Biertrinken aufgehört hatte, diskutierte lang und ausführlich mit Jutta.
    Jutta hatte Stefanie beigebracht, dass wir heute Nacht eine vorläufige Festnahme durchführen müssten, die leider zeitlich nicht verschiebbar wäre. Meine Frau war schlau genug, die Wahrheit zu erahnen.
    »Wird’s für Reiner mal wieder gefährlich?«
    »Nicht gefährlicher als immer. Polizeibeamte leben halt mal mit einem gewissen Restrisiko. Du musst aber keine Angst haben, Gerhard und ich sind dabei.«
    Das beruhigte Stefanie. Es war ein guter Schachzug von mir gewesen, die beiden einzuweihen.
    Meine Kollegen verließen die Party etwa eine Stunde vor mir. Als es Zeit war, mich selbst zu verabschieden, nahm ich meine Frau fest in den Arm. Sie schaute mich traurig an.
    »Wie gerne hätte ich mit dir getanzt, Reiner. Warum hast du nur nie Tanzen gelernt?«
    Tanzen, das war für mich gleichbedeutend mit dem Konsum von

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