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Ragnarök

Ragnarök

Titel: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Archer
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Schachtes und tat einen Schritt hinaus ins Leere.
    Und wie Janeway und Tuvok sank auch er langsam nach unten.
    Es war eine höchst merkwürdige Empfindung. Er hatte
    keineswegs den Eindruck zu fallen. Statt dessen kam es ihm eher so vor, als wäre er aus einem Bereich niedriger Schwerkraft in absolute Schwerelosigkeit übergewechselt. Doch immerhin schienen sich die Wände des Schachtes zwar langsam, aber mit stetig steigendem Tempo nach oben zu bewegen, während er hinabschwebte.
    Seine Geschwindigkeit während des Falls war nicht größer als die eines Spaziergängers. Dann erreichte er den Boden – und prallte ab.
    Tuvok und Janeway packten ihn, bevor er den Schacht um mehr als einen Meter wieder hinaufgetrieben war, und zogen ihn nach unten. Einen Moment später hatten alle drei festen Boden unter den Füßen – der dem Fähnrich freilich nicht so sicher erschien, wie es ihm lieb gewesen wäre – und ließen die Lichtkegel ihrer Lampen umherwandern.
    Es war nicht eindeutig erkennbar, welchem Zweck der Schacht und der Raum an seinem Ende ursprünglich gedient hatten. Nach Kims Ansicht konnte es sich ebensogut um einen Abfallschacht wie um eine Art Lagerraum gehandelt haben, vielleicht sogar um einen Luftschutzkeller. Doch aus welchem Grund auch immer diese Anlage gebaut worden sein mochte, jetzt stellte der Raum am Ende des Schachtes nichts weiter als einen von Trümmern bedeckten Ort dar.
    »Wonach suchen wir eigentlich, Captain?« fragte der Fähnrich.
    »Danach«, antwortete Janeway mit einem traurigen Unterton in der Stimme.
    Kim richtete seine Lampe auf den Punkt, den Janeways
    Lichtkegel erfaßt hatte.
    »Oh!« stieß er hervor.
    Sie lagen zusammengedrängt in einer Ecke, halb unter
    Gesteinstrümmern begraben. Drei Gestalten, eine große und zwei kleinere. Die große entsprach ungefähr Kims Statur, auch wenn sie kürzer und rundlicher wirkte, während die beiden anderen nur etwa halb so groß waren.
    Sie wirkten grau und geschrumpft, mumifiziert durch die lange Zeitspanne, die sie dem Vakuum ausgesetzt waren, doch ganz offensichtlich waren sie einmal lebendige Geschöpfe gewesen.
    Jedes von ihnen besaß einen Kopf und vier Arme. Ihre Beine, sofern sie überhaupt welche hatten, lagen unter den Trümmern verborgen. Im ersten Moment kam es Kim so vor, als hätten sie überhaupt keine Sehorgane, doch dann revidierte er seine Mutmaßung; jene Dinge auf ihren Köpfen, die er zunächst für Antennen gehalten hatte, sahen doch mehr wie Augenstiele aus.
    »Es scheint, der Planet war noch bewohnt, als er zerstört wurde«, sagte Janeway.
    Tuvok untersuchte die bedauernswerten kleinen Leichen mit seinem Tricorder und meinte: »Offenbar sind diese Wesen als Folge der Zerstörung des Planeten ums Leben gekommen,
    Captain. Zeitpunkt und Art ihres Todes entsprechen dieser Hypothese. Allerdings können wir nicht mit Sicherheit feststellen, ob wir es hier mit intelligenten Lebewesen zu tun haben oder nur mit Vertretern der hiesigen Tierwelt.«
    Janeway bückte sich und nahm einen Gegenstand aus der Hand der kleinsten der drei Mumien.
    »Können wir das wirklich nicht?« fragte sie und hielt den Gegenstand hoch.
    Es handelte sich um Stoffstücke, zusammengenäht und in eine bestimmte, erkennbare Form gebracht.
    Eine Puppe in Gestalt eines der vierarmigen, stieläugigen Aliens. Das Spielzeug war in ein winziges Hemd gekleidet, dessen Stoff ein dekoratives Muster aufwies – ein Muster wie jenes, das sie auf den Steinen an der Oberfläche des Asteroiden entdeckt hatten.
    »Tiere stellen kein Spielzeug in Form ihrer eigenen Gestalt her, Mr. Tuvok«, sagte Janeway.
    »Das ist richtig«, bestätigte der Vulkanier.
    Kim schaute von der kleinen Stoffpuppe zu den Mumien und erschauerte in seinem Raumanzug. Was sich zugetragen hatte, lag klar auf der Hand. Ein Elternteil und zwei Kinder hatten hier Schutz gesucht und in der Falle gesessen, als das Ende kam. Und jetzt waren sie noch immer hier, tot seit drei Jahrhunderten…
    »Wir haben gesehen, was ich sehen wollte«, erklärte Janeway und tippte auf ihren Kommunikator. »Drei Personen
    hochbeamen.«
    Fünfzehn Minuten später befanden sich die drei wieder auf der Brücke. Janeway hielt die Puppe in der Hand und betrachtete sie jetzt genauer.
    Sie war brüchig und stand dicht davor, sich in Staub aufzulösen.
    Nach drei Jahrhunderten im absolutem Vakuum waren auch die letzten Reste jeglicher Feuchtigkeit verdunstet, die sich einst in dem Gewebe befunden haben mochte. Einer der

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