Ragnarök
gelitten hatte.
Chakotay hatte gegen die Cardassianer gekämpft, das stimmte, doch er hatte sich dem Maquis angeschlossen, um seine Heimat zu verteidigen, und nicht etwa auf der Suche nach Macht, Ruhm oder Abenteuern.
Allen guten Absichten zum Trotz qualifizierte ihn seine Friedensliebe aber noch nicht für diese Aufgabe.
»Sie sind nicht gerade ein ausgebildeter Diplomat,
Commander«, meinte sie.
»Nein«, stimmte der Erste Offizier zu, »ich bin ein Krieger.« Er nickte zum Schirm hinüber. »Genau wie die Leute dort draußen.
Ich nehme an, ich werde diese Menschen ebensogut verstehen wie jeder andere an Bord dieses Schiffes, Neelix vielleicht ausgenommen.«
Es gab wenig, was Janeway dagegen hätte einwenden können.
Zudem besaß sie großen Respekt vor Chakotays Fähigkeiten. Und Neelix konnte sie wohl kaum als Botschafter losschicken.
»Also gut«, sagte sie. »Nun, die Transporter werden wir bei all den aktivierten Schilden dort draußen nicht einsetzen können.
Wir müssen also auf das Shuttle zurückgreifen, um Sie an Ihren Einsatzort zu befördern.«
»Aber wir verfügen nur über ein funktionsfähiges Shuttle«, wandte Paris ein. »Ich dachte, Sie wollten beiden Seiten einen Unterhändler schicken.«
»Was ich will, Mr. Paris, und was ich tatsächlich tun kann, deckt sich leider nicht immer«, erklärte Janeway mit einem bitteren Unterton. »Allerdings habe ich tatsächlich vor, Botschafter zu beiden Parteien zu entsenden. Sofern Mr. Neelix nicht bereit ist, uns die Benutzung seines Schiffes zu gestatten, wird unser Shuttle eben beide transportieren müssen.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und sah zu dem Talaxianer hinauf.
»Das ist unmöglich«, rief Neelix und hob abwehrend beide Hände. »Ich werde mein Schiff auf keinen Fall näher an die Schlacht heranbringen.«
Janeway mußte diese Entscheidung akzeptieren, auch wenn sie davon nicht gerade begeistert war.
»Chakotay hat sich bereit erklärt, als einer der Botschafter zu fungieren«, sagte sie und blickte zur Funktionsstation hinüber.
»Ich glaube, Fähnrich Bereyt hat im bajoranischen System ein wenig diplomatische Erfahrung gesammelt. Mr. Kim, würden Sie sie bitten, sich im Shuttlehangar mit dem Ersten Offizier zu treffen? Außerdem brauchen wir natürlich noch eine Besatzung für das Shuttle…« Janeway richtete ihren Blick auf die
Navigationskonsole und Lieutenant Tom Paris, der bekanntlich der beste Pilot an Bord der Voyager war.
»Ich werde gehen«, sagte Harry Kim.
Überrascht sah Janeway wieder zum Kommunikationsoffizier hinüber. »Ach?« sagte sie.
»Natürlich nur mit der Erlaubnis des Captains«, fügte Kim eilig hinzu. Seine Stimme klang etwas unsicher. »Sie werden Mr. Paris hier brauchen, Captain, falls es zu einer Auseinandersetzung kommt. Ich meine, wenn wir uns zuerst den P’nir nähern, könnten die Hachai das falsch auffassen und versuchen, die Voyager zu zerstören…«
»Oder umgekehrt«, sagte Chakotay. »Ich stimme dem zu,
Captain. Es wäre mir sehr recht, wenn Sie Mr. Kim als Piloten für mich abstellen und Paris an Bord der Voyager belassen.«
Diese Äußerung überraschte Kim ebensosehr, wie seine
freiwillige Meldung zuvor Janeway überrascht hatte. Er hatte angenommen, Chakotay würde ihn nicht besonders mögen.
Natürlich war es auch möglich, daß der Erste Offizier Paris noch weniger leiden konnte. Kim war sich bisher noch nicht über die eigenartige Beziehung zwischen Paris und Chakotay klar geworden. Sie schienen einander zu verabscheuen und sich doch gleichzeitig zu respektieren. Chakotay hatte Paris als Söldner und als Verräter an der Sache des Maquis betrachtet, während Paris den Commander, soweit Kim das beurteilen konnte, für einen arroganten Idealisten zu halten schien. Trotzdem hatten die beiden sich gegenseitig das Leben gerettet…
Doch dann sagte sich Kim, daß er nicht besonders gut darin war, die Beweggründe anderer Menschen einzuschätzen. Das gelang ihm ja nicht einmal bei sich selbst. Und solange er selbst nicht genau wußte, weshalb er sich freiwillig gemeldet hatte, um das Shuttle zu steuern, wie sollte er da wissen, was hinter Chakotays tätowierter Stirn oder Paris’ sorglosem Lächeln vorging.
Der Captain betrachtete Kim nachdenklich. Der Fähnrich fragte sich, ob sie seine Motive besser verstand als er selbst. Fast war er geneigt, das anzunehmen.
»Also schön«, stimmte Janeway schließlich zu. »Ich glaube, zur Sicherheit sollte noch eine weitere Person
Weitere Kostenlose Bücher