Rambo
Rast tat ihm wohl. Er hob sein Gewehr an die Schulter und zielte auf Teasle, während dieser mit dem Mann in Grün sprach. Wie überrascht würde er sein, wenn ihn mitten im Wort eine Kugel in den Hals traf und auf der anderen Seite wieder austrat. Ein guter Witz! Rambo war so fasziniert von der Idee, daß er fast abgedrückt hätte.
Das wäre jedoch ein Fehler gewesen. Gewiß, er wollte ihn töten. Nach der Angst, die er ausgestanden hatte, als er zwischen dem Polizeiaufgebot und dem Hubschrauber in der Falle saß, waren ihm alle Mittel recht, um davonzukommen. Er dachte an die zwei Männer im Hubschrauber, die er getötet hatte, und es kam ihm zum Bewußtsein, daß ihn die Sache weniger berührte als der Tod von Galt. Er gewöhnte sich langsam wieder an den Tod.
Die Frage war, was den Vorrang hatte. Die Felswand würde Teasle nicht lange aufhalten. Vielleicht eine Stunde. Auch wenn er Teasle erschoß, würde man die Verfolgung nicht abbrechen. Sie hatten immer noch die Spürhunde, die ihm nachhetzen würden. Ja, die Hunde. Sie waren nicht bösartig wie die deutschen Schäferhunde, die er im Krieg gesehen hatte, aber immerhin waren sie von Natur aus Jäger und würden ihn vielleicht anfallen, wenn sie ihn einholten, statt ihn nur zu stellen, wozu sie als Jagdhunde abgerichtet waren. Also mußte er sie als erste erschießen. Erst dann würde er Teasle umlegen. Oder den Mann in Grün, falls er ihn vor Teasle zu Gesicht bekam. Nach der Art, wie er die Hunde führte, verstand er offensichtlich sein Geschäft. Sobald er und Teasle tot waren, würden die anderen ratlos sein und wahrscheinlich nach Hause gehen.
Ganz bestimmt verstanden sie nichts von dieser Art des Kämpfens. Rambo prustete verächtlich, als er sah, wie sie in voller Sicht auf dem Kamm herumstanden oder saßen. Offenbar kam ihnen nicht einmal der Gedanke, daß er sich noch in der Nähe aufhalten könnte. Der Mann in Grün hatte Mühe, die Hunde zu beruhigen, die sich in den Leinen verwickelt hatten. Er schnallte die Hauptleine auf und übergab drei der Hunde einem Polizisten. Rambo lag im kühlen Unterholz und schoß zwei von ihnen ab. Er hätte mit dem nächsten Schuß auch den dritten getroffen, wenn ihn der Mann in Grün nicht vom Felsrand zurückgerissen hätte. Die Polizisten schrien herum und begaben sich schleunigst außer Sichtweite. Die anderen Hunde spielten verrückt und versuchten jaulend, sich loszureißen. Schnell schoß Rambo noch einen ab. Ein anderer glitt aus und fiel über die Klippe. Statt loszulassen, versuchte der Polizist, der ihn an der Leine hielt, ihn wieder hochzuziehen, wobei er das Gleichgewicht verlor und ebenfalls abstürzte, wobei er den letzten Hund, den er noch an der Leine hatte, mit sich riß. Der Mann heulte noch einmal laut auf, bevor er tief unten auf den Felsen aufschlug.
8
Einen Augenblick lang lagen alle wie gelähmt auf dem Boden. Es war windstill, und die Sonne brannte auf sie nieder. Es war ein sehr langer Augenblick. Dann raffte Shingleton sich auf, zielte nach unten und begann auf den Waldrand zu schießen. Nach vier Schüssen folgte einer seiner Kollegen seinem Beispiel, dann der nächste und noch einer, bis alle außer Teasle und Orval den Waldrand mit schwerem Feuer belegten. Es knatterte, als wenn man einen gefüllten Patronengurt ins Feuer geworfen hätte und die Patronen in kurzer Reihenfolge explodierten.
»Das genügt«, befahl Teasle.
Keiner gehorchte ihm. Alle lagen flach in Deckung hinter Felsblöcken und Erdhügeln und ballerten, was das Zeug hielt. Krack, krack, krack. Die Hand am Abzug in ständiger Bewegung, schossen sie, ohne richtig zu zielen, eine Patrone nach der anderen ab. Der Rückstoß hämmerte ihnen gegen die Schulter. Krack, krack, krack. Teasle lag ausgestreckt in einer Steinrinne und brüllte: »Das genügt, habe ich gesagt! Stopp!«
Aber sie feuerten weiter und schossen auf die Baumreihe am Waldrand. Wo immer die Erde aufspritzte, schlug gleich darauf ein zweiter Schuß ein, weil es so aussah, als ob sich dort jemand bewegt hätte. Man lud von neuem und schoß weiter aus Gewehren verschiedenster Art – Winchester, Springfield, Remington, Marlin, Savage mit unterschiedlichen Kalibern .270, .300, .30-06, .30-30. Manche Ladestreifen hatten sechs Patronen, andere sieben oder neun. Überall lagen leere Patronenhülsen herum, und es wurden immer mehr. Orval hielt seinen letzten Hund fest und schrie: »Aufhören!«
Teasle erhob sich aus seinem Felsgraben und bückte sich wie zum
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