Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
jederzeit mit Axt oder Schwert austragen, wenn du den Mut dazu hast. Aber du solltest eines dabei bedenken: Njordir hat sein Wort in dieser Frage längst gesprochen, denn andernfalls hätte er die winterländischen Kapitäne in den Jahren seit dem Auffinden meines Sohnes Bjonn Dunkelhaar nicht mit so reichhaltiger Beute beglückt!“
Aeriggr bedachte Rajin kurz mit einem abschätzigen Blick. „Ich habe nie daran gezweifelt, dass dein Sohn Bjonn mit irgendwelchen übernatürlichen Mächten im Bund stehen muss – ob es nun Njordir selbst ist oder ob deinem Sohn einfach nur die Elementargeister gewogen sind, vermag ich nicht zu sagen, dazu fehlt mir das nötige Wissen über derlei Dinge. Aber wenn seit sehr langer Zeit zwei Drachen in die ihnen verhasste Kälte von Winterland fliegen, dann werden ja wohl ein paar Gedanken über die Ursache dieses merkwürdigen Ereignisses erlaubt sein, Wulfgar Wulfgarssohn!“
„Und was sind das für Gedanken?“, fragte Wulfgar herausfordernd.
„Wie schon gesagt wurde: Ein wilder Drache würde nicht freiwillig so weit in den Norden fliegen.“
„Früher soll das des Öfteren geschehen sein“, hielt Wulfgar dagegen.
„Aber das ist so lange her, dass niemand mehr mit Sicherheit sagen kann, ob es stimmt!“
„So zweifelst du an den Worten, die uns mein Vorfahr Wulfgar Eishaar gab?“ Wulfgar war mittlerweile sichtlich verärgert.
Aeriggrs Hand umfasste bereits den Griff des Schwerts, das er entgegen der Gewohnheit vieler Seemammutjäger nicht auf dem Rücken, sondern an der Seite trug. „Ich zweifle lediglich am Gedächtnis derer, die Eishaars Worte im Laufe der Zeit von Generation zu Generation weitererzählten.“
Rajin erkannte, das alles auf einen handfesten Streit zwischen den beiden Kapitänen hinauslief. Einen Streit, der den Anlass nicht lohnte, wie er fand. Also mischte er sich ein. Schließlich war er die Ursache für den Zwist, und nach all den Jahren, in denen sich Wulfgar Wulfgarssohn immer schützend vor seinen Ziehsohn gestellt hatte, war es an der Zeit, selbst für sich einzustehen.
„Beleidige nicht die Ahnherren unserer Sippe!“, herrschte er Aeriggr an. „Wenn du mir etwas vorwerfen willst, dann wende dich damit an mich und nicht an meinen Vater!“
Rajin trat auf den Wilden Aeriggr zu, ohne aber durch eine Bewegung oder Geste erkennen zu lassen, dass er zum Schwert greifen wollte. Im Gegenteil, er stemmte die Hände in die Hüften. „Also, Aeriggr. Was wirfst du mir vor?“
„Es ist doch bekannt, dass Drachenier eine besondere geistige Verbindung zu Drachen haben“, sagte Aeriggr. „Vielleicht hast du diese Ungetüme ja gerufen!“
Rajin lag eine entsprechende Erwiderung auf der Zunge, aber erneut war er unfähig, auch nur ein einziges Wort herauszubringen. „Schweig!“, dröhnte die Stimme Liishos in seinem Kopf, und es gab keine Möglichkeit für Rajin, sich diesem Befehl zu entziehen.
„Was du redest, ist Unsinn, Aeriggr!“, schritt Wulfgar erneut ein. „Nur die Macht der Drachenringe des Kaisers von Drakor vermag den Willen wilder Drachen zu zähmen – und kein drachenischer Drachenreiter wäre in der Lage – selbst bei noch so guter Ausbildung –, einen Drachen zu reiten, wenn dessen Willen nicht durch die Macht der kaiserlichen Ringe gebrochen ist!“
„Und was ist mit den Geschichten über Drachenier, die Drachen mit der puren Kraft ihres Willens herbeizurufen vermögen?“, fragte Aeriggr.
„Geschichten – mehr nicht!“, meinte Wulfgar. „Geschichten, die uns die Drachenier fürchten lassen sollen, damit wir weiter mit ihnen Handel treiben, anstatt ihre Küsten zu plündern, wie es unsere Ahnen taten.“
„Es ist doch bekannt, dass in den Adern vieler Drachenier magisches Blut fließt“, entgegnete Aeriggr.
„Soweit ich weiß, nur in denen der Mitglieder des Kaiserhauses und ihrer adeligen Abkömmlinge“, sagte Wulfgar. „Aber auch da bin ich mir nicht sicher, ob es sich nicht nur um eine Legende handelt, die dazu dient, dem Kaiser und der Kaste der Drachenreiter-Samurai die Macht zu erhalten. Schließlich könnte ja sonst das gemeine Volk auf den Gedanken kommen, dass jeder die Fähigkeit hat, einen Drachen zu reiten!“
„Wulfgar Wulfgarssohn hat recht!“, mischte sich nun Bratlor Sternenseher ein. „Ich habe früher auf Schiffen gedient, die regelmäßig nach Etana und Jandrakor segelten, und war neben der Sternennavigation auch für die Verhandlungen mit den drachenischen Geschäftspartnern zuständig,
Weitere Kostenlose Bücher