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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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Niemand konnte ihn mehr aufhalten. Gemeinsam mit dem Geschöpf, das er jagte, würde ihm alles gelingen.
    Cagliostro trat auf ein hell erleuchtetes Theatergebäude zu. Das Haus wirkte niedrig zwischen den Hochhäusern, die es umgaben. Breite, rot schimmernde Kanji-Zeichen bedeckten den Sims des weißen Bauwerks mit den spitzen Giebeldächern. Der Schriftzug lag genau über dem Eingang mit seinen hohen Portalen aus Glas und Stahl. Mehrere weiße Treppenstufen führten hinauf. Die Vorhalle war leer, der Weg zur Kasse frei. Ein kleiner Japaner im Anzug stand von seinem Platz an der Kasse auf, als er den Conte zielstrebig in die Richtung des Bühnenraumes gehen sah.
    »Koko ha haite ikemasen!« Er wedelte mit den weiß behandschuhten Händen. »Sie können da nicht rein!«
    Cagliostro verstand die Worte. Seine magischen, untoten Sinne waren in letzter Zeit gestärkt worden.
    »Natürlich kann ich dort hinein. Und du wirst mich gehen lassen.« Nun erst drehte er sich um und sah dem Mann in die schwarzbraunen Augen. Sein Blick fiel in die Tiefen einer Seele. Seitdem er die seine verloren hatte, besaß er diese Gabe. Er konnte jedem Menschen in die Seele schauen und dessen Ängste und Sorgen, Wünsche und Hoffnungen erkennen. »Du wirst mich gehen lassen. Gehorche meinem Willen.«
    Zögernd blieb der kleine Mann stehen. Er starrte in Cagliostros Gesicht. Seine Lider sanken ein Stück hinab, und sein Gesicht wurde weich, die Züge nachgiebig.
    »Dô itashimashite«, murmelte er mit leicht offenem Mund. Er schien in Cagliostros Augen ein Wunder zu sehen. »Gerne. Wie Sie wünschen.«
    Der Conte lächelte gönnerhaft und ließ den Menschen stehen. Mit beiden Händen zog er die Türflügel an den goldenen Griffen auf und trat in den Zuschauerraum. Der Klang von Trommeln kam ihm entgegen, und ein anschwellendes Singen zog ihn in seinen Bann. Männerstimmen, die mit dem Klang ihrer Stimmbänder experimentierten und einen Chor bildeten. Es roch nach Schweiß, teurem Parfüm und altem Holz. Über dreihundert Menschen saßen im Parkett dicht aneinandergedrängt in rot bespannten Stühlen.
    Entschlossen trat der Conte auf den Mittelgang. Leises Murmeln breitete sich wie eine Welle im Zuschauerraum aus. Leute sahen sich nach ihm um und wiesen mit den Fingern auf ihn. Cagliostro störte sich nicht daran. Mit festen Schritten trat er den Gang hinunter, hin zur laufenden Aufführung. Dort schwang er sich mit einem gewaltigen, für Menschen unmöglichen Satz hinauf in das Zentrum der Bühne. Der Chor verstummte. Das Gemurmel wurde lauter. Protestrufe stürmten auf ihn ein.
    Ihr werdet eure Stimmen senken und Demut lernen!
    Der untote Magier betrachtete das Bild, das sich ihm bot. Vor ihm stand ein Schauspieler mit schwarzblauem Brokatgewand und einer Geistermaske. Daneben verharrte der Hauptdarsteller, ein dünner Japaner, der ebenfalls eine Maske und ein teuer gewirktes Gewand aus Seide und Brokat trug. Beide Männer starrten Cagliostro unschlüssig an, wirkten überfordert. Eine derartige Ungeheuerlichkeit war ihnen während einer laufenden Vorstellung sicher noch nicht untergekommen.
    Cagliostro betrachtete die Maske des Totengeistes. Er spürte seine eigene Aura, die ihr Übriges tat, die Menschen auf der Bühne zu lähmen. Schreckerstarrt fühlten sie die Anwesenheit des Übernatürlichen, des Tödlichen, das unter sie gekommen war.
    Der Magier griff nach der Maske. Er fand all die Magie in sich, die er seit dem Verlust seiner Seele bereits erkundet hatte. Auch in der Menschenwelt konnte er Wunder wirken. Besonders die Levitation fiel ihm leicht. Sie flog ihm zu. Er konzentrierte seinen Willen und löste die Knoten der Bänder, die die hölzerne Maske hielten. Mit der Kraft seines Geistes ließ er die Maske des Mannes von dessen Gesicht schweben. Nur ein winziges Stück, doch es genügte, um den gesamten Zuschauerraum verstummen zu lassen.
    Hinter sich nahm Cagliostro eine andere Aura wahr. Sie befand sich im Auditorium, keine zehn Meter entfernt. Ein machtvolles altes Wesen war auf ihn aufmerksam geworden.
    Mit einer weichen Bewegung nahm Cagliostro die schwebende Maske in die Hand. Er setzte sie auf sein Gesicht und drehte sich ganz zum Publikum um. Sein flammender Blick brannte aus den Augenlöchern der weißen Maske mit den verzerrten Zügen und den wirren schwarzen Haaren hervor und traf auf den anderen, der sich im Publikum erhoben hatte.
    Der andere streckte seine Macht nach ihm aus, wollte seine Geheimnisse ergründen und

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