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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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über die Uferböschung katapultiert. Dort, wo die Krallen des Marderkobolds sie getroffen hatten, brannte ihr Rücken wie Feuer. Platschend stürzte sie ins Wasser und bemerkte entsetzt, dass der See steil abfiel. Sie sank wie ein Stein in die Tiefe. Über sich konnte sie den verschwommenen Umriss eines spitzen Mardergesichtes mit Hörnern und rot funkelnden Augen sehen. Verzweifelt versuchte sie nach oben zu gelangen; ihre Arme ruderten heftig, doch da packte sie etwas von unten und hinderte sie am Auftauchen.
    Verflucht, was ist das? Was ist da unter mir?
Lautlos schrien ihre Lungen nach Sauerstoff. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Und während sie hinab in eiskalte Schwärze sank, hörte sie ihn erneut: den gurgelnden Gesang, hypnotisch und befremdend, begleitet von dumpfen Trommeln. Auf dem Grund des Sees schlugen sie einen majestätischen Takt.
    Die Töne umhüllten sie wie ein Fangnetz, zogen sie in die Tiefe. Nadja strampelte mit den Beinen, doch anstatt Auftrieb zu gewinnen und dem Bann zu entkommen, ging es immer noch mehr nach unten. Goldenes Licht glomm auf und erleuchtete eine bizarre Welt unter Wasser. Aus höhlenartigen Behausungen schwangen sich dunkelgrüne Kobolde, die aussahen wie eine Mischung aus Amphibien und Reptilien. Ihre Gesichter waren die von Fröschen, die kräftigen Unterbeine ähnelten denen der Krokodile; einzig die Schultern und Arme wirkten menschlich. Und die Wesen kamen Nadja entgegen. Schon waren zwei bei ihr, und Nadja fühlte ihre glitschigen Hände mit den vier kurzen Fingern und den Schwimmhäuten nach ihr greifen.
    Lasst mich in Ruhe! Geht weg!
Verzweifelt trat und schlug sie um sich. Das Wasser verlangsamte jede Bewegung, dennoch gelang es ihr zumindest, ein Stück weit nach oben zu schwimmen. Es war, als hätte der Anblick der Wasserwesen einen Teil des Banns gebrochen, der sie in die Tiefe zog.
    Atmen! Ich muss atmen!
In Panik schlug sie nach einem Froschkobold, der seinen Arm um ihre Hüfte schlang, und sah ein helles Leuchten in seinem Gesicht. Ohne nachzudenken, griff sie zu. Ihre Finger umschlossen einen festen Gegenstand, der in morscher Haut saß. Als sie die Hand zurückriss, stieß der Froschkobold einen gequälten, gurgelnden Schrei aus und ließ sie los. Auch die anderen wichen vor Nadja zurück. Sie umklammerte den harten Gegenstand in ihrer Hand, so fest sie konnte, und ruderte erneut mit den Armen.
    Endlich stieg ihr Körper in die Richtung des diffusen Lichtes über ihr auf. Angsterfüllt sah sie hinunter zu den Kobolden, die verzerrte, wütende Laute von sich gaben. Vor ihnen trieb der augenscheinlich leblose Körper des Geschöpfes, dem Nadja den harten Gegenstand aus der Stirn gerissen hatte. Durch das Wasser stoben Lichtfunken, als zwei der Wesen Nadja nachsetzten.
    Lieber die Marderkobolde als dieser Albtraum!
Nadja verdoppelte ihre Bemühungen. Zugleich spürte sie vier stummelige Finger an ihrem Knöchel. Die Luft in ihren Lungen war aufgebraucht, und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.
    Zu spät! Ich schaffe es nicht mehr!
Nadja fühlte kalte Verzweiflung und eine nahende Ohnmacht. So kurz von der rettenden Luft entfernt drohte sie zu scheitern. Sie wollte schreien und schluckte giftgrünes Seewasser. Da packte jemand von oben ihren Arm. Eine große Kraft katapultierte Nadja in die Höhe, entriss sie dem Froschwesen. Ihr Kopf brach durch die Wasseroberfläche, und sie sog gierig die Luft ein, hustete und würgte Wasser in einem Schwall hervor. Vor ihrem verschleierten Blick ragte ein spitzohriger Mann in schwarzer Rüstung auf, der sie zu sich hochzog. Der Elf stand
auf
dem See. Er war ungewöhnlich bleich, die Haut kalkweiß, nur ein schmaler Strich in der Mitte seiner Unterlippe schimmerte dunkelrot.
    »Tschotor Samimasan«, sagte er in höflicher Tonlage.
    Während er Nadja auf seine Arme nahm und über den See trug, versuchte sie zu ergründen, was das hieß. Die Laute der Elfensprache waren nicht so bedeutend. Wichtiger war die Botschaft, die sich einem konzentrierten Zuhörer mit Elfengehör von selbst entfalten konnte.
    Ich glaube, er hat Entschuldigung gesagt
, erkannte sie verblüfft.
    »Danke«, brachte sie hervor, als der Fremde sie sicher auf das moosbewachsene Ufer setzte. Die Marderkobolde waren verschwunden. »Was waren das für Geschöpfe?«
    »Kappa«, antwortete der hochgewachsene Mann mit den hüftlangen schwarzen Haaren. Hinter seinen Schultern ragten die Griffe zweier Schwerter auf. Die Züge in seinem Gesicht wirkten

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